Der Delivery Day, bei dem Tesla am kommenden Dienstag die ersten 30 Model Y aus der deutschen Gigafactory übergeben möchte, dürfte prominent besucht sein. Am Freitag bestätigte eine Sprecherin, dass Bundeskanzler Olaf Scholz zu der Fabrik in Grünheide bei Berlin kommen möchte, um eine Rede zu halten, wenn die Ukraine-Lage es zulässt. Das Bundeswirtschaftsministerium kündigte die Teilnahme von Minister Robert Habeck an, der ganz Deutschland vor kurzem zu Tesla-Geschwindigkeit angehalten hat. Einen bekannten Experten aber, der von einem der Abholer zu der Veranstaltung eingeladen wurde, will Tesla nicht dabei haben.
Deutscher „Doc Tesla“ darf nicht kommen
Der Kfz-Sachverständige Ove Kröger ist eine feste Größe in der Tesla- und Elektroauto-Szene. Unter anderem startete er vor rund fünf Jahren einen YouTube-Kanal, in dem es anfangs fast ausschließlich um Tesla und später zunehmend auch andere Marken ging. Außerdem zählt Kröger zu den Ausrichtern des deutschen E-Cannonball. Wegen seiner frühen Beiträge und heutigen Beratungsangebote bei Neu- und Gebrauchtkauf nennen manche ihn immer noch Doc Tesla, obwohl er selbst inzwischen einen Porsche Taycan fährt (s. Foto oben).
Doch dieser Mann, der Tesla nach eigenen Angaben innerhalb von sieben Jahren mit Empfehlungen mehr als 800 neue Kunden vermittelt hat, soll bei dem großen Delivery Day nächste Woche nicht dabei sein. Jeder der 30 Kunden, die am Dienstag ihr Model Y Performance aus der deutschen Gigafactory bekommen sollen, darf drei Gäste mitbringen, die er vorher anmelden muss. Einer von ihnen nahm Kröger auf die Liste – und dem wurde dann nach eigenen Angaben von einem Tesla-Mitarbeiter mitgeteilt, dass er dort „nicht willkommen“ sei.
.@elonmusk and @Tesla a friend got invitation for Giga 4 opening and wanted me to join for receiving his Y Performance. I did a lot for Tesla with over 800 Referrals last 7 Years and was told from Tesla employee: you are not welcome. I would like to understand this philosophy.
— Ove Kroeger T&T Emobility (@KroegerOve) March 16, 2022
Darüber informierte Kröger in dieser Woche enttäuscht auf Twitter. Seine Nachfrage an die Accounts von Tesla und Elon Musk wurde von den Adressaten zunächst nicht beantwortet, ansonsten löste die Mitteilung teils Mitgefühl, teils Häme und teils Spekulationen über die Gründe hinter der Ausladung aus. Eine Vermutung lautete, ein aktuelles Video Kröger über das Elektroauto Lucid Air sei auf Missfallen gestoßen, eine andere, Tesla wolle keine Stars außer seinem Model Y vor Ort haben und jedenfalls niemanden, der es gleich kritisch unter die Lupe nimmt.
Selektive Beobachtung für Gigafactory
2018 und 2019 habe er noch Einladungen zur Vorstellung von Model Y und Cybertruck in den USA sowie zum Start einer SpaceX-Rakete bekommen, berichtete Kröger teslamag.de auf Nachfrage weiter aus seiner Vergangenheit mit mehr Nähe zu Tesla. Nachdem sein Freund ihn für den Delivery Day angemeldet habe, sei er kontaktiert worden und habe zunächst zugesagt, bei der Veranstaltung nicht zu filmen. Das habe aber nichts genutzt: Seine Anwesenheit sei als nicht erwünscht bezeichnet worden, und Tesla habe sogar gedroht, seinen Freund wieder auszuladen, wenn der auf seiner Gäste-Liste besteht. Neben Kröger stand nach dessen Angaben noch seine Ehefrau sowie der Elektroauto-YouTuber Alexander Bangula darauf.
Den Rat, sich verkleidet und mit falschem Namen auf das Gigafactory-Gelände zu schmuggeln, will Kröger nicht annehmen, wie er teslamag.de schrieb: „Ich werde nicht hinfahren“. Er möchte aber beobachten, ob Tesla möglicherweise andere Gäste mit YouTube-Hintergrund hat. Denn das Unternehmen scheint neuerdings tatsächlich selektiver mit Blick auf die Frage zu werden, welche Neugierigen es nah an sich heranlässt: Dem bekannten Gigafactory-Beobachter @Gf4Tesla wurde am Donnerstag von Tesla die Überflug-Erlaubnis mit seiner Drohne entzogen.