Bild: Xpeng
In China kämpfen Dutzende lokale Startups um ein Stück vom schnell wachsenden Elektroauto-Kuchen, und eines der erfolgreicheren davon ist Xpeng, gegründet 2014 mit Geld von chinesischen Technologie-Milliardären. Details in seinen ersten Modellen erinnerten auffällig an Elektroautos von Tesla, und das US-Unternehmen klagte sogar gegen einen Ex-Mitarbeiter, der Autopilot-Geheimnisse mit zu Xpeng genommen haben soll. Dieser Prozess endete mit einem Vergleich. Doch Parallelen zwischen den beiden Unternehmen gibt es weiterhin reichlich.
Xpeng-Assistent wie Tesla ohne Karten
Mittlerweile betreffen sie zudem nicht mehr nur Elektroautos – sowohl Tesla als auch Xpeng wollen ihre Technologien breiter einsetzen. So zeigte das chinesische Unternehmen bei seinem alljährlichen Tech Day in dieser Woche einen zweibeinigen Roboter namens PX5, berichtet CnEVPost. Von Tesla ist ein ähnliches Projekt mit dem humanoiden Optimus geplant. Der neue Roadster des US-Unternehmens soll laut seinem CEO Elon Musk abheben können – und Xpeng stellte jetzt sogar Pläne für Elektroautos vor, die wirklich fliegen können.
Der chinesische Roboter soll nach Xpeng-Angaben in Zukunft auf der Grundlage von neuralen Netzen funktionieren; der von Tesla nutzt ähnliche Intelligenz. Und auch beim autonomen oder umfassend assistierten Fahren gehen die beiden Unternehmen in die gleiche Richtung, Xpeng bietet in China das System XNGP an, das ähnlich weit reichende Stadt-Unterstützung leistet wie die Beta-Software FSD von Tesla in Nordamerika. Bislang lagen dem hochaufgelöste Karten zugrunde – aber darauf will jetzt auch Xpeng verzichten.
Bei Tesla ist der offizielle Plan bekanntlich, autonomes Fahren allein mit Kamera-Daten („vision only“) und genügend KI in den Griff zu bekommen – wobei in neuen Model S und Model X laut CEO Musk derzeit mit Radar-Sensoren experimentiert wird. Die meisten anderen Anbieter nutzen mehrere davon und darüber hinaus Lidar-Sensoren, wie Musk sie für Tesla ausgeschlossen hat. Außerdem gleichen sie die Echtzeit-Informationen mit feinen Karten-Daten ab. All das machte bislang auch Xpeng, aber zumindest die HD-Kartierung soll wegfallen.
Großes Elektroauto im Van-Format kommt
Mit diesem Aspekt der Präsentation am Dienstag hat sich die US-Publikation TechCrunch näher beschäftigt. Demnach will Xpeng zwar weiterhin auch Lidar nutzen. Die aufwendige Vorab-Kartierung von Städten, in denen der XNGP-Helfer läuft, soll jedoch in Zukunft nicht mehr nötig sein. Dass sie gar nicht vorgesehen sind, gilt als großer Vorteil der Tesla-Philosophie für autonomes Fahren, weil nicht jedes neue Umfeld dafür vermessen werden muss. Bis Ende des Jahres soll der kartenlose Xpeng-Assistent jetzt in 50 chinesischen Städten verfügbar sein, Ende 2024 auch in Europa.
Bei so vielen neuen Technologien könnte man fast vergessen, dass Xpeng im Kern immer noch ein Elektroauto-Hersteller ist. Doch zumindest ein solches Modell für die nähere Zukunft wurde bei der Veranstaltung laut CnEVPost ebenfalls gezeigt: der X9 in dem in China zunehmend verbreiteten Großvan-Format (MPV). Nähere Informationen zu dem Siebensitzer sollen im November folgen und erste Auslieferungen vor Ende des Jahres. Bei Tesla steht ein Van mit Platz für viele Personen seit 2016 im Master-Plan von CEO Musk, konkretisiert wurden die Pläne dafür aber bislang nicht.