Bei seinem Besuch auf der deutschen Gigafactory-Baustelle und seinem Treffen mit Tesla-CEO Elon Musk hat der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet nach Ansicht vieler Beobachter keine gute Figur gemacht. Mit der rhetorischen Frage, ob die Zukunft für Autos vielleicht in Wasserstoff liege, brachte er Musk lauthals zum Lachen und behauptete dann noch, es gebe über diesen Punkt einen Streit in der Wissenschaft. Allerdings war auch der Auftritt des Tesla-Chefs merkwürdig, denn einmal amüsiert, lachte er auch Reporter-Fragen zur Wasser-Situation für die Gigafactory weg. Doch seine Sorglosigkeit in dieser Frage ist nicht angemessen, wie jetzt der Umweltminister von Brandenburg erklärte.
Minister: Tesla-Chef erliegt Trugbild
„Schauen Sie sich doch um“, sagte Musk Mitte des Monats bei dem Gespräch mit Laschet vor der Gigafactory auf die Frage einer Reporterin, ob Tesla der Region das Wasser wegnehme. Die schien ihn noch mehr zu amüsieren als vorher der Wasserstoff-Versuch des Gastes. Selbst die Idee, dass es für die nächsten Ausbaustufen der Elektroauto-Fabrik nicht genügend Wasser geben könnte, fand der Tesla-Chef offenbar überaus lustig und sagte lachend, das sei völlig falsch. In der Gegend regne es schließlich viel und sie sehe nicht aus wie eine Wüste.
Den zweiten Punkt kann tatsächlich jeder erkennen – aber laut Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel führt der oberflächliche Eindruck in die Irre. Hier liege offenbar ein grundlegendes Missverständnis vor, sagte er auf Anfrage des TV-Magazins Kontraste zu Musks amüsiert-beruhigenden Worten über die Situation. Manche Leute würden die vielen Seen in dem Bundesland sehen und denken, wenn es gewässerreich ist, müsse es auch wasserreich sein, aber das sei falsch: „Brandenburg ist wasserarm“, hielt der Minister fest. Der Tesla-Chef erliege wohl einem „Trugbild“, wenn er davon ausgehe, dass in der Region Unmengen Wasser zur Verfügung stünden.
Dass eine große Fabrik viel Wasser benötigt, ist klar – aber wie vor kurzem zwei Boulevard-Zeitungen aus dem Springer-Verlag vorrechneten, ist der Bedarf von Tesla weitaus geringer als der von anderen Industrie-Anlagen in Brandenburg. Darauf verwies auf Kontraste-Anfrage auch ein Tesla-Sprecher. Zudem habe das Unternehmen seinen Bedarf bereits mehrfach gesenkt und arbeite an weiteren Optimierungen.
Mehr Gigafactory-Wasser in 5 Jahren
Das Problem liegt allerdings weniger im aktuellen Bedarf als in Teslas Zukunftsplänen. Die Lieferung der für die derzeit laufende erste Ausbaustufe der Gigafactory in Grünheide bei Berlin benötigten 1,4 Millionen Kubikmeter pro Jahr ist mit dem zuständigen Wasserverband Strausberg-Erkner bereits vertraglich vereinbart. Aber Tesla hat schon klar gemacht, dass die deutsche Fabrik später noch viel größer werden soll, und Reserven für deutlich mehr Wasser hat der Verband nach eigenen Angaben nicht mehr.
Schon in diesem Frühjahr hat die Brandenburger Landesregierung deshalb eine Vorerkundung eines Grundwasser-Vorkommens in der nahen Gemeinde Hangelsberg begonnen, das für die Tesla-Fabrik genutzt werden könnte. Das dürfte aber erst in fünf Jahren möglich sein, hieß es damals, und Minister Vogel bestätigte diesen Zeitrahmen jetzt gegenüber Kontraste. Anwohner fanden die Wasser-Situation in der Grünheider Gegend schon vorher nicht zum Lachen – und es könnte sein, dass auch Tesla-Chef Musk noch darüber ins Nachdenken kommt.