Tesla bleiben nur noch wenige Stunden, um bei den Zahlen für das zweite Quartal 2022 zu retten, was zu retten ist. Sowohl Produktion als auch Auslieferungen dürften deutlich niedriger ausfallen als in den ersten drei Monaten des Jahres, hauptsächlich weil die Gigafactory in China wegen Corona-Lockdowns zehntausende Model 3 und Model Y weniger produzierte. Aber die im Quartal verbleibende Zeit wird zumindest intensiv genutzt.
Tesla-Designchef liefert selbst aus
So kam Ende vergangener Woche doch noch ein fünftes Schiff mit Tesla-Nachschub aus China in Europa an. Über das Wochenende wurde es in Barcelona teilweise entladen und fuhr dann weiter ins britische Southhampton – und in beiden Häfen sollten laut Kunden und Beobachtern direkte Übergaben stattfinden. Gleichzeitig scheint Tesla auch keine Kosten zu scheuen, um Elektroautos auf andere Weise noch in diesem Quartal als ausgeliefert verbuchen zu können: Unter anderem deutsche Besteller meldeten, dass ihnen die Lieferung per Transporter nach Hause angeboten wurde.
In den USA beteiligt sich unterdessen erneut auch die Tesla-Führung an dem Schluss-Spurt. Von CEO Elon Musk ist seit einigen Tagen nichts zu hören oder zu sehen, was manche seiner Anhänger auf Twitter bereits nervös macht. Aber dafür meldete sich sein langjähriger Design-Chef Franz von Holzhausen. Er habe in ganz Los Angeles Teslas ausgeliefert, was eine tolle Erfahrung sei, schrieb er am Mittwochabend nach US-Zeit. Wie zum Beispiel der Tesla-Chef selbst zu Silvester 2019 scheint von Holzhausen also persönlich mit anzupacken.
Great experience delivering new Teslas all around LA today! LA traffic not so much
— Franz von Holzhausen (@woodhaus2) June 30, 2022
Zu kurzfristig mehr Elektroautos für eine schnelle Auslieferung trägt jetzt offenbar auch die neue Tesla-Gigafactory in Texas bei. Nach deren offiziellen Start Anfang April wurden zunächst kaum Model Y von dort ausgeliefert, wohl weil es an genügend 4680-Batterien für das neue strukturelle Akku-Paket fehlte. Inzwischen aber verwendet Tesla in Texas (zusätzlich oder ausschließlich) konventionelle Akkus wie für das Model Y aus der deutschen Gigafactory sowie in China und Fremont und baut damit die Variante Long Range (LR). Laut dem Blog Electrek soll die Produktion dadurch auf bis zu 5000 Model Y pro Woche gestiegen sein. Lokale Beobachter bestätigten das nicht, sprachen aber zumindest von um die 100 neuen Elektroautos pro Tag aus der Texas-Fabrik.
Nachschub an deutschen Model Y stockt
Die ebenfalls neue Gigafactory in Grünheide bei Berlin erreichte nach Angaben des Unternehmens Mitte Juni erstmals eine Produktion von 1000 Model Y pro Woche. Viele Auslieferungen wurden ab dem vergangenen Wochenende von Tesla allerdings kurzfristig abgesagt, dem Anschein nach wegen eines Problems mit der aus China zugelieferten hinteren Antriebseinheit. Trotz der jüngsten Fortschritte werden die beiden neuen Fabriken also wohl nicht in der Lage sein, die wochenlangen Einschränkungen für die chinesische auszugleichen. Aber Tesla tut offenbar zumindest alles dafür, die Lücke gegenüber den Rekorden bei Produktion und Auslieferungen im Vorquartal nicht zu groß ausfallen zu lassen.