In diesen Tagen verschickt Tesla Einladungen für seine Hauptversammlung in Texas Mitte Mai – weil es mehr Interessenten als Plätze gibt, werden sie nach Angaben des Unternehmens wie zuletzt bei den meisten seiner Veranstaltungen verlost. Auch sonst hat das jährliche Aktionärstreffen bei Tesla eher Party-Charakter, wenn man von den vorgeschriebenen Formalitäten absieht, die dort abgehandelt werden müssen. Einige Abstimmungen könnten in diesem Jahr für CEO Elon Musk allerdings unerfreulich eng ausgehen.
Tesla-Mitgründer soll nicht ins Board
Für ihn selbst steht die Wiederwahl ins Board an, weil die jeweils dreijährige Amtszeit bei ihm ausläuft, und fast selbstverständlich wird in den Unterlagen zur Hauptversammlung empfohlen, für den CEO zu stimmen. Unumstritten allerdings ist er nicht. So veröffentlichten professionelle Anleger mit Tesla-Aktien für 1,5 Milliarden Dollar vergangene Woche einen offenen Brief, der zumindest implizit die Drohung enthält, gegen die erneute Berufung von Musk zu stimmen. Das Board soll entweder sicherstellen, dass der CEO Tesla genügend Aufmerksamkeit widmet, oder ihm kündigen, so ihre Forderung.
Mit ihrem nur kleinen Anteil werden diese Aktionäre den Board-Verbleib von Musk alleine nicht verhindern können. Fraglicher ist jedoch, ob auch ein anderer Kandidat für das Gremium eine Mehrheit bekommen wird. Wie es im Vorfeld mitteilte, soll anstelle des ausscheidenden Fondsmanagers Hiromichi Mizuno JB Straubel in das Tesla-Board gewählt werden. Der heutige CEO des Batteriematerial-Herstellers Redwood (s. Foto oben) zählt offiziell wie Musk zu den Mitgründern von Tesla und war dort bis 2019 Chief Technology Officer.
Manche Fans könnten sich nichts Besseres vorstellen, als Straubel zumindest als Board-Mitglied zurück zu Tesla zu bekommen. Eine wichtige Anleger-Beratungsfirma aber sprach sich jetzt dagegen aus, berichtet die Nachrichten-Agentur Reuters. Institutionelle Anleger lassen sich für ihre Stimmabgabe oft von so genannten Proxy Advisors beraten. Einer der wichtigsten davon ist Glass Lewis – und rät laut dem Bericht, gegen die Berufung von Straubel zu stimmen.
Musk klagt über mächtige Beratungsfirmen
Anleger könnten nicht davon ausgehen, dass er unabhängig sei, hieß es zur Begründung. Bereits jetzt seien drei der acht Board-Mitglieder von Tesla bei dem Unternehmen beschäftigt oder mit ihm verbunden, was daran zweifeln lasse, dass es seine Kontrollfunktionen angemessen ausüben könne, schrieb Glass Lewis laut Reuters.
Wie viele Milliarden Dollar an Tesla-Aktien bei Anlegern liegen, die sich von Glass Lewis beraten lassen, ist ebenso unbekannt wie der Anteil von ihnen, der dem Rat zur Straubel-Ablehnung folgen wird. Grundsätzlich aber sind die Proxy Advisor mächtig, wie Musk selbst vor kurzem auf Twitter beklagte: Passive und Index-Fonds würden einen großen Teil der heutigen Märkte ausmachen und ihre Haltung bei Abstimmungen von solchen Beratungsfirmen vorgeben lassen. Anders als die freie Anleger-Gruppe sprach sich Glass Lewis jetzt aber immerhin offenbar weder gegen die Wiederberufung von Musk ins Board noch gegen seinen Verbleib auf dem CEO-Posten aus.