Nach dem ersten unabhängigen Beschleunigungstest mit dem neuen Tesla Model S Plaid tobte kurz ein kleiner Wikipedia-Krieg. Mit einem Fahrer von MotorTrend am Steuer hatte das neue Sport-Modell mit drei Motoren tatsächlich die von Tesla angegebene Zeit von weniger als 2 Sekunden bis 60 Meilen pro Stunde geschafft, das allerdings nur von einem mit klebriger Masse präparierten Start-Platz aus. Kurz zeigte Wikipedia in der Liste der schnellsten Serienautos deshalb weiter den Porsche 918 Spyder vorn, inzwischen aber steht wieder das Model S Plaid an der Spitze. Dabei weist eine Fußnote auf die besonderen Umstände hin – aber nach einem neuen Test könnte sie jetzt wegfallen.
Bekannter Kanal kauft Model S Plaid
Aufgenommen und dokumentiert wurde er von dem YouTube-Kanal DragTimes, der schon länger sein eigenes Tesla Model S Performance gegen verschiedene eigene und fremde Super-Verbrenner oder auch den Porsche Taycan antreten ließ. In einem Video von diesem Wochenende zeigt der Moderator die Anlieferung seines neuesten Tesla, eines roten Model S Plaid. Erst einmal kommt es dann zu einem Aufbereiter, der den Lack des teuren Elektroautos in Schutz-Folie verpackt.
Die Tests mit dem neuen Tesla kommen in dem Video relativ kurz, aber die gezeigten Daten sprechen für sich, auch wenn jeweils nur die besten Ergebnisse angegeben werden: Die Viertelmeile (402 Meter) schaffte das Model S Plaid in 9,23 Sekunden, was genau dem von Tesla angegebenen Wert entspricht. Und die Beschleunigung von 0 bis 60 Meilen pro Stunde (rund 96,6 km/h) gelang, ebenfalls wie auf der Website angegeben, in 1,99 Sekunden.
MotorTrend hatte bei seinem Test sogar eine Zeit von 1,98 Sekunden geschafft. Diese Angabe war aber schon in der Überschrift zu dem Artikel darüber mit einem Stern versehen, wie er sonst in der Werbung verwendet wird, um weit reichende Aussagen im Kleingedruckten einzuschränken. Denn Tesla bestand laut dem Bericht darauf, dass die Zeitschrift die Plaid-Beschleunigung nur auf einer präparierten Drag-Strecke testet. Deren Start-Bereich war mit einer klebrigen Masse für mehr Reifen-Haftung bedeckt, die dem Tester laut MotorTrend fast die Schuhe auszog.
Bei Drag-Rennen ist das üblich, bei der Ermittlung offizieller Angaben zur Beschleunigung von Serienautos aber eher nicht. Dadurch dürfte auch die Wikipedia-Uneinigkeit entstanden sein. Nach dem Test von DragTimes auf einer normalen Straße aber ist diese Frage deutlicher geklärt – auch wenn der Moderator berichtet, dass die 1,99 Sekunden nicht bei jedem Versuch erreicht wurden.
Tesla vor Porsche 911 Turbo S mit Vorsprung
Damit scheint sich das Tesla Model S Plaid seinen ersten Serienauto-Platz sowohl bei 0-60 Meilen pro Stunde als auch auf der Vierteilmeile jetzt redlich verdient zu haben. Bei den 1,99 Sekunden gibt es zwar tatsächlich einen Erklär-Stern auf der Tesla-Website. Doch der verweist lediglich darauf, dass bei der Angabe die Zeit für das Zurücklegen der ersten 30 Zentimeter abgezogen ist („1 foot rollout“). Diese Praxis stammt ebenfalls aus der Drag-Szene, ist zumindest in den USA aber auch beim Testen schneller Autos verbreitet.
Zum Vergleich nennt DragTimes auch seine Bestzeit ohne Rollout: Die betrug 2,16 Sekunden, was laut der Wikipedia-Liste der Zeit des Porsche 911 Turbo S mit dem einen Fuß Vorsprung entspricht.