Ab Frühjahr 2021 schaffte Tesla zunächst bei Model 3 und Model Y und danach bei Model S und Model X den Radar-Sensor ab – in Zukunft soll das Autopilot-System allein auf der Auswertung von optischen Daten basieren, kündigte CEO Elon Musk an. In Europa wurde diese Änderung zunächst nicht umgesetzt, aber im April stellte Tesla unter anderem eine deutsche Version seiner US-Seite zur Umstellung auf „vision only“ ins Internet. Ab demselben Monat seien Model 3 und Model für Europa und Nahost nicht mehr mit Radar ausgestattet, heißt es dort. Jetzt scheint tatsächlich der erste Tesla ohne diesen Sensor in Deutschland ausgeliefert worden zu sein. Er stammt aus der neuen Gigafactory bei Berlin — und wie befürchtet lässt sich sein Autopilot-Lenkassistent nur bis 130 Stundenkilometer nutzen.
Tempo für Tesla-Lenkassistent gedrosselt
Am Tag zuvor habe er sein „MYP“ abgeholt, informierte am Dienstag das Mitglied Body85 das Forum Tesla Fahrer und Freunde (TFF), in dem schon seit vergangenem Mai über den Radar-Wegfall in den USA diskutiert wird. Das Kürzel MYP steht für das Model Y Performance, das seit Ende März aus der neuen Gigafactory in Grünheide bei Berlin ausgeliefert wird.
Die ersten Exemplare von dort hatten den Extra-Sensor offenbar noch, das von Body85 aber nicht mehr mehr: „Ohne Radar“, schrieb er im TFF zu seinem neuen Model Y, und stellte die Frage, warum das Autopilot-System jetzt nur noch bis 130 Stundenkilometer funktioniere. Das entspricht der Tesla-Angabe zu der Funktion Lenkassistent auf der „vision only“-Seite. Aber Body85 fand es unlogisch, weil Radar doch für das korrekte Abstandhalten gebraucht werde, nicht zum Lenken. Und der adaptive Tempomat lasse sich wie früher bis 150 km/h nutzen.
Dass in seinem Model Y kein Radar steckt, hat sich Body85 selbst zusammengereimt, wie er teslamag.de auf Nachfrage erläuterte. Er habe zuvor von dem anstehenden Wegfall gehört, aber gehofft, dass er bei seinem Tesla noch nicht umgesetzt ist. Stattdessen habe er jetzt möglicherweise das erste Model Y bekommen, das in diesem Quartal aus der deutschen Gigafactory an einen Kunden ausgeliefert wurde – und damit möglicherweise auch den ersten in Europa ohne Radar. Das habe er bei der Heimfahrt nach der Abholung in Renningen bei Stuttgart festgestellt: Höher als bis 130 km/h ließ sich das Tempo-Rad bei aktiviertem Lenkassistenten nicht drehen, und beim Versuch der Aktivierung oberhalb dieser Geschwindigkeit wurde „nicht verfügbar“ angezeigt.
Kunde mit Model Y ohne Radar genervt
Schneller als 130 km/h darf man außerhalb von Deutschland auf nur wenigen Autobahnen fahren, aber trotzdem ist die Autopilot-Einschränkung auch im Rest Europas sowie in den USA ein Diskussionsthema. Erst vor kurzem bat ein bekannter US-Follower Tesla-CEO Elon Musk auf Twitter, das Autopilot-Tempolimit von dort aktuell 80 auf 85 oder 90 Meilen pro Stunde anzuheben. Dazu veröffentlichte er ein Foto eines Tesla neben einem Schild mit der Aufschrift „Speed Limit 85“. In Stundenkilometern entspricht das Tempo 137, übersteigt also die aktuellen Fähigkeiten des Tesla-Systems. Auf polnischen Autobahnen beträgt das allgemeine Limit 140 km/h.
.@elonmusk can tesla please up the autopilot limit from 80 to 85 or 90 on vision cars? Us roadtrippers will thank you. pic.twitter.com/0Oocdz5860
— Zack (@BLKMDL3) April 10, 2022
„Kommt bald“, lautete die Antwort von CEO Musk auf die Twitter-Bitte seines Followers. Allerdings steht auf der Tesla-Seite für die USA schon seit Monaten, dass die Limitierung der dort Autosteer genannten Funktion auf 80 Meilen pro Stunde „in den kommenden Wochen“ mittels Software-Update aufgehoben werden solle. Insofern wird man abwarten müssen, wie schnell es wirklich geht. In Deutschland zeigte sich Body85 jedenfalls wenig erfreut über die Einschränkung unbekannter Dauer: Er fahre regelmäßig über die unlimitierte A5 und habe das bislang bei 150 km/h weitestgehend dem Autopilot-System erst in seinem Tesla Model S und dann dem Nachfolger Model Y Long Range überlassen, berichtete er. Mit dem neuen Model Y Performance aus Grünheide sei das jetzt nicht mehr möglich, und das „nervt mich mächtig“.