Bild: Tesla
Trotz aller Warnungen vor Überfüllung und dem Verlust eines Wettbewerbsvorteils setzt Tesla die Öffnung seines Supercharger-Netzes für Elektroautos anderer Marken in schnellen Schritten fort. Angefangen hat sie im November 2021 mit einem Test an ersten Stationen in den Niederlanden, wo inzwischen alle Supercharger geöffnet sind. Ähnliche Tests begannen in Frankreich und Norwegen und wurden vor kurzem auf mehr Tesla-Standorte bis hoch zum Nordkap ausgeweitet. Und jetzt kommen noch einmal etwa 80 mit beliebigen CCS-Elektroautos nutzbare Supercharger-Stationen in fünf europäischen Ländern hinzu.
200 freie Tesla-Stationen in 8 Ländern
Auf längere Sicht ist eine weltweite Freigabe des Supercharger-Netzes für Fremdmarken geplant, sogar wenn das Tesla einen wichtigen Wettbewerbsvorteil kostet, bekräftigte CEO Elon Musk vor kurzem. In Europa ist sie technisch am einfachsten, denn hier nutzt Tesla seit dem Model 3 an seinen Ladesäulen ohnehin den Standard CCS, über den auch die meisten anderen Elektroautos laden. Zugang zu Supercharger-Strom bekommen sie über die Tesla-App, in der man teilnehmende Standorte finden und dann eine Säule zum Laden freischalten kann. Bei Tests eines Autors von teslamag.de in den Niederlanden mit verschiedenen Elektroautos hat das gut funktioniert.
Und zum Beispiel in Skandinavien gibt es seit dieser Woche eine ganze Menge mehr Standorte, an denen man das ausprobieren kann – etwa 30 von Süd- bis Nordschweden gesellten sich zu der ungefähr gleichen Zahl von schon vorher geöffneten Superchargern nebenan in Norwegen hinzu. Jeweils etwa zehn seiner Lade-Standorte gab Tesla außerdem in Österreich und Belgien frei und jeweils gut ein Dutzend in Großbritannien und Spanien. Das sind rund 80 neue auf einen Schlag.
Langsam wachsen die bisherigen Supercharger-Inseln in Europa dadurch zudem zu einem Kontinent zusammen. Für eine Tour von Portugal bis Norwegen nur mit Tesla-Strom, aber in einem Elektroauto einer anderen Marke, fehlen noch offene Supercharger im Start-Land. Von der Südspitze Spaniens aus bis hoch nach Schottland oder eben zum norwegischen Nordkap aber scheint es auf der Tesla-Karte seiner fremd nutzbaren Stationen (s. Bildschirm-Foto oben) kaum noch Lücken von mehr als einer Akku-Ladung zu geben – wobei es dabei natürlich auf Kapazität und Verbrauch ankommt, die nicht überall so hoch und so niedrig sind wie bei Tesla.
Supercharger größtes öffentliches CCS-Netz
Ziemlich in der Mitte Europas und direkt neben den Niederlanden mit ihrer hohen Dichte an sämtlich freien Tesla-Stationen dagegen klafft noch ein als riesiges Loch: Deutschland mit seinen inzwischen gut 120 Supercharger-Ladestandorten, von denen aber noch keiner für fremde Elektroautos geöffnet ist. Das dürfte eher mit Vorschriften zusammenhängen als mit geschäftlicher Strategie, denn die europaweite Öffnung ist offensichtlich ernst gemeint.
Auf Anfrage von teslamag.de nannten Tesla-Vertreter keine Gründe für das deutsche Loch, bestätigten aber die Öffnung in Österreich und den vier weiteren neuen Ländern. In ganz Europa soll es jetzt mehr als 200 geöffnete Supercharger-Stationen mit mehr als 2900 nutzbaren Ladesäulen geben – damit betreibe Tesla gemessen an der zweiten Zahl das größte öffentliche Netz für schnelles Elektroauto-Laden in Europa, hieß es.
Fremde Kunden könnten durch die gute Abdeckung und die jedenfalls von der eigenen Marke bekannte Zuverlässigkeit des Supercharger-Netzes angezogen werden. Mit besonders niedrigen Preisen lockt Tesla dabei allerdings nicht. Zum Beispiel in Deutschland kostet Supercharging mittlerweile oft mehr als Laden bei CCS-Anbietern für alle – und bei den bislang geöffneten Stationen im Rest Europas müssen andere Marken bislang zudem entweder noch deutlich höhere Kilowattstunden-Preise bezahlen oder eine zusätzliche Monatsgebühr.