Bild: Tesla (Symbolfoto)
Für die Elektroauto-Branche insgesamt war das Jahr 2023 von nachlassendem Wachstum geprägt, das aber von einem hohen Niveau aus und vor allem auf Kosten traditioneller Hersteller auf dem für sie neuen Markt. In diesem Umfeld dürfte sich Tesla mit 1,8 Millionen Auslieferungen knapp als größter Hersteller reiner Elektroautos vor BYD gehalten haben. Weitere bedeutende Themen für den Marktführer 2023 waren der Anleger-Tag im März und die ersten Cybertruck-Auslieferungen im November – sowie die Tatsache, dass es immer noch kein autonomes Tesla-Fahren gibt.
Tesla-Start mit Enttäuschung und Überraschung
Begonnen hatte das Jahr für Tesla mit einer Enttäuschung – gefolgt von einer positiven Überraschung. Die Auslieferungen im vierten Quartal 2022 hatten laut einer Meldung von Anfang Januar deutlich unter den bereits gesenkten Erwartungen gelegen, doch kurz nach dieser Mitteilung kündigte Tesla für Anfang März eine Veranstaltung speziell für Anleger an. Das trug dazu bei, dass sich die Kursverluste nach dem ersten Schock in Grenzen hielten. Noch im Januar löste sich die Tesla-Aktie vom ausgeprägten Abwärtstrend des Vorjahrs und beendete 2023 letztlich bei 248,49 Dollar, also mit einem Plus von etwas mehr als 100 Prozent.
Schon die Ankündigung des Anleger-Tags im März wurde positiv aufgenommen, zumal es im Vorfeld Spekulationen gab, Tesla würde bei der Veranstaltung einen zweiten starken Mann direkt hinter CEO Elon Musk präsentieren. Tatsächlich trat dort der frühere China-Manager Tom Zhu auf und erklärte, er repräsentiere alle Gigafactorys von Tesla. Auf der Governance-Seite ist er seitdem als Senior Vice President Automotive und damit Teil der obersten Führung aufgeführt. Neben Musk gehört dazu weiterhin der Entwicklungschef Andrew Baglino – und seit August 2023 ein neuer Finanzvorstand, weil der Vorgänger Zachary Kirkhorn nach 13 Jahren bei Tesla gegangen war.
CEO Musk ungewohnt zurückhaltend
Laut der Einladung sollte es beim Investor Day auch um ein Elektroauto der nächsten Generation gehen, zu dem die Angaben dann aber spärlich blieben. Tesla selbst bestätigte, dass es zunächst möglichst bald in einer neuen Gigafactory in Mexiko gebaut werden solle – von Gouverneur des Bundesstaates Nuevo Leon kam die zusätzliche Information, dass die neue Fabrik die größte der Welt und schneller fertig werden solle als zuvor die Gigafactory in China. Im Oktober sagte CEO Musk das geplante Höchsttempo für Tesla in Mexiko allerdings öffentlich ab, weil die konjunkturelle Lage dafür zu unsicher sei.
Diese ungewohnte Zurückhaltung in der Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen im dritten Quartal drückte die Tesla-Aktie kräftig, zumal auch die Zahlen selbst unter den Erwartungen blieben. Ab Ende Oktober erholte sie sich jedoch wieder, wohl auch, weil Tesla gleichzeitig die ersten Cybertruck-Auslieferungen im November bestätigte. Am letzten Tag des Monats fanden sie bei einer weiteren großen Veranstaltung in der Gigafactory Texas tatsächlich statt. Die Cybertruck-Preise sind mindestens 50 Prozent höher als vor vier Jahren angekündigt, doch Beobachter lobten, dass Tesla den Pickup mit Edelstahl-Karosserie überhaupt bis zur Produktion gebracht hat.
Langes Warten auf autonomes Tesla-Fahren
Hohe Stückzahlen werden für den Cybertruck jedenfalls für 2024 nicht erwartet, und auch insgesamt revidierten Analysten ihre Prognosen für die Tesla-Auslieferungen im kommenden Jahr zuletzt eher nach unten. Manche Beobachter bezeichnen jetzt schon den aktuellen Konsens von 2,1 Millionen verkauften Elektroautos – 17 Prozent mehr als die voraussichtlich rund 1,8 Millionen in 2023 – als ambitioniert. Optimisten hoffen, dass der Cybertruck zumindest einen Ausstrahlungseffekt auf die anderen Tesla-Modelle haben wird, die leichter und zu niedrigeren Preisen verfügbar sind.
In einem Rückblick auf wichtige Tesla-Entwicklungen darf auch das Thema autonomes Fahren nicht fehlen. In diesem Juli sagte CEO Musk wie in mehreren Vorjahren seit 2016 voraus, dass Tesla bis Ende des Jahres wohl Stufe 4 oder Stufe 5 erreichen werde, also Autos, die ohne menschliche Aufsicht auf öffentlichen Straßen fahren können und dürfen. Zwar lobten er und seine Fans im Lauf von 2023 immer wieder Fortschritte bei der dafür vorgesehenen Beta-Software FSD, deren Test bei Kunden-Fahrzeugen vor gut drei Jahren begann. Doch selbst die externe Verbreitung von Version 12, die Musk Mitte November für „in etwa zwei Wochen“ ankündigte, hatte bis diesen Freitag nicht begonnen.