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Tesla-Woche 41/24: Robotaxi-Reaktionen, Grünheide- und China-Zahlen, DHL testet Semi

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Bild: Tesla

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Das bedeutendste Tesla-Ereignis in der zurückliegenden Woche war mit Sicherheit die „We, Robot“-Veranstaltung am Donnerstagabend in Los Angeles, bei der das Unternehmen ein autonomes Elektroauto namens Cybercab und überraschend auch ein Robotaxi im Van-Format sowie erneut den Roboter Optimus präsentierte. Die rund 2000 Gäste zeigten sich überwiegend begeistert, die Reaktion an der Börse war mit einem Minus der Tesla-Aktie am Freitag allerdings klar negativ. Andere Nachrichten traten darüber in den Hintergrund, gab es in Form recht gegensätzlicher Zahlen zu den Gigafactorys in Deutschland und China jedoch auch. Und der deutsche Post-Konzern DHL zeigte sich nach Tests überzeugt von dem Tesla-Sattelschlepper Semi.

Tesla-Party mit Cybercab und Robovan

Wenn das Tesla-Event auf einem Film-Gelände von Warner Brothers eine futuristische Party sein sollte, kann man sie als gelungen bezeichnen. Die Gäste wurden in nachgebauten Stadtvierteln empfangen, Drohnen-Bilder verzierten den Himmel, das Essen soll gut gewesen sein, und es gab eine Menge Technologie zu sehen. CEO Elon Musk stellte wie im April angekündigt das Robotaxi vor, das jetzt den Namen Cybercab bekam. Außerdem überraschte er mit einem weiteren autonomen Fahrzeug für die Zukunft, den Robovan für bis zu 20 Personen, und hatte eine ganze Reihe von Optimus-Robotern mitgebracht, die tanzten, mit Besuchern sprachen oder sie bedienten.

Das Cybercab genannte Robotaxi soll vor dem Jahr 2027 in Produktion gehen, sagte Musk in seiner gut 20-minütigen Ansprache, also spätestens 2026, wobei er selbst darauf hinwies, bei solchen Zeitangaben zum Optimismus zu neigen. Wie sich bei der Präsentation zeigte, hat es zwei Sitzplätze und dazu zwei nach oben öffnende Türen. Die Karosserie erinnert vorne an das Model Y, das Heck ist gerade wie beim Cybertruck. Innen ist das Tesla Cybercab noch schlichter als Model 3 oder Model Y, weil unter anderem selbst Pedale und Lenkrad fehlen – vom Personen in Inneren könnte es also gar nicht selbst gesteuert werden.

Zweifel an autonomen Optimus-Robotern

Nachdem Musk selbst in einem solchen fahrerlosen Taxi zur Bühne gebracht worden war und dort seine Rede gehalten hatte, konnten sich auch die Besucher ein Stück durch die Straßen auf dem Studio-Gelände befördern lassen. Dafür hatte Tesla laut dem CEO 50 vollautonome Autos bereitgestellt, davon 21 der neuen Cybercabs und der Rest Model Y. Wie nur von wenigen Beobachtern erwartet, präsentierte Musk außerdem ein größeres Fahrzeug namens Robovan, das ebenfalls ohne menschlichen Fahrer bis zu 20 Personen transportieren soll. Für dessen Start nannte der Tesla-Chef keinerlei angestrebtes Startjahr.

Beeindruckt zeigten sich die Gäste in Los Angeles, darunter viele bekannte Unterstützer des Unternehmens, weniger von den kurzen Robotaxi-Fahrten als von den vielen Optimus-Robotern vor Ort. Die humanoiden Maschinen nahmen Bestellungen entgegen, imitierten auf Wunsch ihre Gegenüber oder führten natürlich wirkende Gespräche mit ihnen. Das schien enorme Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz (KI) dahinter erkennen zu lassen, die laut Musk auch für autonomes Fahren nützlich ist und umgekehrt. Tatsächlich wirkten die Roboter so echt, dass Zweifel entstanden, ob sie wirklich rein KI-gesteuert agierten. In zwei Fällen sollen sie laut Besuchern bestätigt haben, dass im Hintergrund eine Kontrolle durch Menschen erfolgte.

In seiner Rede hatte Musk zwar nicht direkt gesagt, dass auch die Optimus-Roboter bei dem Event autonom handelten, aber diesen Eindruck erweckt – und wiederholt, dass solche Humanoide billiger und für Tesla wichtiger werden würden als Elektroautos und sogar autonomes Fahren. Nachdem sich die wohl zumindest teilweise Fernsteuerung der Roboter bei der Veranstaltung herumgesprochen hatte, gingen manche Fans von CEO und Unternehmen dazu über, statt von der natürlichen Interaktionen von der hohen Beweglichkeit der aktuellen Optimus-Generation und dem Potenzial von Tele-Operation zu schwärmen.

Tesla-Analysten überwiegend enttäuscht

An der Börse kam das heiß erwartete Event, das zuvor zu deutlich steigenden Kursen beigetragen hatte, jedenfalls nicht gut an. Die Aktie von Tesla ging am Freitagmorgen mit einem Minus von rund 9 Prozent in den US-Handel, das sich bis zum Ende des Tages kaum verringerte. Derartige Einbrüche sind nach Tesla-Veranstaltungen mit im Vorfeld hohen Erwartungen keine Seltenheit. Dieses Mal waren sich allerdings auch sonst optimistische Analysten weitgehend einig in ihrer negativen Einschätzung, wie eine Zusammenstellung auf X zeigt.

Allgemein fehlte es den professionellen Börsianern und ihren Kunden demnach an Informationen darüber, wie Tesla von seinem heutigen assistierten Fahren mit der FSD-Software zu wirklich autonomen Autos kommen will. Musk spricht zwar häufig von großen Fortschritten seit Beginn eines Beta-Programms damit vor rund vier Jahren, aber eine Zulassung auch nur für Tests mit echter Autonomie hat Tesla anders als Konkurrenten noch nirgendwo auf der Welt. Die einzige konkrete Musk-Aussage am Donnerstag dazu lautete, dass Model 3 und Model Y nach seiner Erwartung nächstes Jahr in Kalifornien und Texas unüberwacht und mit den nötigen Genehmigungen mittels FSD fahren werden.

CEO Musk setzt auf Anleger-Vertrauen

Daten zu den bisherigen Fortschritten der Autonomie-Software in Form von mehr gefahrenen Meilen bis zu einem erforderlichen menschlichen Eingreifen nannte der CEO weiterhin nicht. Also dürfte seine Robotaxi-Veranstaltung auch nicht dafür geeignet gewesen sein, FSD-Skeptiker zu überzeugen. Eher nagte die mögliche Optimus-Fernsteuerung weiter an der Glaubwürdigkeit von Musk. Zuvor war nach Jahren bekannt geworden, dass ein Video mit einer autonomen Tesla-Fahrt von 2016 nur mit 3D-Karten und nach mehreren Versuchen gelungen war. Seit dieser Zeit stellte Musk praktisch jährlich die endgültige FSD-Lösung in Aussicht, ohne das bislang einlösen zu können.

Damit gilt weiterhin und nach den neuesten Ankündigungen vielleicht noch mehr, was er bei der Telefon-Konferenz zu den Q1-Zahlen in diesem April sagte: Wer nicht daran glaube, dass Tesla Autonomie in den Griff bekomme, solle lieber nicht in das Unternehmen investieren. Drei Monate später riet Musk für diesen Fall sogar direkt zum Verkauf der Tesla-Aktie und erklärte alle anderen Fragen zu bloßem Rauschen.

Tesla-Fabriken mit neuen Meilensteinen

Dennoch macht Tesla bislang rund 80 Prozent seines Umsatzes mit dem Verkauf von Elektroautos, von denen bislang nur ein kleiner Anteil mit der potenziell autonomen FSD-Option ausgestattet ist. Aus diesem Bereich gab es in der zurückliegenden Woche Neuigkeiten zu den Fabriken im chinesischen Shanghai und im deutschen Grünheide. Zu beiden wurden neue Meilensteine in der Produktion bekannt, die ein sehr unterschiedliches Tempo beim Hochlauf zeigen.

In China rollte am Donnerstag das dreimillionste dort produzierte Elektroauto vom Band, berichtete CnEVPost. Die erste Million an Model 3 und später Model Y war im August 2022 erreicht worden, 32 Monate nach dem Start, die zweite im vergangenen September. Über Tesla in Grünheide meldete am Dienstag das Handelsblatt, dass dort laut internen Nachrichten jetzt das 400.000 Model Y seit Beginn der Produktion im März 2022 hergestellt worden sei. Dieser deutlich langsamere Hochlauf dürfte mit zu wenig Tesla-Nachfrage in Europa zusammenhängen. In Deutschland als dem wichtigsten Markt sind die Neuzulassungen der Marke im September weiter gesunken, im ganzen bisherigen Jahr um 42 Prozent. In China dagegen erzielte Tesla zuletzt einen Verkaufsrekord und lag bis September um 6 Prozent vor 2023.

DHL überzeugt von Tesla Semi

Manche Beobachter hatten sich von der Robotaxi-Veranstaltung am Donnerstag auch Aussagen zu autonomem Fahren mit dem Tesla-Sattelschlepper Semi erhofft. Der wird seit Ende 2022 in einer Pilot-Serie an den frühen Besteller PepsiCo und nach Aussagen des Tesla-Programmchefs bei der IAA Transportation 2024 in Hannover seit kurzem auch an andere Testkunden ausgeliefert und muss bislang rein manuell gesteuert werden. Zu Autopilot- oder FSD-Plänen für den Semi sagte Musk bei dem Event ebenfalls nichts. Doch für Kunden scheint der elektrische Sattelschlepper auch so interessant zu sein.

Denn eine US-Tochter des deutschen Logistik-Konzerns DHL veröffentlichte jetzt Ergebnisse eines Tests über 3000 Meilen (rund 5000 km) mit einem Semi, der nach den Angaben in diesem Sommer stattfand. Zwei Wochen lang habe man den Sattelschlepper für den normalen Betrieb am Standort Livermore in Kalifornien eingesetzt, und er habe sich als „bereit für die Prime-Time“ erwiesen, schreibt DHL. Dazu habe auch eine Fahrt mit voller Beladung über 625 km gehört, die bestätigt habe, dass der Tesla-Lastwagen ohne Nachladen für typische Langstrecken-Lasten geeignet sei. Nach dem erfolgreichen Test plane man jetzt, wie er sich am besten in das eigene Netz integrieren lasse, bis Tesla in 2026 mit der Semi-Produktion im großen Maßstab beginne.

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