Normalerweise werden nicht mit dem Management abgestimmte Vorschläge von Aktionären bei Hauptversammlungen nur selten angenommen, und im Fall von Tesla mit seiner hohen Zahl von Aktien beim Mitgründer und CEO Elon Musk galt das bislang erst recht. Eine Abstimmung beim virtuellen Aktionärstreffen von Tesla Anfang des Monats brachte allerdings eine Ausnahme zu dieser Regel: Eine Mehrheit der Anteilseigner unterstützte den Antrag einer Anlagefirma, laut dem das Unternehmen in Zukunft detaillierte Informationen über Diversität in seiner Belegschaft veröffentlichen soll.
Beschluss für Tesla nicht bindend
Das fiel nach der Veröffentlichung der Wahl-Ergebnisse jetzt einer Kolumnistin der Nachrichten-Agentur Blomberg auf. In ihrem Newsletter-Beitrag ist von einer „stillen Revolte“ der Tesla-Aktionäre die Rede. Denn tatsächlich sprach sich nicht nur eine knappe Aktien-Mehrheit für den Vorschlag Nummer 5 aus, laut dem die Amtszeit von Board-Mitgliedern auf ein Jahr begrenzt werden soll, sondern auch eine etwas deutlichere für Nummer 6, eingereicht von Calvert Research and Management.
Darin forderte die Finanzfirma, Tesla solle jährlich einen detaillierten Bericht mit Zahlen und Zielen über die Zusammensetzung seiner Belegschaft veröffentlichen. Die Informationen zu diesem Thema im ersten Inklusionsbericht von Ende 2020 (s. Foto oben) seien nicht aussagekräftig genug. Profi-Anleger mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Billionen Dollar würden allgemein mehr Angaben darüber fordern, und Tesla solle sie ihnen liefern, schrieb Calvert in der Begründung für den Vorschlag.
Mit 323.395.861 zu 244.892.561 Aktien bei 25.052.192 Enthaltungen und 172.084.569 nicht abgegebenen Stimmen wurde dieser Vorschlag trotz der Ablehnung, die das Tesla-Management vorher empfohlen hatte, angenommen. Er ist allerdings wie der zur Amtszeit-Begrenzung nicht bindend. Tesla muss ihm also nicht Folge leisten, aber die Mehrheit der Aktionäre hat deutlich gemacht, dass sie in dieser Frage anderer Ansicht ist als Musk und sein Führungsteam. In der Begründung für seine Ablehnung hatte das Board zuvor geschrieben, Ziel sei, die Berichterstattung stetig zu verbessern, ihr Umfang sei aktuell jedoch ausreichend.
Unterstützung für Aktivisten wächst
Bei einem anderen Thema hielten Aktionäre dem Management die Treue, aber die Unterstützung schwindet, wie es in dem Bloomberg-Newsletter weiter heißt. Eine weitere aktivistische Finanzfirma hatte vorgeschlagen, Tesla soll sich jährlich näher über Schlichtungsverfahren und mögliche Auswirkungen dieser Praxis auf Diskriminierung am Arbeitsplatz äußern. Einem früheren Mitarbeiter war in einem solchen Fall vor kurzem von einer Jury eine Entschädigung von 137 Millionen Dollar zugesprochen worden. Beim ersten Antrag vor einem Jahr stimmten nur 27 Prozent der Tesla-Aktionäre für Berichte darüber, in diesem Jahr waren es 45 Prozent.