Als im Mai 2022 drei Model 3 im schnell verfügbaren Bestand auf der Tesla-Website für Deutschland auftauchten, war das eine lange nicht mehr gesehene Seltenheit und teslamag.de deshalb eine Meldung wert – und tatsächlich waren sie offenbar innerhalb von Minuten verkauft. Das zeigt, wie hoch zu dieser Zeit die Nachfrage im Verhältnis zum Angebot war, scheint sich trotz einer Preis-Senkung Mitte Januar aber zumindest vorübergehend ins Gegenteil verkehrt zu haben: Seit Januar finden sich Model 3 wie Model Y in allen Farben im deutschen Web-Bestand – und auch das Tesla-Zentrum Hannover als wichtiger Standort für Auslieferungen bietet einen ungewohnt vollen Anblick.
Model 3 und Model Y im Web und vor Ort
Zwei bis fünf Wochen lautete am Dienstag die Angabe im Tesla-Konfigurator für die geschätzte Lieferzeit von Model 3 und Model Y – in allen Ausführungen und Lackierungen mit Ausnahme von Model Y Performance und Long Range in Rot und Blau – die erste Farbe ist als neues Midnight Cherry Red aus der deutschen Gigafactory angekündigt, die zweite als erwartetes Abyss Blue noch ein Gerücht. In den Standard-Farben konnte man jeden Volumen-Tesla also schnell bekommen, und Model Y Performance und LR auch in dem Quicksilver, das im Oktober 2022 neu aus der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin eingeführt wurde.
Nicht viel anders sah es am Dienstag vor Ort bei Tesla Hannover aus. Seit Anfang 2020 ist das dortige Service-Zentrum auch ein großer Lieferstandort. Regelmäßig war dort bislang zu beobachten, wie sich der große Parkplatz hinter dem Gebäude für Service und Verkauf zum Ende eines Quartals hin anschwellend füllte und dann relativ schlagartig leerte, bevor das Vierteljahr zu Ende war. Tesla ist fast berühmt für diese Wellen. In Europa entstanden sie durch die Belieferung aus den USA und dann China: In den ersten Wochen wurde in den Fabriken für den Export produziert, damit die Elektroautos rechtzeitig vor Quartalsschluss bei den Kunden sind.
Nach Angaben im Bericht zum dritten Quartal 2022, das erstmals seit langem mit deutlich mehr produzierten als verkauften Elektroautos endete, will Tesla diese Wellen jetzt endgültig brechen, indem stärker über das Quartal verteilt produziert wird. Im letzten Viertel des Jahres gab es ein ähnliches Missverhältnis zwischen Produktion und Auslieferungen – und in diesem Januar beginnend in Asien-Pazifik teils kräftige Preis-Senkungen auf den meisten Tesla-Märkten weltweit.
Die dürften auch die Nachfrage in Deutschland angeschoben haben, aber dieser Effekt schien nicht stark oder nicht von langer Dauer gewesen zu sein, jedenfalls nicht im Verhältnis zum verfügbaren Angebot. Der Parkplatz bei Tesla Hannover war schon ab Januar ungewöhnlich gut bestückt für die Jahreszeit, und bis diese Woche wurde es dort immer voller. Am Dienstag hatte Tesla sogar eine Fläche ein Stück abseits des eigenen Grundstücks in Beschlag genommen. Allein dort standen ungefähr 50 Elektroautos, überwiegend Model Y und diese in den Farben Schwarz und Weiß. Der eigentliche Parkplatz fasst einige hundert Fahrzeuge und sah in der gleichen Verteilung komplett voll aus, ebenso wie eine sonst spärlich besetzte Fläche seitlich des Tesla-Gebäudes.
Tesla in Regensburg ebenfalls überfüllt
Die ungewohnt vielen Tesla-Angebote im Web haben also eine Entsprechung in der realen Welt – und in Hannover standen am Dienstag viel mehr Elektroautos, als im Bestand an diesem Standort angeboten wurden. Einen ähnlichen Anblick meldete am Sonntag zudem ein Mitglied des Forums Tesla Fahrer und Freunde für Regensburg. Auf allen freien Flächen plus Wiesen würden dort Teslas stehen, schrieb Sergius. In dem Forum wurde gleich auf weitere Preis-Senkungen oder zumindest Rabatte vor Ende des Quartals spekuliert. Platz für mehr Produktion auf Vorrat schien jedenfalls Hannover nicht mehr zu bieten. Zudem hat die Tesla-Fabrik in China nach den Neujahr-Ferien Ende Januar ihren Betrieb wieder aufgenommen, und auch die deutsche Gigafactory soll nach einer Optimierung bis Anfang dieser Woche jetzt wieder laufen.