Wie er selbst in einem Gastauftritt bei der TV-Show Saturday Night Live im Mai 2021 schon anklingen ließ, hat Elon Musk eine komplexe Persönlichkeit: Er habe Elektroautos neu erfunden und werde Menschen in einer Rakete zum Mars schicken, erinnerte der Tesla- und SpaceX-Chef, um dann rhetorisch zu fragen, ob er vor diesem Hintergrund wohl ein normaler entspannter Typ sei. Ungefähr seit dieser Zeit hatte zudem der Autor Walter Isaacson Gelegenheit, Musk eng zu begleiten und zu befragen. Und in einem Interview bestätigte der Biograf jetzt, dass der Tesla-Chef auch ausgeprägte dunkle Seiten hat.
Empathie-Mangel bei Tesla-Chef
Das neue Buch von Isaacson, der schon Leonardo da Vinci, Benjamin Franklin, Albert Einstein und Steve Jobs porträtierte, soll in diesem September erscheinen. Dass es geplant ist, hatte Musk selbst im August 2021 verraten. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Autor ihn schon einige Tage lang begleitet, was bis vor kurzem andauerte. Zwischendurch meldete Isaacson sich dazu gelegentlich auf Twitter, zum Beispiel im April 2022, als er berichtete, dass Musk gut in der Lage sei, seine Zeit zwischen Tesla, SpaceX und neuerdings Twitter aufzuteilen.
In der Biografie aber wird man auch ganz andere Dinge über ihn lesen können. Das machte Isaacson jetzt in einem Interview vor dem Start des Buchs klar. Geführt wurde es auf Twitter, also einem Medium, das für Musk eine bedeutende Rolle spielt und umgekehrt. Der Tesla-Chef habe ihm vollen Zugang zu sich selbst gewährt und sein Umfeld ermutigt, ebenfalls Auskunft zu geben, berichtete Isaacson darin; insgesamt habe er mit etwa 250 Personen gesprochen. Musk will also offenbar nichts verbergen – auch nicht den unschönen „Demon Mode“, in den er nach Angaben des Autors geraten kann.
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Erfunden hat diesen Ausdruck die Musikerin Grimes, die zwei Kinder mit Musk hat, von denen der Vater das erste regelmäßig zu öffentlichen Auftritten mitbringt. Laut Isaacson steht er für Situationen, in denen der Tesla-Chef keinerlei Empathie für andere Menschen zeigt und sich ausschließlich für seine Mission interessiert. Jedem um ihn herum und auch Musk selbst sei dieser Modus bekannt, berichtete der Autor. Einmal sei er dabei gewesen, als der CEO in einer solchen dunklen Phase verbal auf einen „armen Finanztypen“ losging.
„Musk fast süchtig nach Risiko“
Das zu beobachten, sei für ihn selbst als eher freundlichen Menschen schwierig gewesen, erzählte der Beobachter weiter. Als Biograf sei es seine Aufgabe, diese dunklen Aspekte mit den hellen und brillanten Seiten zu verweben, die Musk ebenfalls habe.
Wie genau das gelungen ist, wird man wohl erst dem finalen Buch entnehmen können, aber Isaacson machte schon interessante Andeutungen: Nach einiger Zeit mit Fabrik-Erklärungen habe Musk begonnen, in Gesprächen von seiner Kindheit einschließlich Schlägen auf dem Spielplatz zu erzählen, und jetzt gehöre ihm mit Twitter „der ultimative Spielplatz“. Die frühe Zeit und das schwierige Verhältnis zu seinem Vater hätten Musks Persönlichkeit geprägt, erklärte Isaacson. Der Tesla-Chef sei fast süchtig nach Risiko, während der Rest der USA die Fähigkeit verloren habe, Risiken auf sich zu nehmen.