Mit der bei diesem Test mittlerweile üblichen Verzögerung hat Tesla am Wochenende begonnen, seine Beta-Software FSD für das Autopilot-System auf erste Elektroautos auch in Kanada zu schicken. Das meldeten mehrere dafür ausgewählte Besitzer in sozialen Medien, wobei einem davon gleich auffiel, dass man die FSD-Software in der Innenstadt von Toronto nicht nutzen kann. Sie komme noch nicht mit den Straßenbahnen dort zurecht, erklärte CEO Elon Musk dazu – und ließ in derselben Nachricht wissen, dass ein wichtiges Mitglied des Autopilot-Teams für die Weiterentwicklung vorübergehend nicht zur Verfügung steht.
Gesicht von Tesla-Autopilot macht Pause
Andrej Karpathy gehört zu den wenigen Tesla-Mitarbeitern außer CEO Musk, die regelmäßig öffentlich auftreten und unter eigenem Namen in sozialen Medien aktiv sind. Sein offizieller Titel lautet Senior Director of AI. Beides zusammen machte ihn zu so etwas wie dem Gesicht für Teslas Arbeit an Software für autonomes Fahren. Unter anderem unterstützte er öffentlich den Kurs des Tesla-Chefs, dieses Ziel allein mit der Auswertung von Kamera-Bildern zu erreichen.
Gelegentlich wurde Karpathy auch als Chef der ganzen Autopilot-Entwicklung bei Tesla bezeichnet, aber das stellte Musk im vergangenen Juli richtig: Technisch gesehen liege die Leitung für den Software-Teil des Systems bei drei Personen einschließlich des KI-Direktors, erklärte er. Eigentlich funktioniere das Team aber wie die Ritter der Tafelrunde, also ohne Rang-Unterschiede. Der eigentliche Autopilot-Chef sei jemand anderes, legte Musk im Dezember nach. Ungefähr seit dieser Zeit gab es auch schon Gerüchte, Karpathy werde bei Tesla aussteigen.
https://twitter.com/karpathy/status/1508148604149587972
Zur Gänze haben sie sich jetzt nicht bewahrheitet, aber teilweise: Mit einem „übrigens“ leitete CEO Musk am Sonntag in seiner Twitter-Nachricht zu FSD in Kanada zu der Information über, dass Karpathy sich derzeit in einem etwa vier Monate währenden Sabbatical befinde. Wenig später wurde das von dem KI-Chef selbst bestätigt. Er nehme nach fast fünf Jahren in dem Job eine Auszeit, um sich auszuruhen und zu reisen, aber auch um sich technisch auf den neuesten Stand zu bringen, schrieb Karpathy. Er freue sich schon darauf, anschließend wieder zu all den Robotern und Computer-Clustern bei Tesla zurückzukehren.
Fondsmanager sieht Karpathy-Abschied auf Raten
Angesichts der Prominenz von Karpathy gaben sich mit der Sabbatical-Erklärung nicht alle Beobachter zufrieden. Der Fondsmanager Taylor Ogan, der schon seit Mitte 2021 einen Weggang des KI-Chefs kommen sah, fühlte sich bestätigt und interpretierte die Nachricht als ersten Schritt für einen kompletten Abschied von Tesla. Einen solchen Fall hat es in der Vergangenheit tatsächlich schon gegeben, allerdings nicht in Reinform: Im August 2015 nahm der frühere Daimler-Manager Jerome Guillen eine Auszeit und kam knapp ein Jahr später als Leiter des Lastwagen-Programms bei Tesla zurück. Erst weitere fünf Jahre später schied er tatsächlich ganz aus dem Unternehmen aus.