An Show-Elementen hat es bei der Tesla-Veranstaltung „We, Robot“ an diesem Donnerstag nicht gefehlt. Für die Besucher auf dem Gelände von Warner Brothers in Los Angeles waren mehrere Stadtviertel nachgebaut, Film-Plakate mit KI-Motiven schmückten die Szene, und am Himmel gab es Drohnen-Formationen zu sehen. CEO Elon Musk wurde dann in dem Fahrzeug vorgefahren, auf das die Tesla-Welt gewartet hatte: einem neuen Modell ohne Pedale und Lenkrad. Vor 2027 werde man damit in die Produktion gehen, sagte Musk, und kündigte zusätzlich einen „Robovan“ für bis zu 20 Personen an. Völlig autonom fahren sollen ab 2025 aber auch bisherige Elektroautos des Unternehmens.
Tesla-Chef kommt in neuem Cybercab
Laut dem Programm sollte die Musk-Präsentation am Freitag um 4 Uhr deutscher Zeit beginnen, doch erst kurz vor 5 Uhr kündigte der Tesla-Designchef Franz von Holzhausen den Auftritt des CEO an. Im Live-Stream von der Veranstaltung war daraufhin zu sehen, wie Musk von einem Menschen im Roboter-Kostüm zu einem wartenden Auto begleitet wurde. Wie im Vorfeld spekuliert, handelte es sich dabei um ein Fahrzeug mit zwei Flügeltüren. Eine Drohnen-Kamera verfolgte dessen Weg, bis Musk als Beifahrer des fahrerlosen Autos ausstieg und unter Jubel des Publikums die Bühne betrat.
Er sei soeben in einem Robotaxi eingetroffen, dem „Cybercab“, sagte der Tesla-Chef – damit ist jetzt auch der wohl offizielle Name des heiß erwarteten Fahrzeugs bekannt. Autonomes Fahren werde viele Leben retten und Verletzungen verhindern; es könne zehnmal so sicher sein wie ein Mensch am Steuer, erklärte Musk. Das zweisitzige Cybercab mit viel Gepäckraum solle in „sehr hohem Volumen“ produziert werden und dadurch autonome Taxi-Fahrten zu Kosten unterhalb der heutigen für einen Bus ermöglichen. Er sprach von einem Endpreis einschließlich Steuern von 30-40 Cent pro Meile.
Das wirklich autonome Tesla-Elektroauto werde auch für normale Kunden zu kaufen sein, sagte der CEO weiter, wofür er Szenen-Applaus erntete. Als erwarteten Preis nannte er unter 30.000 Dollar, also deutlich weniger, als heute das Model 3 als der billigste Tesla kostet. Das werde „interessante Geschäftsmodelle“ mit kleinen Flotten ermöglichen. Nach seiner optimistischen Einschätzung werde die Produktion des Cybercab im Jahr 2026 beginnen oder jedenfalls vor 2027 (was eigentlich das Gleiche bedeutet), erklärte Musk.
Ganze Tesla-Flotte soll autonom werden
Autonomes Fahren stellt Tesla für seine heute erhältlichen Elektroautos schon seit Jahren in Aussicht, und auch dazu gab es bei der Veranstaltung am Donnerstag (in Deutschland schon Freitag) neue Angaben vom CEO. Deutlich vor dem neuen Cybercab werde man als „robotische Taxis“ Model 3 und Model Y sowie Model S und Model X erleben können, kündigte Musk an – und auch den Cybertruck, wie er auf einen Zuruf hin ergänzte.
Das ist auf der einen Seite nicht neu, wurde andererseits aber zuletzt bezweifelt, weil Tesla der Autonomie-Option FSD im US-Konfigurator ein „supervised“ hinzufügte und die Texte dazu vorsichtiger formulierte. Auch die erstmals im April angekündigte Vorstellung des speziellen Robotaxis, das jetzt Cybercab heißt, wurde als Signal für eine mögliche Abkehr von alten FSD-Verheißungen verstanden. Jetzt jedoch wiederholte Musk sie explizit: Im Grunde alle Autos, die Tesla derzeit herstelle, würden in der Lage sein, zunächst in den USA und dann in anderen Ländern unüberwacht autonomes Fahren zu erreichen.
Autonomer Bus für 20 Passagiere
In den USA werde das voraussichtlich im kommenden Jahr in den Bundesstaaten Texas und Kalifornien beginnen, sagte Musk dazu, wobei bislang nicht bekannt ist, dass Tesla Genehmigungen für vorherige Tests beantragt hat. Doch mit seinen Plänen ist das Unternehmen schon weiter: Nach der aktuellen Elektroauto-Flotte und dann dem Cybercab soll zu einem nicht genannten Zeitpunkt ein größerer autonomer Tesla hinzukommen: ein „Robovan“ (von Musk wohl im Scherz als „Robov-an“ ausgesprochen) für bis zu 20 Passagiere.
Davon ließ Tesla am Donnerstag in Kalifornien ebenfalls ein Vorab-Exemplar vorfahren, und Musk sagte dazu ohne Zieldatum, auch dieses Roboter-Taxi werde Tesla produzieren, und es werde aussehen wie präsentiert. Man solle sich vorstellen, wie ein derart futuristisches Fahrzeug auf der Straße auf einen zukomme – „das wird verrüüückt“. Für autonomen Elektroauto-Transport im Robovan sagte der Tesla-CEO noch deutlich niedrigere Kosten voraus als mit dem Cybercab für zwei Personen.
Nichts Neues zu anderen Elektroautos
Nähere Informationen über den technischen Unterbau für die kommenden Robotaxis lieferte Tesla bei der Veranstaltung nicht. Nach früheren Angaben sollte das Cybercab auf einer revolutionären Plattform basieren, was Musk jetzt nicht erneut erwähnte. Optisch ähnelt es dem Model Y, und das glatte Heck sowie die metallische Farbe erinnern an den Cybertruck. Wie Musk jetzt sagte, wird für seine Autonomie keine teure Technik benötigt: Wie bislang bei überwachtem FSD sollen Kameras und künstliche Intelligenz genügen – wobei Besucher am Cybercab eine zusätzliche Kamera an der vorderen Stoßstange entdeckten. Geladen wird es als erster Tesla über eine Lösung ohne Kabel.
Robovan details pic.twitter.com/Pdito0dfRq
— Tesla (@Tesla) October 11, 2024
Manche Beobachter hatten sich von dem groß angekündigten Event Neuigkeiten auch zum konventionelleren Tesla-Programm erhofft, das in der ersten Jahreshälfte 2025 um mindestens ein bezahlbareres Elektroauto ergänzt werden soll. Dazu sagte der CEO jetzt jedoch nichts. Auch Aussagen zur konkreten Gestaltung eines kommerziellen Robotaxi-Dienstes mit überwachtem oder völlig autonomem FSD, wie sie zum Teil erwartet wurden, blieben aus.
Tesla Optimus als Vortänzer
Stattdessen sprach Musk zum Abschluss seines knapp 30-minütigen Auftritts erneut von dem noch größeren Potenzial von humanoiden Robotern bei Tesla, für die Technologien des autonomen Fahrens genutzt werden könnten. Auf längere Sicht werde man das eigene Produkt namens Optimus für 20.000-30.000 Dollar anbieten können, also billiger als ein Auto, sagte er.
Seiner Meinung nach werde dies das bedeutendste Produkt aller Zeiten sein und ein „Zeitalter des Überflusses“ einläuten, wiederholte der Tesla-Chef frühere Aussagen dazu, bevor er das Publikum zum Feiern aufrief. Den Anfang dabei machten mehrere Optimus-Roboter, die auf einer erhöhten Plattform Tanzbewegungen vollführten. Auch mehrere Bars waren mit solchen humanoiden Maschinen besetzt und schenkten dort wie Menschen Drinks aus. Nach der Rede konnten sich Besucher zudem mit Cybercabs oder mit ebenfalls fahrerlosen Model Y über das Studio-Gelände befördern lassen; insgesamt hatte Tesla laut Musk 50 autonome Autos dafür bereit gestellt, davon 21 der neuen Robotaxis.