Seit ihrer offiziellen Eröffnung Anfang 2020 war man von der Tesla-Gigafactory in China gewohnt, dass sie ihre Produktion und Verkäufe praktisch von Monat zu Monat steigerte, nur unterbrochen von wiederholten Coronavirus-Einschränkungen. Im Dezember 2022 aber ging beides überraschend zurück, und die Arbeit in der Fabrik soll am Ende des Monats (wie auch derzeit wieder) sogar ohne Not mehrere Tage geruht haben. Tatsächlich könnte es mit den China-Rekorden jetzt erst einmal vorbei sein: Kurzfristig werde wohl keine deutliche Steigerung gegenüber den Vormonaten erreicht, teilte Tesla in seinem Geschäftsbericht für das Schlussquartal 2022 mit.
Tesla-Ausbau in China verschoben
Im gesamten vergangenen Jahr steuerte die Fabrik in China gut 50 Prozent zur weltweiten Tesla-Produktion bei. In dem Land seien auch die Herausforderungen bei Produktion und Auslieferungen 2022 konzentriert gewesen, heißt es im Q4-Geschäftsbericht. In den vergangenen Monaten sei die lokale Gigafactory mit Erfolg nah an ihrer vollen Kapazität betrieben worden, weshalb man kurzfristig keine bedeutenden Steigerungen mehr von ihr erwarte.
Nach Berichten könnte die chinesische Tesla-Fabrik inzwischen gut 1,1 Millionen Model 3 und Model Y pro Jahr produzieren, wenn sie ohne Pause liefe. Im November erreichte sie mit 101.291 Verkäufen im Inland und für den Export ihren bisherigen Rekord. Zudem gab es hartnäckige Gerüchte über den baldigen Bau weiterer Produktionslinien in China, auf die allerdings in diesem Januar Meldungen folgten, diese Pläne habe Tesla verschoben. Laut einem Bericht der South China Morning Post kann die Aussage im Q4-Bericht als Bestätigung dafür verstanden werden.
Zum Großteil wird das Tesla-Wachstum in diesem Jahr also wohl von seinen drei Fabriken im Westen getragen werden müssen. Potenzial dafür haben vor allem die beiden neuen Gigafactorys in Deutschland und Texas: Deren Produktion überschritt laut Tesla gegen Ende vergangenen Jahres je 3000 Model Y pro Woche, also hochgerechnet gut 150.000 pro Jahr, und im Quartalsbericht ist die Kapazität mit jeweils „>250.000“ Elektroautos angegeben.
Damit könnten die drei West-Fabriken in diesem Jahr mit vereinter Kraft die eine in China wieder überholen. Ohnehin schien sich Tesla auf dem fernöstlichen Markt, auch wenn die Preis-Senkungen Anfang des Jahres zu einem sprunghaften Anstieg der Verkäufe führten, angesichts starker lokaler Konkurrenz zunehmend schwerzutun. In der Telefon-Konferenz nach den Q4-Zahlen bezeichnete Lars Moravy, VP für Fahrzeug-Engineering, sie sogar als „beängstigend“. Allerdings interessiere man sich bei Tesla weniger für den eigenen Anteil nur bei Elektroautos als für den gesamten Auto-Markt, und der biete noch reichlich Raum zum Wachsen.
BYD verdreifachte Elektroauto-Verkäufe
Auch CEO Musk wiederholte, viel Respekt für chinesische Auto-Hersteller zu haben. Diese würden am härtesten und am intelligentesten arbeiten. Wenn er raten müsse, würde er deshalb sagen, dass höchstwahrscheinlich ein Unternehmen aus China die Nummer 2 hinter Tesla werde, erklärte Musk. Tatsächlich war es im vergangenen Jahr bereits so weit: Mit nahezu einer Verdreifachung der Verkäufe reiner Elektroautos auf 911.000 Stück kam BYD Tesla so nah wie kein anderer Hersteller weltweit. In China war das lokale Unternehmen sogar weit vorn – wobei Musk über das eigene Team in dem Land sagte, es sei dort der Sieger und werde das hoffentlich auch bleiben.