Fast zehn Jahre dauerte es, bis nach dem Ende des Space Shuttle wieder ein US-Raumschiff von US-Boden aus US-Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS bringen konnte. Möglich wurde das im Mai 2021 mit einer Rakete und Kapsel von Elon Musks Raumfahrt-Unternehmen SpaceX, aber auch Tesla spielte eine prominente Rolle dabei: Bei den Proben und auch später vor der ISS-Mission wurde die Crew in einem weißen Model X mit Nasa-Logo zum Startplatz gefahren. Als Nächstes soll SpaceX die USA sogar zurück auf den Mond bringen helfen – aber das traditionell als Astrovan bezeichnete Gefährt für die letzten Meter auf der Erde soll dann von einem anderen Elektroauto-Hersteller kommen.
Startup Canoo sticht Tesla bei Nasa aus
Canoo ist eines der vielen Startups, die in den vergangenen Jahren im Windschatten von Tesla in den USA gegründet wurden. Das 2017 gestartete Unternehmen konzentriert sich auf praktische Fahrzeuge in Form eines Lieferwagens und eines Van auf der gleichen Skateboard-Plattform, später kam ein Pickup hinzu. Optisch erinnerte vor allem die Lieferwagen-Variante an den Tesla Cybertruck: Sie ist ähnlich metallisch und kantig, steht allerdings recht aufrecht da statt keilförmig wie der Cybertruck.
Bis zur nächsten bemannten Mond-Mission der Nasa dürfte auch der Tesla-Pickup zu kaufen sein, denn vor kurzem bekräftigte CEO Elon Musk dessen Start im nächsten Jahr, und mit Crew zum Erdtrabanten wollen die USA nicht vor 2024. Den Auftrag für das letzte Stück ihrer Beförderung hat vor etwa einem Jahr SpaceX bekommen, sodass eine noch futuristischere Anfahrt der Astronauten zu ihrer Rakete im Cybertruck denkbar war. Auch das Tesla Model X mit seinen Flügeltüren hätte sich bestimmt wieder gut gemacht. Doch diesen irdischen Auftrag hat die Nasa jetzt an Canoo vergeben.
Das bestätigte das Unternehmen in dieser Woche. Canoo sei von der Nasa ausgewählt worden, Crew Transportation Vehicles für die Mond-Exploration im Rahmen von Artemis zur Verfügung zu stellen, heißt es in einer Mitteilung. Bis Juni 2023 sollen dafür mehrere Elektroautos auf der Grundlage des als LV bezeichneten Passagier-Modells geliefert werden. In einem Computer-Foto (s. oben) zeigte Canoo auch schon, wie sie im Einsatz aussehen könnten: Drei der Elektroutos, etwas weniger kantig als die Lieferwagen-Variante, aber silbrig wie der originale Wohnmobil-Astrovan von 1976, stehen oder fahren vor einem Nasa-Gebäude.
Im Elektroauto zur Rakete Richtung Mond
Für die neue Mission Artemis, die vor der Crew-Landung in 2024 mit einem unbemannten Test im kommenden Jahr beginnen sollte, erhält SpaceX etwa 3 Milliarden Dollar von der Nasa. Dabei ist Musks Unternehmen aber nur für die eigentliche Mond-Landung zuständig – Rakete und Kapsel sollen von einem Industrie-Konsortium ohne SpaceX kommen. Ähnlich wie bei dem noch größeren System Starship von SpaceX verzögert sich aber auch hier die Entwicklung. Canoo dagegen liegt mit seinen Elektroautos offenbar noch im Zeitplan. Der Start der Serienproduktion war für 2023 angekündigt. Allerdings hat das Unternehmen im vergangenen Jahr seinen CEO und weitere Führungskräfte verloren, berichtete Bloomberg. Der Nasa-Auftrag soll ein Volumen von 147.855 Dollar haben – nicht viel, aber wie schon Tesla bei den SpaceX-Starts zeigte, kann ein erheblicher Marketing-Effekt hinzukommen.