Er hat es schon wieder getan. Seit mindestens Mitte 2016 sagte Tesla-CEO Elon Musk in wechselnden Formulierungen und meist mit kleinen Einschränkungen wiederholt voraus, dass das Problem des autonomen Fahrens bis Ende des jeweils nächsten Jahres gelöst sein werde. Bislang hat sich das nicht bewahrheitet, doch Musk bleibt unbeirrt – bei einer Konferenz in China sagte er vergangene Woche erneut, später in diesem Jahr werde Tesla wohl Level 4 oder 5 erreichen, also Fahren ohne Mensch am Steuer. Erst einmal muss sich Musk aber mit Problemen des regulären Autopilot-Systems als der Basis dafür beschäftigen: In einer Untersuchung von Unfällen damit will die US-Behörde NHTSA neue Antworten.
Tesla-Verfahren seit fast 2 Jahren
Die so genannte Preliminary Evaluation durch die Verkehrsbehörde läuft bereits seit August 2021 und wurde im vergangenen Juni zur Engineering Analysis hochgestuft; die letzte Konsequenz kann ein immer noch freiwilliger oder von der NHTSA verfügter Rückruf sein. Normalerweise enden solche Verfahren innerhalb von weniger als einem Jahr damit oder werden eingestellt. Dass sich die Behörde jetzt seit bereits fast zwei Jahren mit den Tesla-Unfällen beschäftigt, spricht dafür, dass dieser Fall nicht einfach ist.
Möglicherweise wird die Klärung offener Fragen auch durch Tesla gebremst. Denn schon im Oktober hielt die NHTSA fest, von dem Unternehmen zunächst nur teilweise Antworten erhalten zu haben. Jetzt verlangte sie laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters zudem weitere Auskünfte – und setzte in dem Schreiben von 3. Juli eine Frist bis zum 19. Juli.
Laut dem Bericht will die Behörde von Tesla aktualisierte Informationen zu Fragen haben, die sie schon im August 2022 stellte. Antworten darauf könnten also schon vorliegen, aber die NHTSA möchte wissen, was sich in der Zwischenzeit verändert hat. Unter anderem soll sie jetzt abgefragt haben, wie viele Elektroautos von Tesla für das Autopilot-System nur noch mit Kameras ausgestattet sind, also nicht mehr mit einem Radar-Sensor, und wie viele eine Innenraum-Kamera haben.
NHTSA-Fragen zu Radar und Innenkamera
Mit letzterer wird, wenn sie existiert, die Aufmerksamkeit der Person am Steuer erfasst, wenn ein Tesla mit Autopilot-Unterstützung unterwegs ist. Denn das System ist auch mit der Beta-Software FSD, deren Abkürzung für Full Self-Driving steht, nur als Assistenz zugelassen, bei deren Nutzung der Mensch stets bereit zum Eingreifen bleiben muss. Ohne die Innen-Kamera wird das anhand von Sensoren am Lenkrad kontrolliert. Teil der NHTSA-Untersuchung ist laut Reuters, ob diese Kontrollen effektiv genug sind. Nach mehr als einem Dutzend Unfällen, bei denen ein Tesla unter Autopilot-Steuerung stehende Einsatz-Fahrzeuge rammte (s. Foto oben), analysiert die Behörde außerdem die allgemeine Leistungsfähigkeit des Systems.