Bild: Bjorn Nyland
Allmählich wird es peinlich – wenn nicht für Tesla, dann zumindest für die Fahrer seiner neuesten Elektroautos in Europa. Denn die Autopilot-Software für den Kontinent wird allem Anschein nach seit vielen Monaten kaum noch weiterentwickelt, während gleichzeitig der in den USA begonnene Umstieg auf „vision only“ auch die anderen Märkte erreicht. So wird auch das Tesla Model Y Performance aus der deutschen Gigafactory ohne Radar-Sensor ausgeliefert – und mit den Folgen für das Autopilot-System zeigte sich der bekannte YouTuber Björn Nyland jetzt alles andere als einverstanden.
Peinliche Fahrt mit Tesla Vision
In seinem Video von diesem Samstag fährt der Norweger, wie er es meistens tut, mit einem Elektroauto durch sein Heimatland, in diesem Fall eben mit einem Model Y Performance aus der Fabrik in Grünheide bei Berlin. Der Beitrag fängt mit den üblichen Sponsoren-Hinweisen an, aber kaum hat Nyland dann guten Tag gesagt, verrät er, dass es jetzt darum gehen wird, „wie sehr Tesla Vision nervt“. So bezeichnet das Unternehmen sein jetzt nur noch kamerabasiertes Autopilot-System. Radar wurde laut CEO Elon Musk abgeschafft, weil es in Kombination mit Kameras insgesamt keine bessere Daten-Qualität lieferte.
In den USA fielen Radar-Sensoren zuerst bei neuen Model 3 und Model Y schon ab Frühjahr 2021 weg. Die Folge waren vermehrte Beschwerden über das als Phantom-Bremsung bekannte Phänomen unter Autopilot-Kontrolle. In Europa werden radarlose Teslas erst neuerdings ausgeliefert, aber das in Deutschland produzierte Model Y zählt laut Nyland dazu. Ein Problem damit hatte ein deutscher Tesla-Besitzer schon Mitte Juni gezeigt: Wenn man das Vision-System aktiviert, schaltet es automatisch die Regen-Erkennung für die Scheibenwischer ein, die aber gelegentlich übereifrig ist. Die Folge ist dann „wischen only“ trotz trockener und weitgehend sauberer Scheibe.
Das Vision-Problem, mit dem sich Nyland jetzt beschäftigte, ist damit verwandt. Auf der einen Seite gibt es anders als bei der Wischer-Automatik eine manuelle Abhilfe dagegen, auf der anderen Seite ist es präsenter. Tatsächlich schimpft der YouTuber praktisch die ganzen etwa 20 Minuten des Videos lang beim Fahren über Fehler der Abblend-Automatik in dem deutschen Model Y. Die wird vom Vision-Autopilot ebenfalls automatisch mit aktiviert und scheint das Ziel zu haben, unter fast allen Umständen mit Fernlicht zu fahren. Wenn sie doch abblendet, dann oft viel zu spät. Nyland wird von entgegenkommenden Fahrzeugen mehrmals angeblitzt (s. Foto oben) und sagt unter anderem, das System sei peinlich für ihn und andere Tesla-Fahrer ohne Radar.
Nachdenken über Model Y aus Deutschland
Anders als die Wischer-Automatik, die sich unter Autopilot nicht abschalten lässt, aber auch nicht immer verrückt spielt, kann man den Licht-Assistenten deaktivieren. Aber dafür scheint er bei Dunkelheit auch durchgehend überfordert zu sein. Der Fahrer ist dann wieder selbst für Auf- und Abblenden zuständig. Und wer nicht das Autopilot-Extra EAP oder FSD für in Deutschland mindestens 3800 Euro gekauft hat, muss die Abblend-Automatik nach jedem Spurwechsel von Neuem ausschalten, weil sie bei neuer Autopilot-Aktivierung stets mit zurückkommt.
Er verstehe nicht, warum sich nicht mehr Leute darüber beschweren würden, sagt Nyland. Und bevor er erklärt, dass Tesla Vision „das beschissenste Feature“ sei, das er bei dem Unternehmen je gesehen habe, geht er ziemlich weit: Der YouTuber bezweifelt, dass sich das Problem mit einem Software-Update entscheidend abmildern lassen wird. Wer ein Model Y aus der deutschen Gigafactory bestellt habe, solle deshalb noch einmal darüber nachdenken, empfiehlt er direkt. Auf der anderen Seite könne man mit dem Stornieren ja zumindest bis zum letzten Moment abwarten, erklärt er nach einem Hinweis, dass das natürlich jeder für sich selbst prüfen und entscheiden müsse.