Während Tesla-Kunden in Nordamerika seit Herbst 2022 zumindest eine Beta-Version und seit April 2024 eine überwachte Version der FSD-Software für zukünftig autonomes Fahren nutzen können, gibt es in Europa noch nichts dergleichen. Dabei lässt sich die in Deutschland „volles Potenzial für autonomes Fahren“ genannte Option auch auf dem alten Kontinent seit Jahren bestellen, und Tesla-Käufer, die das getan haben, werden mangels Gegenwert zunehmend unzufrieden. Ihnen stellte CEO Elon Musk jetzt eine Lösung in Aussicht, die er als „fair“ bezeichnete.
Tesla-Kunden in Europa warten
Seit April veröffentlicht Tesla gelegentlich Videos von FSD-Fahrten in europäischen Städten, weist aber darauf hin, dass es sich dabei um Tests handelt und dass die Software erst noch zugelassen werden muss. Am rechtlichen Status hat sich also seit mehr als fünf Jahren nichts verändert, und europäische Käufer der Option für aktuell 7500 Euro klagten, dass Tesla das System für sie technisch kaum noch weiterentwickelte. Als angestrebten Termin für den FSD-Start in Europa nannte Musk im September 2024 das erste Quartal dieses Jahres, doch im Januar sagte er, dass die Genehmigung wohl nicht vor Mai 2026 komme.
Vor diesem Hintergrund ist umso erstaunlicher, dass Tesla europäische FSD-Käufer schlechter behandelt als amerikanische. Mitte 2023 verfügte CEO Musk, dass diese Option beim Kauf eines neuen Tesla auf diesen übertragen werden könne, was er als einmalige „Amnestie“ für nur ein Quartal bezeichnete. Ein Jahr später wurde diese Transfer-Aktion trotzdem wiederholt. Aber während sie in Europa zum Jahresende 2024 auslief, führte Tesla das Angebot in diesem April für Nordamerika wieder ein, dieses Mal ohne zeitliche Beschränkung.
Musk für FSD-Transfer als Standard
Europäische Kunden könnten sich also doppelt benachteiligt zu fühlen, und das scheint inzwischen auch CEO Musk aufgefallen zu sein. Denn am Sonntag reagierte er auf den Vorschlag eines X-Nutzers, der sich als Tesla-Aktionär seit 2017 bezeichnet und angeregt hatte, die Transfer-Möglichkeit für FSD in Europa zum Standard zu machen, bis die für die Nutzung nötigen Genehmigungen vorliegen. „Klingt fair“, kommentierte der Tesla-Chef, schien sich also hinter dieses Modell zu stellen.
Sounds fair
— Elon Musk (@elonmusk) July 13, 2025
Offiziell verkünden könnte er es am 23. Juli, für den die Veröffentlichung der Q2-Finanzzahlen mit einer Analysten-Konferenz angesetzt ist. Schon für die Bekanntgabe der ersten FSD-„Amnestie“ Mitte 2023 hatte Musk eine solche Quartalskonferenz genutzt. Für europäische Kunden hätte das erneuerte Angebot den offensichtlichen Vorteil, dass sie die Option wie amerikanische auf einen neu gekauften Tesla übertragen können, ohne noch einmal dafür bezahlen zu müssen.
Alte Tesla-Hardware reicht nicht mehr
Tesla wiederum könnte von erhöhter Neuwagen-Nachfrage in Europa profitieren und Kunden besänftigen, die mit einem frühen FSD-Kauf Vertrauen in das Unternehmen und seinen optimistischen CEO gezeigt haben. Zugleich würden sich Haftungsrisiken verringern: Im Januar räumte Musk ein, dass die bis Anfang 2023 genutzte dritte Version von Autopilot-Computer und -Kameras (HW3) für autonomes Fahren nicht ausreichen werde. Bei Kunden mit zuvor gekaufter FSD-Option werde Tesla sie wohl austauschen müssen, sagte er. Wenn Kunden auch in Europa FSD stattdessen auf einen Neuwagen transferieren, wird diese laut Musk „schmerzhafte“Aktion möglicherweise unnötig.