In der Nacht auf Freitag nach deutscher Zeit berichtete der bekannte Hacker @greentheonly über einen sehr interessanten Weg, über den er Zugang zu einer Fülle von Service-Dokumenten und -Werkzeugen für Teslas Elektroautos erhalten hatte – trotz der etwas umständlichen Vorgehensweise sei ihm gesagt worden, dass es sich dabei nicht um eine Panne handle, ergänzte er. Über eine Anmeldung auf der chinesischen Tesla-Seite konnte er ein Konto einrichten und darüber unter anderem Reparatur-Anleitungen abrufen; in Europa sollte darüber sogar Fernzugriff auf das eigene Elektroauto möglich sein.
Anleitung funktioniert – für manche
Natürlich blieben die interessanten neuen Möglichkeiten nicht lange unbemerkt. Allerdings wurde auf Twitter mehrfach gemeldet, der von @grentheonly geschilderte Tesla-Zugang würde schon nicht mehr funktionieren. Als der Blog Electrek berichtete, die Hacker-Anleitung mit Erfolg genutzt zu haben, reagierten Kommentatoren darauf mit dem Hinweis, der Bericht sei überholt. teslamag.de konnte allerdings noch am deutschen Freitagnachmittag danach vorgehen und so auf Reparatur-Handbücher, Schaltpläne oder Hinweise zu Karosserie-Reparaturen bei Tesla im Web zugreifen.
Wie Electrek dazu berichtet, gewährte Tesla auch zuvor schon Zugriff auf diese Dokumente – verlangte aber bis zu 100 Dollar pro Stunde dafür. Wie der Hacker-Entdecker selbst wunderte sich der Blog über den Umweg über die chinesische Tesla-Seite, ging aber ebenfalls davon aus, dass der kostenlose Zugang nicht nur versehentlich ermöglicht wurde. Wie das mit den Meldungen von gescheiterten Versuchen auf Twitter zusammenhängt, war unklar – auf jeden Fall ist der Prozess wegen der fremden Schriftzeichen trotz der genauen Beschreibung von @greentheonly fehlerträchtig.
Some seriously cool and very practical information Esp. for the tinkering types.@Tesla now gives access to repair manuals, service information, vehicle diagnostic (remote in EU) and such.
For free!
I was told it's not a bug.
Seriously step in the right direction!— green (@greentheonly) December 3, 2020
Eine weitere von dem Tesla-Kenner genannte neue Möglichkeit ließ sich allerdings zunächst nicht nachvollziehen: Mit den Daten von der chinesischen Seite sollte man sich auch bei toolbox.tesla.com einloggen können, worüber ein Zugriff auf die Diagnose-Schnittstelle im eigenen Tesla möglich sein sollte. Am Freitag war die Seite von Deutschland aus aber bei mehreren Versuchen nicht aufzurufen.
Fernzugriff für Teslas in Europa
Das könnte an einer plötzlichen Überlastung nach der Entdeckung ebenso liegen wie an einer Sperrung durch Tesla. Auf jeden Fall ist es insbesondere für europäische Fahrer schade, denn laut @greentheonly können sie mittels der Toolbox sogar auf Entfernung auf ihren Tesla zugreifen. Das müsse man mit der eigenen Fahrzeug-Nummer und dazu bekannten E-Mail beantragen, erklärte er – aber wie er mit Screenshots zeigte, funktionierte das in den vergangenen Tagen noch. Unter anderem könne man auf diese Weise Protokolle aus dem jeweiligen Tesla abrufen.
Was genau es mit der Entdeckung auf sich hat, ob sie wirklich noch zu nutzen ist und von Tesla so gedacht ist, blieb trotz des großen Interesses zunächst offen. Electrek sah einen Zusammenhang mit einem neuen Recht auf Reparatur im US-Bundesstaat Massachusetts, für das sich die Bevölkerung vor kurzem ausgesprochen habe. Das würde allerdings weder den China-Umweg noch die erweiterten Möglichkeiten für Europa erklären.