Die Bundesregierung hat Mitte letzten Jahres die Kaufprämie für Elektroautos eingeführt, mit der besagte Fahrzeuge mit einer Prämie von bis zu 4.000 Euro gefördert werden. Um zu den förderfähigen Elektrofahrzeugen zu zählen, muss der Netto-Listenpreis unter 60.000 Euro liegen. Bei allen von Tesla zu der Zeit angebotenen Fahrzeugen war dies jedoch nicht der Fall.
Nun hatte der kalifornische Elektroautobauer jedoch die Idee, zahlreiche Extras aus dem Basismodell zu entfernen und in ein sogenanntes Komfort-Paket hinzuzufügen, welches gegen Aufpreis erhältlich ist. Damit konnte das Basismodell deutlich günstiger angeboten werden und das Tesla Model S qualifizierte sich für den Umweltbonus der Bundesregierung.
Seit Mitte Oktober ist das Basismodell das Tesla Model S 75D, welches zu einem Netto-Preis von unter 58.000 Euro (69.019 Euro brutto) zu haben ist. Das separat erhältliche Komfortpaket kostet hierbei 13.101 Euro und hat Extras wie Navigation, Rückfahrkamera, Spurverlasswarnung uvm., welche in dieser Preisklasse mittlerweile zum Standard gehören. Man kann also annehmen, dass die meisten Kunden dieses Paket sowieso dazu kaufen.
Dadurch, dass man das Basismodell zu einem so günstigen Kurs anbietet, profitieren auch alle anderen, höherpreisigen Modelle. Denn für die Bundesregierung ist lediglich die Basisausführung des Fahrzeugs ausschlaggebend für die Umweltprämie. Das bedeutet, auch das Topmodell, das Model S P100D (etwa 145.000 Euro), erhielt bisher den Umweltbonus.
AUTO BILD-Recherchen decken auf: Basismodell ohne Extras gibt es nicht
Nun haben Recherchen von AUTO BILD ergeben, dass man das Model S 75D ohne das Komfortpaket gar nicht kaufen kann. Mit einem Testkauf hat man versucht, das Model S 75D ohne Komfortpaket zu bestellen. Daraufhin wurde der Testkäufer von einem Kundenberater kontaktiert, der ihm mitteilte, dass man das Basismodell ohne Komfortpaket überhaupt nicht bekommen kann. Diese Konfiguration werde online nur angeboten, um „den Umeweltbonus mitzunehmen“, soll der Tesla-Kundenberater gesagt haben. Bestellungen, die ohne das Komfortpaket eingehen, werden entweder storniert oder mit Komfortpaket zum Basispreis ausgeliefert, heißt es.
AUTO BILD vermutet nun, dass Tesla das Basismodell gar nicht ohne Extras baut. Sollte dem tatsächlich so sein, könnte man dem Elektroautobauer unlauteren Wettbewerb und Verbrauchertäuschung vorwerfen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), welches für die Kaufprämie zuständig ist, kündigte nun umfassende Prüfungen an. Aus der Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge (PDF) mit Stand vom 30. November 2017 wurde das Model S bereits gestrichen.
Update: Tesla hat gegenüber dem FOCUS wie folgt Stellung bezogen:
“Dies ist eine komplett falsche Anschuldigung. Jeder in Deutschland kann ein Tesla Model S in der Basisversion ohne Komfortpaket ordern, und wir haben solche Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert.“
Tesla verweist darauf, es sei „wichtig zu wissen“, dass der Grenzpreis für die Aufnahme in der Förderprogramm „von der deutschen Regierung bewusst so gewählt wurde, um Tesla-Fahrzeuge davon auszuschließen“. Tesla habe daraufhin geplant, die EU-Kommission wegen eines Verstoßes gegen die EU-Regeln anzurufen. „Stattdessen haben Tesla und die deutsche Regierung sich auf eine Lösung geeinigt, die es Tesla erlaubt, ein Fahrzeug mit geringem Ausstattungsumfang zu verkaufen, das die Förderregeln erfüllt, und das Kunden upgraden können, wenn sie möchten. das ist genau das, was Tesal getan hat.“
Jeder Tesla-Kunde könne sein Auto online and ordern und dabei die Optionen wählen, die er wünsche. „Es ist auf der Order-Page klar ersichtlich, dass ein Model S ohne das Komfortpaket geordert werden kann“, sagt Tesla.
Sollte ein Verkäufer einem Kunden gesagt haben, dass es nicht möglich sei, das Fahrzeug ohne Komfortpaket zu kaufen, „Ist das nicht korrekt und klar außerhalb unserer Richtlinien. Wir werden den Fall untersuchen und angemessene Maßnahmen ergreifen wenn nötig.“