Schon mehrfach hat Tesla-CEO Elon Musk angekündigt, die gewohnten Wellen von Auslieferungen zumeist erst im letzten Monat jedes Quartals zu brechen. Ende 2022 schienen die Voraussetzungen dafür gut, denn Tesla produzierte im vierten Quartal deutlich mehr Elektroautos, als ausgeliefert wurden, sodass mit einem größeren Start-Bestand auf den Märkten zu rechnen war, die sonst bis Ende des Quartals auf das Eintreffen von Schiffen warten müssten. Tatsächlich waren die Tesla-Verkäufe in Europa in 2023 bislang fast doppelt so hoch wie Anfang 2022 – aber trotzdem sieht es im März noch nach dem gewohnten Schluss-Spurt aus.
Bis zu 450 Model 3 auf Passagier-Fähre
So hat Tesla in dem Elektroauto-Leitmarkt Norwegen, wo tägliche Statistiken veröffentlicht werden, im März soeben die eigenen Neuzulassungen von Dezember 2022 übertroffen, die mit 5237 Model 3 und Model Y die zweithöchste Monatszahl für die Marke überhaupt darstellten. Bis zum Allzeit-Rekord von September 2021 fehlten laut der Seite teslastats.no am Donnerstagvormittag noch einige hundert, doch wenn das Tempo der letzten Tage anhält, dürfte er ebenfalls noch übertroffen werden.
Als einen der Gründe für den Wunsch, das gewohnte Wellen-Muster bei den Auslieferungen zu beenden, nannte Tesla die hohen Kosten und mangelnde Verfügbarkeit von Transport-Mitteln an Quartalsenden. Und laut einem Bericht ist Tesla davon auch zu Beginn von 2023 noch betroffen – und geht gewohnt unkonventionell damit um. In dieser Woche soll eine Fähre, die normalerweise Passagiere zusammen mit ihren Fahrzeugen von Deutschland nach Schweden bringt, stattdessen hunderte Elektroautos von Tesla transportiert haben.
Dabei handele es sich um die Ostsee-Fähre Tom Sawyer (s. Foto oben), berichteten am Donnerstag die Kieler Nachrichten. Regulär fahre das Schiff von Rostock ins schwedische Trelleborg, sei aber am Montag stattdessen im belgischen Zeebrugge eingetroffen und habe dort bis in die Nacht Fahrzeuge von Tesla geladen. Im Idealfall würden 450 Model 3 auf die Tom Sawyer passen, die „bis auf den letzten Meter vollgeparkt“ gewesen sei. In der Nacht auf Dienstag habe das Schiff abgelegt und am Donnerstag den Nord-Ostsee-Kanal passiert.
Kein Platz für Tesla auf Batterie-Schiff
Der belgische Beobachter @LucWaterlot, der im Hafen Zeebrugge arbeitet und von dort regelmäßig Tesla-Infos und -Bildmaterial liefert, bestätigte auf Anfrage von teslamag.de, dass die Tom Sawyer am Montag und Dienstag dort gelegen habe. Es sei wohl sogar nicht das erste Mal, dass Tesla sich für Transporte innerhalb Europas einer Passagier-Fähre von TT Line bedient. Unter anderem habe er schon Mitte Januar ein Schiff dieser Reederei erstmals in Zeebrugge gesehen, möglicherweise ebenfalls im Tesla-Auftrag.
Laut dem Bericht der Kieler Nachrichten ist aktuell nach der ersten Tour ein weiterer Tesla-Transport mit der Tom Sawyer nach Schweden geplant. Eigentlich seien dafür neue Auto-Transporter der norwegischen Reederei UECC vorgesehen gewesen, die mit Batterie- und LNG-Antrieb fahren, doch die hätten keine Kapazitäten mehr frei gehabt. Eine Lücke in den Fährdienst von Rostock soll die zeitweilige Zweckentfremdung der Tom Sawyer aber nicht reißen: Die volle Kapazität zwischen Deutschland und Schweden werde erst wieder mit Beginn der Osterferien gebraucht. Die neueste Tesla-Welle für Europa dürfte dann schon beendet sein.