Mit seinem überraschenden Einstieg bei Twitter dürfte Tesla-Chef Elon Musk bereits einen dreistelligen Millionen-Gewinn gemacht haben. Nachdem er Anfang April seinen Kauf von insgesamt gut 9 Prozent der Aktien an der Kurznachrichten-Plattform gemeldet hatte, machte der Kurs einen Sprung nach oben und hält sich weiter auf einem deutlich höheren Niveau als zuvor. Allerdings kam die Meldung vom Twitter-Einstieg des Tesla-CEO wohl später als vorgeschrieben. Die Folge könnte eine niedrige Geldstrafe von der SEC sein – aber zusätzlich ist Musk in dieser Angelegenheit jetzt mit einer neuen Sammelklage konfrontiert.
SEC-Strafe und Sammelklage gegen Musk
Wer in den USA mehr als 5 Prozent eines börsennotierten Unternehmens gekauft hat, muss das innerhalb von zehn Arbeitstagen melden. Das tat Musk am 4. April, doch die Meldeschwelle hatte er schon Mitte März überschritten, wie es in seiner Mitteilung auch heißt. Also war er damit einige Tage zu spät dran und konnte mehr Twitter-Aktien kaufen, bevor die Öffentlichkeit von seinem Einstieg erfuhr. Nach einem Bericht von CNBC muss der Tesla-Chef wegen dieses Verstoßes allerdings nur mit einer Geldstrafe in sechsstelliger Höhe rechnen.
Dabei dürfte er durch die verspätete Meldung – ob beabsichtigt oder nicht – viele Millionen gespart haben. Dass ein schneller Gewinn mit Twitter Musks Plan war, lässt sich praktisch ausschließen: Einen Tag nach der ersten Mitteilung reichte er ein neues Börsen-Formular nach, laut dem er mit Twitter eine Aufnahme in das Board ausgehandelt hatte. Dennoch reichte jetzt ein Twitter-Aktionär, der Ende März zu niedrigeren Kursen verkauft hatte, eine Sammelklage gegen Musk in dieser Angelegenheit ein. Laut einem Bericht von The Independent fordert er für sich und andere Betroffene Schadenersatz in ungenannter Höhe.
In den USA kann der teilweise auch Straf-Charakter haben, sodass für Tesla-Chef Musk mehr auf dem Spiel steht als nur der mit Twitter gemachte Extra-Gewinn. In finanzielle Bedrängnis dürfte auch das den reichsten Menschen der Welt nicht bringen. Aber es bedeutet eine weitere juristische Ablenkung für ihn. Bald soll zum Beispiel ein Prozess beginnen, in dem Aktionäre Schadenersatz in einer anderen Twitter-Angelegenheit fordern: Mitte 2018 hatte Musk dort geschrieben, die Finanzierung für einen Wegkauf von Tesla von der Börse gesichert zu haben, was den Kurs bewegte, in den Augen der Börsenaufsicht SEC aber keine faktische Grundlage hatte.
Tesla-Chef könnte Twitter jetzt kaufen
Von den Plänen, die er mit Twitter verfolgt, dürfte sich Musk allerdings auch durch eine weitere Sammelklage nicht abbringen lassen. Nachdem er zunächst den Board-Einstieg verhandelt und im Gegenzug zugesagt hatte, während seiner Amtszeit nicht mehr als insgesamt 14,9 Prozent der Anteil an dem Unternehmen zu kaufen, wurde in dieser Woche beides abgesagt. Der Tesla-Chef wird also kein Insider, für den besondere Verhaltensregeln gelten, kann Twitter als größter Einzelaktionär aber von außen nach Belieben beeinflussen – und jetzt theoretisch auch eine Mehrheit an dem Dienst kaufen, dessen Marktkapitalisierung zuletzt für Musk vergleichsweise bescheidene knapp 36 Milliarden Dollar betrug.