Die am Mittwoch nach Börsenschluss veröffentlichten Tesla-Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2023 waren mit Blick auf Umsatz und Gewinn pro Aktie besser als erwartet, aber was das Management anschließend zu sagen hatte, kam offenbar nicht gut an: Noch während der Telefon-Konferenz mit CEO Elon Musk und anderen Führungskräften verlor die Tesla-Aktie rund vier Prozent, und am Donnerstag ging es sogar um 9,74 Prozent nach unten auf den Stand von 262,90 Dollar.
Börse ignoriert höhere Tesla-Kursziele
Seit Anfang des Jahres hat sich der Kurs damit allerdings immer noch mehr als verdoppelt, und darin könnte ein Teil der Erklärung für die ausgeprägt negative Reaktion am Donnerstag liegen. Zudem verbarg sich hinter dem mit 0,91 Cent überraschend hohen Gewinn pro Aktie eine erneut gesunkene Brutto-Marge im Auto-Geschäft. Und in der Konferenz mit Analysten zeigte sich CEO Elon Musk zwar grundsätzlich unbeirrt optimistisch, kündigte aber weniger Produktion bei Tesla im dritten Quartal an und schloss weiter sinkende Preise nicht aus.
Dennoch erhöhten mehrere Analysten am Donnerstag ihre Tesla-Kursziele, nachdem die Aktie bei ihrem vorherigen Anstieg viele davon schon überschritten hatte. Daniel Ives von Wedbush Securities etwa hob seine Prognose auf 350 Dollar an, womit sie laut dem Dienst Tipranks jetzt die höchste unter 28 berücksichtigten Tesla-Beobachtern ist. Zu dem Ausverkauf am Donnerstag schrieb Ives auf Twitter, dieser bereite nur die Bühne für die nächste Phase der Wachstumsstory vor.
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Ähnlich wie CEO Musk blickt er also weit in die Zukunft, doch andere Anleger schienen sich an Verzögerungen auf dem Weg dorthin zu stören. So hatte Tesla vergangene Woche ein Foto des „ersten“ Cybertruck aus seiner Gigafactory in Texas veröffentlicht und damit den Eindruck erweckt, die Serienproduktion des Pickups habe begonnen. In der Konferenz am Donnerstag bestätigte Musk, dass die ersten Auslieferungen noch dieses Jahr erfolgen sollen. Er sagte aber auch erhebliche Probleme beim Hochfahren der Cybertruck-Produktion und hohe Stückzahlen erst 2024 voraus.
Elektroauto-Preise könnten weiter sinken
Zudem nutzte der CEO die Konferenz mit Analysten nicht, um abweichend von der offiziellen Tesla-Prognose im Q2-Bericht, die 1,8 Millionen produzierte Elektroautos in diesem Jahr lautet, eine höhere Zahl in Aussicht zu stellen. Anfang des Jahres hatte er das noch getan und bis zu 2 Millionen Tesla-Verkäufe in diesem Jahr als möglich bezeichnet und das mit starker Wirkung der kurz zuvor gesenkten Preise begründet. Jetzt aber schloss Musk auf Nachfrage weitere Senkungen nicht aus: Wenn das konjunkturelle Umfeld nicht stabil sei, werde Tesla dazu gezwungen sein, sagte er.
Zuvor hatte Musk eine Frage nach einer möglichen Stabilisierung der Tesla-Marge, die damit in Zusammenhang steht, noch abgewehrt, indem er wie bei früheren Gelegenheiten auf das enorme geschäftliche Potenzial mit autonomem Fahren verwies. Kurzfristige Schwankungen bei Margen und Profitabilität seien gemessen an diesem langfristigen Bild unbedeutend, erklärte der CEO und empfahl, für Analysen dazu der Fondsfirma Ark Invest und Privatleuten auf Twitter zu folgen. Zumindest am Donnerstag schien sich die Börse aber stärker für die nähere Zukunft von Tesla zu interessieren.