Um bei der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien zum Weltmarktführer China aufzuschließen, braucht der Westen nicht nur Fabriken, wie sie bereits mit hunderten Gigawattstunden jährlicher Kapazität geplant sind, sondern auch die Rohstoffe dafür. Nach Ansicht der Marktforscher von Benchmark Minerals wird dieses Thema von vielen werdenden Elektroauto-Herstellern vernachlässigt. Tesla scheint in dieser Hinsicht aber eine der Ausnahmen zu bilden: Nachdem sich das Unternehmen in diesem Juli bereits große Mengen Nickel sicherte, hat es jetzt jetzt eine Abnahme-Vereinbarung für Graphit als Anoden-Material geschlossen.
Graphit für 4680-Zellen von Tesla
Das teilte am frühen Donnerstag das australische Unternehmen Syrah Resources mit. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 500 Millionen Euro zählt es nicht zu den riesigen Unternehmen im Rohstoff-Sektor, aber auch nicht zu den winzigen, die oft nicht mehr vorzuweisen haben als mehr oder weniger gut belegte Vorkommen und Pläne damit. Der Handel mit Syrah-Aktien wurde nach Gewinnen von bis zu einem Drittel am Donnerstag unterbrochen.
Laut der Mitteilung der Rohstoff-Firma will Tesla den Großteil des aktiven Anoden-Graphits kaufen, das mit Material aus einer großen Tagebau-Mine in Mozambique (s. Foto oben) in einer vergrößerten Fabrik im US-Bundesstaat Louisiana hergestellt werden soll. Die Laufzeit der Abnahme-Vereinbarung beträgt zunächst vier Jahre und soll beginnen, wenn Tesla „eine kommerzielle Produktionsrate“ erreicht hat, also wohl wenn die Produktion der eigenen 4680-Zellen im großen Volumen läuft. Als Standort dafür ist unter anderem die neue Tesla-Gigafactory in Texas vorgesehen.
Nach Angaben von Syrah in einer Präsentation wird die Lieferkette für Graphit als aktives Anoden-Material für Lithium-Ionen-Batterien derzeit zu 100 Prozent aus China bedient. Für den geplanten Ausbau der eigenen Anlage in den USA auf zunächst 10 Kilotonnen Anoden-Graphit Kapazität pro Jahr sei die Vereinbarung mit Tesla eine „überzeugende Grundlage“, heißt es in der aktuellen Mitteilung. Die endgültige Entscheidung über die Investition soll jetzt Anfang 2022 getroffen werden. Für den Fall, dass der Standort weiter ausgebaut wird, habe Tesla eine Option auf die Abnahme größerer Mengen. Die bislang geplanten 10 Kilotonnen pro Jahr würden laut der Präsentation etwa 3 Prozent des für 2025 prognostizierten Bedarfs für Batterie-Produktion in den USA decken.
„Wichtiger Schritt“ für Batterie-Lieferkette
Diese Größenordnung zeigt, dass der westliche Aufbau eigener Lieferketten für Batterien tatsächlich noch in einem frühen Stadium steckt. Dennoch bezeichnete Simon Moores, Geschäftsführer von Benchmark Minerals, die Vereinbarung zwischen Syrah und Tesla als „wirklich wichtigen Schritt“ für Graphit-Material von außerhalb Chinas. Gleichzeitig zeigt sie, wie lang die Vorlaufzeiten bei solchen Geschäften sein können: Laut Moores hat Syrah Tesla schon im Jahr 2014 kontaktiert, als noch die damals als Gigafactory 1 bezeichnete Akku-Fabrik zusammen mit Panasonic in Planung war.