In China bringen neuerdings schon manche Elektroautos in mittleren Klassen eine oder mehrere Lidar-Einheiten für automatisiertes Fahren mit, Tesla dagegen setzt seine in den USA begonnene Sensor-Reduzierung jetzt auch dort um. In diesem März hatte CEO erstmals den Verzicht auf Radar angekündigt, und tatsächlich verwand es bald darauf aus der Autopilot-Beschreibung im Web und mit Verzögerung kam eine „vision only“-Version der Beta-Software FSD. Nur auf den Tesla-Seiten für China war weiter von einem Front-Radar mit 160 Metern Reichweite die Rede, aber auch dort ist es jetzt der Angabe von bis zu 250 Meter Kamera-Sicht gewichen.
Kein Radar für China-Autopilot mehr
Das fiel in dieser Woche dem Dienst @42how_ aus China auf, der über Elektroautos in seiner Heimat berichtet. Demnach stand auf der chinesischen Seite zum Autopilot-System bis Dienstag noch ein Text, der in den USA Ende Mai und später auch in Europa schon gestrichen wurde: „Nach vorn gerichtetes Radar bietet Erfassung weit entfernter Objekte“, zusammen mit der Angabe „160m“ (das Foto oben zeigt eine alte Abbildung dazu). Am Mittwoch wurde er auch in China durch „leistungsfähige visuelle Verarbeitung mit bis zu 250 Metern Reichweite“ ersetzt.
Damit macht Tesla klar, dass sein Autopilot auch auf dem umkämpften Elektroauto-Markt China und wohl auf Dauer allein mit Kameras und Ultraschall-Sensoren auskommen soll. Laut CEO Musk wurde der Verzicht auf Radar nötig, weil dieser Sensor insgesamt zu viel Rauschen in die kombinierte Auswertung brachte. Nur mit Kameras lasse sich autonomes Fahren realisieren, denn dafür sei ohnehin „optische Intelligenz für die reale Welt“ erforderlich, erklärte er im März.
Tesla China Finally Updated Autopliot Page.
"Forward facing radar provides a long-range view of distant objects" and replaced it with "powerful visual processing at up to 250 meters of range".
FSD Beta is coming soon to China? @elonmusk #Tesla #TeslaChina #FSD $TSLA pic.twitter.com/7X1gEhXsq0
— 42HOW (@42how_) November 24, 2021
Der Verzicht auf einen verbreiteten und vorher auch von Tesla gelobten Sensor mitten in einer weltweiten Chip-Knappheit weckte den Verdacht, er sei eine Notlösung, aber Musk bleibt dieser Linie treu. Dabei bereitete sie in den USA erst einmal Probleme – Model 3 und Model Y verloren in einer behördlichen Übersicht Sicherheitshelfer, die sie mit Radar noch hatten. Bald kehrte die Angabe jedoch zurück, und heute heißt es bei Tesla zum Beispiel in Deutschland ganz unten auf der Autopilot-Seite, vier „Standard-Sicherheitsmerkmale“ seien bei allen Neufahrzeugen weiterhin aktiv.
Tesla macht mit Kameras weiter
Zumindest die Überführung der Not-Assistenten in das radarlose System hat also offensichtlich funktioniert. Auch eine neue Version der Beta-Software FSD ließ nach der Musk-Ankündigung zunächst ebenso länger auf sich warten wie die Ausweitung des Tests damit. Inzwischen aber ist Tesla bei seiner FSD-Version 10.5 und nimmt nach und nach zusätzliche Fahrer mit den besten Werten im neuen Safety Score in den Beta-Test auf. Autonomes Fahren in schwierigen Umgebungen scheint nach den ersten Erfahrungen eines CNN-Reporters in einem geliehenen Model 3 mit FSD allerdings auch ohne Radar noch nicht wirklich zu funktionieren.