Über bisherige oder neue Elektroautos von Tesla war in der zurückliegenden Woche wenig Neues zu hören – abgesehen davon, dass sie sich zuletzt auch in China nicht mehr gut verkauften. Einige Aktivität gab es aber mit Blick auf autonomes Fahren, denn Tesla zeigte unter anderem einen Test mit überwachter FSD-Software in Paris. Ein Analyst erfuhr zudem mehr über den Pilot-Dienst mit echten Robotaxis, der im Juni in den USA beginnen soll. Das Tesla-Board bekam unterdessen ein zusätzliches Mitglied und versucht, eine neue Bonus-Regelung für CEO Elon Musk zu finden.
Tesla-FSD überwacht und unüberwacht
In Austin steht nach wiederholten Aussagen des Tesla-Managements für diesen Juni der Auftakt zu echten Robotaxi-Fahrten an, und im Rest von Nordamerika können Kunden die dafür entwickelte Software FSD immerhin schon im überwachten Modus nutzen. In Europa dagegen bringt es fast nichts, das gleichnamige Extra zu kaufen, das in Deutschland derzeit 7500 Euro kostet. Nach behördlichen Interventionen musste Tesla den FSD-Autopilot sogar schon zweimal beschneiden, und verweist seit Jahren darauf, dass sich die europäische Regulierung verändern müsse, statt sich daran anzupassen.
Früher oder später aber soll zumindest überwachtes eigenständiges Fahren wie in Nordamerika auch in Europa verfügbar werden. Als Starttermin hatte Tesla im vergangenen September das erste Quartal 2025 genannt. Das verstand sich wie immer vorbehaltlich regulatorischer Zulassung, sorgte aber trotzdem für Vorfreude. Ende Januar dann erklärte CEO Musk, Tesla werde europäischen Behörden wohl erst im Mai einen Vorschlag zu FSD vorlegen.
Video zeigt Tesla-Test in Paris
Ob das inzwischen geschehen ist, blieb offen, aber Anfang April zeigte Tesla auf X eine Fahrt durch Amsterdam, bei der nach den Angaben dazu überwachtes FSD am Werk war. Darauf folgte jetzt ein sehr ähnliches Video, dieses Mal von einer quasi-autonomen Tesla-Fahrt unter anderem durch den vielspurigen und chaotischen Kreisverkehr um den Arc de Triomphe in Paris (s. Foto oben). Wie zuvor in Amsterdam können die Hände der Person am Steuer durchgehend im Schoß bleiben.
Full drive pic.twitter.com/ecBY1DF7CF
— Tesla Europe & Middle East (@teslaeurope) May 16, 2025
Ebenfalls wie zuvor wird eingeblendet, dass eine „Engineering-Testfahrt mit FSD (Supervised)“ mit einem Prototypen zu sehen ist. „Vorbehaltlich regulatorischer Zulassung“ heißt es auch im neuen X-Beitrag. Die steht also weiterhin aus, aber zumindest darf Tesla seine überwachte Autonomie-Software in mehreren europäischen Städten testen. Das könnte auch zum Sammeln von Daten dienen, um gegenüber Behörden zu belegen, dass FSD sicher genug für einen überwachten Betrieb (also vorerst weiterhin als Assistenz-System, wenn auch sehr umfangreiches) wäre.
Tesla-Robotaxis nur auf Einladung
In Austin dagegen will Tesla bald den Schritt zu wirklich autonomen Fahren machen – der gemessen an früheren Ankündigungen ebenfalls um Jahre verspätet und in bescheidener Form kommt. Ohne Mensch am Steuer sollen zunächst 10 bis 20 Model Y als Robotaxis durch die Stadt fahren, sagte Tesla-Chef Musk zuletzt dazu. Etwas mehr über die Pläne erfuhr jetzt der Analyst Adam Jonas von Morgan Stanley bei einem Besuch in Palo Alto und informierte Kunden darüber in einem Kommentar, über den unter anderem Business Insider (BI) berichtete.
Demnach steht weiterhin der Juni als geplanter Monat für den Robotaxi-Start auf öffentlichen Straßen in Austin, aber ein Tag wurde noch nicht festgelegt. Weiterhin sollen dort zunächst nur 10 bis 20 Elektroautos zum Einsatz kommen. Außerdem soll der testweise Dienst anfangs nicht öffentlich angeboten werden, sondern nur auf Einladung. Das könnte zumindest eine leichte Erweiterung gegenüber den Tests in Austin und Kalifornien sein, bei denen Tesla seit diesem Frühjahr FSD-Taxis mit Sicherheitsfahrer am Steuer nur für eigene Beschäftigte anbietet.
Entfernte FSD-Überwachung diskutiert
Ebenfalls bestätigte sich bei dem Analysten-Besuch in Palo Alto laut dem BI-Bericht, dass zwar keine Menschen am Steuer der zu Robotaxis erklärten Model Y sitzen werden, dass aber enge Überwachung und möglicherweise Steuerung auf Entfernung geplant ist. „Reichlich Tele-Operatoren“, zitiert die Publikation aus dem Kommentar. Auch andere Dienste wie Waymo benötigen Menschen im Hintergrund, die eingreifen, wenn ein Robotaxi überfordert ist. Für die Kosten ist wichtig, wie häufig so etwas passiert.
Bei Tesla wurde laut BI diskutiert, zum Start in Austin menschliche Sicherheitsfahrer einzusetzen, die aber anders als bei den überwachten FSD-Fahrten nicht am Steuer sitzen, sondern in einem Kontroll-Zentrum. Das könnte es leichter machen, den Dienst wie angekündigt im Juni auf die Straße zu bringen, falls er in autonomerer Form nicht rechtzeitig zugelassen wird – umfangreiche Robotaxi-Nachfragen der Behörde NHTSA bei Tesla lassen das möglich erscheinen. In diesem Fall könnte Tesla eine neue Vorstufe echter Autonomie erfinden: auf direkt im Auto überwachtes FSD würde auf Entfernung überwachtes folgen.
Musk mit Trump in Saudi-Arabien
Dazu bräuchte es unter anderem schnelle und höchst zuverlässige Drahtlos-Verbindungen, wie sie auch für den Roboter Optimus entwickelt werden. Der wurde in dem Jonas-Kommentar ebenfalls erwähnt, nachdem Tesla-Chef Musk auf X zuvor neue Tanzfähigkeiten des Roboters vorgeführt hatte. Offenbar falsch verstandene Zitate aus der Studie korrigierte er aber: Tesla baue derzeit eine Produktionslinie für 1000 Optimus-Roboter pro Monat auf, bestätigte Musk auf X. Aber anders als zum Teil berichtet werde das erst in vielen Monaten erreicht.
Auf jeden Fall entsteht der Eindruck, dass Musk sich tatsächlich wieder intensiver mit Tesla beschäftigt, wie er es Ende April angekündigt hatte, wenn auch längst nicht ausschließlich. Am Dienstag war er erneut mit US-Präsident Trump unterwegs, den er bei einem Staatsbesuch in Saudi-Arabien begleitete. Dort lernte der Tesla-Chef den Kronprinzen kennen und wurde kurz vor dessen und Trumps Auftritt bei einer Investment-Konferenz interviewt.
Er habe einen Optimus-Roboter mitgebracht, der für die Gastgeber und den US-Präsidenten einen Trump-Tanz gezeigt habe, erzählte Musk unter anderem. Außerdem werde Tesla seine Robotaxis gern auch in Saudi-Arabien einsetzen, wenn sie dort gewünscht seien. Als CEO der Weltraum-Firma SpaceX gab der Multi-Unternehmer bekannt, dass deren Starlink-Dienst jetzt in Saudi-Arabien für Schiff- und Luftfahrt zugelassen wurde. Bevor er schwärmte, mit KI von xAI werde die Menschheit das Universum verstehen, wies Musk noch auf sein Tunnel-Unternehmen Boring hin. Zum Abschluss nannte ihn der Kommunikationsminister einen „lebenslangen Freund“.
Tesla-Ausschuss berät Musk-Bonus
Während die Tesla-Verkäufe zuletzt trotz Auffrischung des Bestsellers Model Y laut lokalen Medien auch in China gesunken sind, zeigt sich Musk also weiter voller Optimismus und Tatendrang. Sein Verbleib bei dem Elektroauto-Unternehmen scheint nicht mehr in Frage zu stehen, auch wenn Tesla-Beschäftigte in einem offenen Brief jetzt seine Absetzung fordern; einem davon soll gleich gekündigt worden sein. Wie jedoch die Financial Times berichtet, hat das Board einen Ausschuss gebildet, der über die schwierige Frage der Vergütung für Musk berät, um ihn als CEO von Tesla zu halten.
Eigentlich hatte Musk sich mit einer anspruchsvollen Bonus-Vereinbarung von 2018 schon Optionen auf Tesla-Aktien im hohen zweistelligen Milliarden-Wert verdient, doch ein Gericht am ehemaligen Unternehmenssitz Delaware erklärte die Vereinbarung für ungültig, weil Aktionäre nicht richtig drüber aufgeklärt worden seien. Das holte Tesla nach und erhielt erneut eine klare Mehrheit für den alten Vorschlag, was das Gericht aber nicht umstimmte. Eine Berufung dagegen vor dem Supreme Court des Bundesstaates ist noch nicht entschieden.
Klagen gegen Tesla werden schwieriger
Falls die alte Regelung ungültig bleibt, müsste Tesla sich etwas Neues einfallen lassen. Musk die gleichen Optionen wie vor sieben Jahren erneut zuzusprechen, wäre heute bilanziell viele Male teurer, weil sie aufgrund der Kursvervielfachung bei der Tesla-Aktie anders als damals bereits einen hohen Wert haben. Wie man noch vorgehen könnte, berät laut FT ein zweiköpfiger Ausschuss, dem nur die Board-Chefin Robyn Denholm und Kathleen Wilson-Thompson angehören. Im Raum steht außerdem die Forderung von Musk von Anfang 2024, insgesamt mindestens 25 Prozent der Tesla-Stimmrechte zu bekommen, wenn er das Unternehmen führend bei KI machen soll.
In einer weiteren Governance-Nachricht wurde bekannt, dass Tesla Klagen wie gegen den Musk-Bonus jetzt schwieriger gemacht hat, wie es die offizielle Umsiedlung von Delaware nach Texas ermöglichte. Wer Management oder Board wegen Pflicht-Verletzungen verklagen will, braucht mindestens 3 Prozent der Tesla-Aktien im Wert von aktuell 25 Milliarden Dollar, berichtet Reuters. Zuvor hatte Texas eine solche Regelung als Option eingeführt.
Neues Mitglied im Tesla-Board
Zudem wuchs das Tesla-Board, dessen Vorsitzende Denholm nach umfangreichen Aktien-Verkäufen ihren Abschied planen könnte, um ein neues Mitglied. Zum 1. Juni tritt laut einer offiziellen und einer X-Mitteilung John Hartung in das Gremium ein, der bislang President und Chief Strategy Officer bei der Fastfood-Kette Chipotle war und diese Position aufgeben werde. In der Börsenmeldung schreibt Tesla,, dass Hartung wie das restliche Board auf die übliche Aktien-Vergütung verzichte, bis neue Regelungen dazu getroffen seien. Das Bonus-Thema betrifft also nicht nur CEO Musk.