In der Telefon-Konferenz zu den schwächer als erwartet ausgefallenen Tesla-Geschäftszahlen im dritten Quartal hat sich CEO Elon Musk in gedämpfter Stimmung präsentiert. Zwar hob er erneut das enorme Potenzial von künstlicher Intelligenz für autonomes Fahren hervor und lobte das eigene Team dafür als das mit Abstand beste der Welt. Mit Blick auf das eigentliche Elektroauto-Geschäft erwähnte er aber mehrfach, wie schädlich hohe Zinsen dafür sind. Und wohl zum ersten Mal kündigte Musk öffentlich an, dass Tesla in diesem Umfeld nicht voll ins Risiko gehen will.
Tesla-Chef bremst wegen hoher Zinsen
Das konkrete Beispiel dafür war die neue Gigafactory in Mexiko, die Tesla beim Anleger-Tag im März angekündigt hatte. In ihr soll ein Elektroauto der neuen Generation zu deutlich niedrigeren Kosten als für Model 3 und Model Y entstehen. Zunächst war die Rede davon, dass sie schneller in Betrieb gehen könnte als die Tesla-Fabrik in China, bei der von Baubeginn bis Produktion der ersten Model Y weniger als ein Jahr verging. Zuletzt aber soll Tesla das Tempo der Vorbereitungen dafür gedrosselt haben.
In der Telefon-Konferenz am Mittwoch wurde das von Musk bestätigt. In Mexiko schaffe man die Grundlagen für den Baubeginn, aber bevor Tesla hier Vollgas gebe, wolle man ein besseres Gefühl für den Zustand der Weltwirtschaft bekommen, sagte er. Das Umfeld hoher Zinsen mache ihm Sorgen, erklärte der Tesla-Chef, denn es sorge dafür, dass monatliche Auto-Raten trotz sinkender Kaufpreise gleich hoch bleiben oder steigen.
Die Fabrik in Mexiko werde gebaut, bekräftigte Musk auf die Nachfrage eines Analysten hin, ob das Projekt möglicherweise unbegrenzt lang verschoben ist. Der richtige Zeitpunkt hänge aber von der Zinsentwicklung ab. Erste Bauarbeiten werde es wahrscheinlich im nächsten Jahr geben. Er wolle aber nicht mit maximaler Geschwindigkeit in die Unsicherheit fahren, sagte der Tesla-Chef ungewohnt vorsichtig, nachdem er an eine Beinahe-Insolvenz von Tesla Ende 2008 erinnert hatte.
Produktion von Model Y wird „graduell“ erhöht
Er wolle nicht sagen, dass die Situation schlecht werde, aber dass diese Möglichkeit besteht, erklärte Musk weiter. Tesla sei ein Schiff mit unglaublichen Fähigkeiten und werde nicht sinken, in einem stürmischen makroökonomischen Umfeld aber ebenfalls schwierige Zeiten erleben. Beschleunigen werde Tesla wieder, wenn die Zinsen zu sinken beginnen.
Zu dem im Q3-Bericht wiederholten langfristigen Volumen-Wachstumsziel von 50 Prozent jährlich bei Tesla sagte der CEO, offensichtlich könne diese Rate nicht unbegrenzt lang gehalten werden. Tesla werde seiner Meinung nach trotzdem viel schneller wachsen als irgendein anderes Unternehmen weltweit. Laut dem Bericht soll zunächst aber auch die Produktion von Model Y in Texas nur „sehr graduell“ und die in der deutschen Gigafactory „graduell“ gesteigert werden.