Seit April 2021 heißt das Prinzip für die Sensoren im Autopilot-System von Tesla laut CEO Elon Musk „vision only“, also nur noch Kameras – und wie sich zeigte, bedeutete das, dass nicht nur die vorher verbaute Radar-Einheit wegfiel, sondern später auch die Ultraschall-Sensoren für den Nahbereich. Der Verzicht auf Ultraschall dürfte vor allem Kosten-Gründe gehabt haben, zu Radar aber sagte Musk, extreme Situationen im Verkehr ließen sich nur mit optischer Intelligenz für die echte Welt in den Griff bekommen. Trotzdem experimentiert Tesla derzeit mit einem neuartigen Sensor dieser Art.
Musk bestätigt Radar in Model S & Model X
Das wurde am Mittwoch in der Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen von Tesla in Q3 2023 klar. Wie üblich stellten Analysten nach kurzen Stellungnahmen von Managern einschließlich CEO Musk Fragen, und eine davon bezog sich auf das Model Y in China: Nach Berichten lokaler Medien hat Tesla dort neue Versionen des Model Y bei einer Behörde angemeldet. Einschneidende Veränderungen scheint es ansonsten nicht zu geben, aber als Option soll bei ihnen Radar angegeben sein.
Die Frage, ob das stimme, beantworte Musk mit der Aussage „wir haben kein Radar aufgenommen“ – wie das mit den Informationen aus China zusammenpasst, ließ er offen. Von sich aus gab der CEO dann aber Auskunft darüber, dass eine Art Radar-Programm bei Tesla tatsächlich existiert. In neuen Model S und Model X befinde sich ein intern entwickeltes Radar, sagte er. Pläne für eine Integration in Model 3 oder Model Y gebe es aber nicht.
Damit ist von Tesla-Seite wohl zum ersten Mal bestätigt, dass Model S und Model X tatsächlich wieder mit einem Radar ausgestattet sind. Anzeichen dafür brachte schon eine Anmeldung bei der US-Behörde FCC im vergangenen Juni (s. die Zeichnung oben), und ab diesem März wurden laut Beobachtern in den USA wieder Model S und Model X mit einem solchen Sensor ausgeliefert. Was es damit auf sich hat und ob die Radar-Daten überhaupt ausgewertet werden, blieb aber offen.
Beim zweiten Punkt ist das immer noch so, zum Hintergrund aber sagte Musk am Mittwoch, es handle sich um ein Experiment. Man werde sehen, ob es sich auszahlt. In bisherigen Elektroautos sei das Radar sogar ausgeschaltet worden, weil es mehr Rauschen als nützliche Signale geliefert habe, erklärte er wie bei früheren Gelegenheiten. Der neue Sensor aber sei von Tesla selbst entwickelt und habe eine hohe Auflösung. Das mache ihn potenziell nützlich, was aber noch zu überprüfen sei.
„Vision only“ bei Tesla nicht mehr absolut
Vorerst gilt „vision only“, dessen aktueller Software-Stand Tesla-Kunden in Europa zunehmend verärgert, für Musk also weiter, aber nicht mehr so absolut, wie es sich früher anhörte. Andere Hersteller mit modernen Assistenz-Funktionen überlegen unterdessen nicht mehr, ob sie Radar einsetzen, sondern nur noch, wie viel davon.
Rund 70 Prozent der neuen Pkw seien in 2022 schon mit einem nach vorn gerichteten Radar ausgestattet gewesen, schreibt die Marktforschungsfirma IDTechEx in einer aktuellen Studie. Trotzdem sei auf diesem Markt noch viel Wachstum möglich: mit Sensoren für den Nahbereich, die zum Beispiel Totwinkel-Warnungen und noch neuere Fahrer-Unterstützungen ermöglichen. Eine solche Funktion hat Tesla soeben mit dem aufgefrischten Model 3 eingeführt, kommt dafür aber bislang offensichtlich ohne Radar aus.