Wer Tesla vor einigen Jahren ein Model X abkaufte, brauchte in doppelter Hinsicht Mut: Nicht nur war damals bei Elektroautos allgemein mangels Verbreitung und Historie noch nicht sicher, als wie dauerhaft sie sich erweisen würden, das SUV zu sechsstelligen Preisen kam auch noch mit Flügeltüren, die in dieser Hinsicht besondere Bedenken weckten. Seit der Vorstellung einer Auffrischung Anfang 2021 hat Tesla noch keine neuen Model X in Europa ausgeliefert, doch die früheren halten sich offenbar gut. Eines der wohl meistgefahrenen auf dem Kontinent hat sich jetzt ein YouTuber aus den USA vorführen lassen. Kleinere Probleme gibt es damit nach gut 320.000 Kilometern – aber nicht mit dem Akku.
Großer Tesla-Akku verliert nur 9,9%
Der Besitzer des silbernen Model X wird in dem Video von Out of Spec Motoring nur als Kristian vorgestellt. Er wohnt in der Slowakei und muss beruflich viel durch Europa fahren. Sein erstes Elektroauto kaufte er im Jahr 2015, 2018 folgte dann das Model X in der Variante 100 D, also mit bis heute dem größten Akku und Allrad-Antrieb. Direkt von Tesla bekommt man so etwas in der Slowakei noch heute nicht, wie Kristian in dem Video unter anderem erzählt. Trotzdem gebe es dort viele Teslas, neben älteren wie seinem etwa 50 Prozent Model 3 und Model Y.
Der Akku von Kristians Model X musste nach seinem Bericht in dem Video durchaus einiges mitmachen. Zu 75-80 Prozent sei er an Superchargern oder anderen Gleichstrom-Stationen geladen worden. Im Neuzustand habe er die entnehmbare Kapazität mit 93,7 Kilowattstunden gemessen, nach derzeit exakt 201.093 Meilen habe sie sich um 9,9 Prozent verringert, berichtet Kristian. Die Angabe in Meilen machte er vermutlich wegen des amerikanischen Gastes. In Kilometern hätte sie 323.628 bedeutet. Moderator wie Tesla-Besitzer zeigen sich von der geringen Degradation nach so hoher Laufleistung beeindruckt.
Zu den Türen sagt Kristian, jeder habe ihn vorher gewarnt, dass sie kaputtgehen würden, doch bis jetzt würden sie einwandfrei ihren Dienst verrichten. Allerdings kann man sie dabei recht gut hören, und nach seinen Angaben wechselt er einmal im Jahr die großen Dichtungsgummis am Rand, damit kein Wasser eindringt. Auch die Kofferraum-Klappe schließt hörbar, aber dicht. Um das Gepäck-Abteil darunter trocken zu halten, wird er aber trotzdem bald zu einer Tesla-Werkstatt müssen: Auch dort kommt durch die Öffnung für die Heck-Kamera etwas Wasser herein. Wie Kristian in den Kommentaren nachträglich erklärte, ist daran aber jemand Schuld, der die Kamera mit einem Schlüssel zerstört habe.
Diskussionen löste auch die Feststellung aus, dass sein Model X „wie jeder Tesla“ einige Rost-Stellen hat. In dem Video sieht man die unter dem Spoiler am Heck, unter einer Flügeltür-Dichtung und im unteren Bereich derselben Tür. Es ist aber kein Rost, der sich ausbreitet, sondern nur ein Anzeichen für eine punktuell schlechte Lackierung auf dem Aluminium, erklärte Kristian in den Kommentaren dazu. Und wie auch von vielen anderen Model X zu hören war, mussten auch bei diesem die vorderen Antriebswellen mehrmals getauscht werden, weil sie laut wurden. Im vergangenen Frühjahr führte Tesla eine aktualisierte Version davon ein. Der Slowake baute sie wenig später selbst ein und befindet in dem Video, dass sie deutlich besser halten.
Europa-Rekord im Model X angestrebt
Auch von innen und bei einer Probefahrt macht der viel genutzte Tesla noch einen guten Eindruck. Das Lenkrad sollte bald ausgetauscht werden, findet auch der Besitzer, aber die Leder-Sitze zeigen keine übertriebene Abnutzung; der für den Fahrer wurde allerdings nach einem Jahr getauscht. Das neue Model X ist besser gedämmt, berichtet beim Fahren der Gast aus den USA, aber er hört kein Klappern und kein Quietschen. Er habe somit das „Langstrecken-Monster“ aus der Slowakei kennengelernt, sagt der Moderator.
Der Besitzer erklärt, dass er sein Model X zu dem mit der größten Laufleistung in Europa machen will, ohne den dafür nötigen Wert zu nennen. Den wohl weltweiten Tesla-Rekord hält mit einem Model S und mehr als einer Million Meilen ein Deutscher. Seinem eigenen Akku und Antrieb traue er auf jeden Fall noch einige 100.000 Kilometer zu, sagt Kristian, und nur der Rest der Autos werde mit der Zeit wie gewohnt Probleme machen.