Eine großzügige Luftschleuse, einen Aufzug und viel Platz – das werden Astronauten im neuen Mondlander von SpaceX finden, mit dem sie in einigen Jahren den Erdtrabanten besuchen sollen. Vor fast einem Jahr erhielt Elon Musks Raumfahrt-Unternehmen von der NASA den Zuschlag für die Entwicklung des Systems für drei Milliarden US-Dollar. Nun veröffentlichte die Agentur Informationen über erste Fortschritte im Entwicklungsprozess.
Luftschleuse und Virtual-Reality-Training
In einer Präsentation des NASA-Managers Kent Chojnacki sieht man – noch als Zeichnung – das mondtaugliche HLS (Human Landing System), das SpaceX auf der Basis einer Starship-Oberstufe entwickelt. Echte Fotos aber zeigen Arbeiten und Tests an Systemen, die für die Sicherheit der Crew und ihren Komfort entscheidend sind. Darunter der „Crew and Cargo Elevator“, ein Aufzug, der an der Außenseite des Mondlanders Astronauten und Fracht zur Mond-Oberfläche hinab transportieren soll. Denn der Starship-Mondlander ist mit einer Höhe von 50 Meter weitaus höher als der einstige Apollo-Mondlander. Da sich im unteren und mittleren Teil Treibstofftanks befinden, werden die Kabinen für Crew und Fracht oben an der Raumfähre sein. Der Aufzug muss von dort rund 35 bis 40 Meter Höhenunterschied überwinden. Zum Vergleich: 1969 setzte Neil Armstrong seinen berühmten ersten kleinen Schritt nach wenigen Leiterstufen auf die Mondoberfläche.
In der SpaceX-Präsentation wird auch die Luftschleuse gezeigt, durch die Astronauten nach draußen zu der Aufzugkabine gelangen können. Der Vorteil: Im Inneren des HLS können sie ihre Raumanzüge ausziehen. Außerdem verhindert die Schleuse, dass nach dem Mond-Spaziergang Staub mit in die Kabine gerät – ein Problem, mit dem die Apollo-Astronauten zu kämpfen hatten. Ebenfalls in der Präsentation zu sehen ist eine Virtual-Reality-Anlage, mit der Entwickler und später wohl auch Astronauten das Leben und Arbeiten in der Mondlander-Kabine simulieren können.
Bis das SpaceX-HLS auf dem Mond landet, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Stark im Verzug sind die NASA-Systeme, die für den Mondflug benötigt werden. Die Schwerlastrakete SLS wird ihren allerersten Flug nach mehreren Jahren Verspätung voraussichtlich im Mai oder Juni diesen Jahres absolvieren, und dabei die NASA-Raumkapsel Orion, die 2014 bereits einmal getestet wurde, für mehrere Tage um den Mond schicken. Diese Mission „Artemis-1“ findet noch ohne Besatzung statt. Frühestens im Sommer 2023 soll das Ganze als „Artemis-2“ dann mit Crew starten. Bei „Artemis-3“ soll schließlich die Landung stattfinden.
Verzögerungen bei NASA und SpaceX
Dazu soll das SpaceX-HLS als Oberstufe einer vollständigen Starship-Rakete in den Erdorbit starten und weiter in einen Mondorbit fliegen. Dort sollen vier Astronauten, die wieder mit SLS und Orion zum Mond geflogen sind, ihre Kapsel an das HLS andocken. Dann sollen ein Mann und eine Frau, darunter eine „person of colour“ (eine nicht-weiße Person) in das HLS umsteigen und damit auf dem Mond landen. Nach einer Woche wird nach den Plänen die Zweier-Crew mit dem HLS in den Mondorbit zurückkehren und von dort mit den anderen beiden Crew-Mitgliedern in der Orion wieder zur Erde fliegen. Artemis-3 wird frühestens 2025 starten, nachdem lange Zeit 2024 geplant war.
Doch auch SpaceX wird noch Zeit brauchen. Zwar wurde die Starship-Oberstufe, auf der das HLS basiert, schon getestet. Wie die aktuelle Präsentation zeigt, sind jedoch noch viele Umbauten und Tests nötig. Voraussichtlich kommen zu den Raptor-Triebwerken noch bis zu 24 weiter oben an den Außenwänden montierte Düsen hinzu, die kurz vor der Landung schonend bremsen und nicht Unmengen von Mondstaub aufwirbeln. Einen ersten unbemannten Demonstrationsflug zum Mond plant SpaceX für nächstes Jahr. Vorausgesetzt das ganze Starship-System – die größte Rakete der Welt – hat bis dahin erste erfolgreiche Flüge in den Erdorbit absolviert. Noch wartet Musks Raumfahrt-Firma auf die Entscheidung der Luftfahrtbehörde FAA, deren Umweltprüfung sich mehrmals verzögerte und die nun zum 28. März abgeschlossen sein soll.