Ein geplanter TV-Spot des Software-Unternehmers Dan O’Dowd sorgt weiter für Unruhe in Tesla-Kreisen. Vergangene Woche veröffentlichte er auf Twitter vorab ein Video, in dem ein Model 3 mehrmals einen in seinem engen Fahrweg stehenden Kinder-Dummy umfährt, nach seinen Angaben gesteuert von der Beta-Software FSD, die derzeit rund 100.000 Tesla-Kunden in Nordamerika testen können. Tesla-Anhänger witterten sofort Manipulation, und eine Entschuldigung von O’Dowd bestätigte das zumindest teilweise. In einem Nachtest hielt ein anderes Model 3 zudem nicht nur vor einer Puppe jedesmal an oder wich aus, sondern auch vor einem echten Kind. Das letzte Wort in dem FSD-Streit dürfte trotzdem noch nicht gefallen sein.
Tesla im Nachtest hält rechtzeitig an
Bis zuletzt war nicht klar, ob @WholeMarsBlog, ein bekannter Follower von Tesla-CEO Elon Musk, seine Ankündigung ernst meinte, O’Dowds Behauptungen mit Tests mit einem echten Kind zu widerlegen. Zusammen mit zwei weiteren Unterstützern tat er das am Wochenende aber tatsächlich. Dabei hatte sich der Tesla-Gegner kurz vorher nach viel Kritik an seinem Video entschuldigt. Er habe in die Irre geführt, weil er sich auf Angaben von anderen verlassen habe, schrieb O’Dowd, ohne allerdings ins Detail zu gehen.
Ähnliche Ergebnisse wie er mit selbst gebauten Dummys in Kind-Größe meldeten vergangene Woche zwei andere Tesla nahe stehende Personen, also dürfte die FSD-Software derartige Objekte tatsächlich nicht unter allen Umständen erkennen. Die Gruppe um @WholeMarsBlog aber ließ sich auch davon nicht von ihrem Vorhaben abbringen – immerhin kündigte er zwischendurch an, zumindest anfangs ebenfalls eine Puppe zu verwenden. Am Sonntag veröffentlichte er auf YouTube das Video dazu.
Seine Test-Reihe beginnt damit, dass der kleine Dummy etwa in der Mitte einer breiten Wohnstraße steht, auf der links und rechts mit großen Lücken Autos geparkt sind. An dem Rand befindet sich zunächst auch das Model 3 für den Test. Dann aktiviert der Fahrer FSD, was das System mit einem Gong akzeptiert. Es fährt allerdings zunächst nicht los, denn auf dem gefilmten Tesla-Bildschirm wie auf der echten Straße sieht man die Puppe im Weg stehen. Beim zweiten Versuch aus größerer Entfernung fährt das Auto langsam los, zeigt aber erneut das Kind an und bleibt stehen. Beim dritten Mal ist das Hindernis weiter rechts postiert, und der Tesla fährt nach kurzem Zögern beherzt links davon vorbei.
Vater testet FSD mit eigenem Sohn
Dann folgen tatsächlich Tests mit Menschen auf der Straße. Der erste ist groß und wird wie zuvor das künstliche Kind erkannt. Danach stellt sich der Vater des echten kleinen Jungen vor, der gleich darauf die Dummy-Rolle übernehmen soll. Er sei Portfolio-Manager bei einem ETF für autonomes Fahren, sagt @_tadpark, habe die Beta-Software schon vorher probiert und würde ihr das Leben seiner Kinder anvertrauen. Außerdem könne er immer noch jederzeit bremsen. Das ist dann aber nicht nötig, denn wie vorher der Dummy und der Erwachsene wird sein Sohn von dem Model 3 erkannt, sowohl im Weg stehend als auch beim Überqueren der Straße. Anfangs sei er nervös gewesen, aber er habe gewusst, dass der Tesla anhalten würde, erklärt der Vater.
In einem abschließenden Test wieder mit Kunst-Kind hält er oder @WholeMarsBlog bei aktiviertem FSD mit 40 Meilen pro Stunden wie in dem Video von O’Dowd darauf zu. Anders als bei dem Unternehmer fährt das Model 3 dieses Hindernis aber nicht um, sondern bremst und fährt rechts daran vorbei. Fast könne man meinen, O’Dowd habe gelogen, weil er mit seiner Software-Firma in Konkurrenz zu Tesla steht, sagt einer der beiden.
Those who say I lied about our tests didn't rerun them, bc they know results would be the same.
The driver swore an affidavit that he never touched the pedals.
We triple-checked FSD was engaged, even @WholeMarsBlog agrees, anyone who says otherwise is a moron, @FredericLambert. https://t.co/WRuzBfkWvp
— Dan O'Dowd (@RealDanODowd) August 15, 2022
Der so auf Entfernung Angesprochene war am Montag jedoch selbst schon wieder im Angriffsmodus. Wer ihn als Lügner bezeichne, habe die Tests nicht nachgestellt, schrieb er auf Twitter, allerdings nicht an @WholeMarsBlog gerichtet, sondern an den Blog Electrek, der früh auf Ungereimtheiten hingewiesen hatte. Der Streit um FSD und die richtigen Test-Methoden geht also trotz des hohen persönlichen Einsatzes von Tesla-Anhängern erst einmal weiter.
New video of Master Scammer Musk's Full Self-Driving @Tesla ruthlessly mowing down a child mannequin wearing a safety vest in a real school crosswalk. No cones. Room to swerve. Video of pedals.
Everything is real except the child, bc you know what would happen to a real child! pic.twitter.com/a3ut9bpSqG
— Dan O'Dowd (@RealDanODowd) August 15, 2022
Aktualisierung: Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis O’Dowd ein neues FSD-Testvideo und dazu neue Angriffe auf Tesla, CEO Musk sowie Anhänger des Unternehmens veröffentlichte. Darin fährt ein weißer Tesla einen Kinder-Dummy auf einem Zebrastreifen um, nachdem vorher suggestiv gefragt wurde, was in dieser Situation wohl passieren werde. In einer seiner Twitter-Nachrichten dazu bezeichnete der Unternehmer den Tesla-Chef als „Meister-Betrüger“, in einer anderen schrieb er, @WholeMarsBlog verteidige das Unternehmen nur aus Interesse an steigenden Aktienkursen. Die nächste Runde ist also schon eröffnet.