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Tesla und die Elastizität: Warum sinkende Preise keine schlechte Nachricht sein müssen

Tesla-Model-S-X-Preissenkung

Bild: Tesla (Archiv)

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Von Betrug oder Pleite reden Tesla-Leerverkäufer kaum noch, aber weiterhin gibt es einige entschlossene Pessimisten, die den Elektroauto-Pionier an der Börse für hoffnungslos zu teuer halten (und nicht nur für wohl kurzfristig überbewertet wie CEO Elon Musk selbst). Einen davon hat die Anleger-Zeitschrift Barron’s jetzt für einen Artikel über die jüngsten deutlichen Preis-Senkungen bei Tesla befragt, und erwartungsgemäß stellte der Analyst diese als Anzeichen für einen „Nachfrage-Absturz“ dar. In einer anderen Sichtweise aber tut Tesla schlicht das, was Technologie-Firmen immer tun, sobald sie können: mit niedrigeren Preisen die Kosten senken und umgekehrt.

Jubel bei Tech-Preissenkungen

Darauf wies im selben Artikel der Analyst Dan Ives von Wedbush Securities hin, der sein Tesla-Kursziel soeben von 600 Dollar auf 800 Dollar erhöht hat und zum Halten der Aktie rät. Er bezeichnete die Entscheidung zur Preis-Senkung als „geschickten Schachzug“ vor dem aktuellen Hintergrund von Wirtschaftsschwäche inmitten einer Pandemie. Tesla habe mit seiner Kostenstruktur mehr Spielraum als andere Hersteller, darauf mit niedrigeren Preisen zu reagieren.

Wie Barron’s erklärt, gelten sinkende Preise in der Auto-Industrie üblicherweise als Zeichen für zu wenig Nachfrage. In der Technologie-Branche dagegen würden Preis-Senkungen von Analysten oft bejubelt: Weil deren Unternehmen komplexe Produkte wie Chips und Speicher herstellten, gehe es für sie darum, diese zu immer niedrigeren Kosten für die Massen zugänglich zu machen. In Studien sei dann von „Nachfrage-Elastizität“ die Rede, also von dem Effekt, dass ein Produkt bei sinkenden Preisen stärker gefragt ist.

Tesla in China als Fallstudie

Und je höher die Stückzahlen bei zunächst weitgehend gleich bleibenden Kosten für Entwicklung und Aufbau der Produktionsanlagen werden, desto weniger Anteil daran entfällt auf jedes einzelne Elektroauto – die Gesamtkosten für Tesla (und jeden anderen) sinken also selbst dann, wenn die Kosten der laufenden Produktion nur stabil bleiben. Das ermöglicht wieder sinkende Preise, die erneut mehr Stückzahlen bringen und so weiter. Der Effekt ist umso stärker, je höher der Anteil von vorab investierten Entwicklungskosten ist. Hinzu kommen mögliche Einsparungen durch mehr Einkaufsvolumen bei Zulieferern und technische Fortschritte.

Bei Tesla in China lässt sich derzeit beinahe wie in einer Fallstudie beobachten, wie das in der Praxis funktioniert. Fast im Gleichschritt senkt Tesla dort die Preise und gibt Steigerungen bei der Produktionskapazität des Model 3 in der lokalen Gigafactory bekannt. Als das Wirtschaftsministerium überraschend eine neue Preis-Grenze für die Förderung von Elektroautos einführte, reagierte Tesla innerhalb von Tagen mit einer Senkung noch merklich unter die Schwelle, und CEO Musk sprach von Potenzial für viel mehr davon.

Mehr Model 3 und billigere Akkus für Tesla

So soll die Kapazität der lokalen Gigafactory noch bis Juni auf Tesla 4000 Model 3 pro Woche gesteigert werden. Bald dürfte zudem die Produktion des Basis-Tesla mit billigeren Akkus von CATL beginnen, die weiter sinkende Preise in China ermöglichen dürften. Und die Akku-Forschung bei Tesla geht ebenso weiter wie Bau und Planung neuer Fabriken in Europa und den USA. Im Westen muss Tesla nach den längeren Coronavirus-Sperren vielleicht erst wieder richtig auf die Beine kommen. Aber der Preis-Schritt gleich nach dem Neustart dürfte vor diesem Hintergrund mindestens so offensiv wie defensiv gewesen sein.

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