Der Verdacht lag nahe, und in einer offiziellen Stellungnahme hat ihn die US-Verkehrsbehörde NHTSA im vergangenen Januar bestätigt: Ein Leerverkäufer hatte per Defekt-Petition verlangt, dass sämtliche seit 2013 verkauften Model S zurückgerufen werden, weil es in gut 200 Fällen zu unbeabsichtigten Beschleunigungen gekommen sei. Doch die Prüfung der verfügbaren Daten endete in einem Freispruch der NHTSA für Tesla – die Fahrer hätten jeweils selbst versehentlich auf das Strom-Pedal getreten. Das Gleiche ist jetzt einem bekannten Tesla-Kenner passiert – und ohne dem Unternehmen die Schuld zu geben, erklärte er, wie es dazu kommen kann.
Beinahe-Kollision mit Model S
„Es war zu 100 Prozent ein Fahrer-Fehler von meiner Seite“, stellte @wk057 in der zweiten Nachricht eines Twitter-Threads von diesem Freitag klar, nachdem er das in der Ankündigung noch offen gelassen hatte. Sein Tesla Model S von 2015 habe zwar plötzlich beschleunigt, und das auch zu 100 Prozent unbeabsichtigt, aber eben von ihm verschuldet: Beim Zurücksetzen in einer Garage sah er ein Murmeltier im Weg, wollte bremsen und traf aber stattdessen das Strom-Pedal.
Zum Glück habe er diesen Fehler schnell bemerkt und korrigieren können, schreibt @wk057 weiter, der unter anderem dafür bekannt ist, als erste externe Person einen Tesla-Akku zerlegt und in 2017 App-Zugriff auf die gesamte Flotte gehabt zu haben. Mit dem Fuß wechselte er jetzt rasch auf das richtige Pedal und rettete so „das Auto, das Gebäude und natürlich die kleine pelzige Kreatur“. Das Model S habe getan, was er ihm befohlen habe.
https://twitter.com/wk057/status/1573312939192647681
Andere Fahrer von starken Elektroautos reagierten nicht so schnell auf ihr Versehen, wie die von dem Leerverkäufer gesammelten Fälle und spätere unbeabsichtigte Beschleunigungen mit Tesla (s. Foto oben) oder auch einem Porsche Taycan zeigten. Für Tesla betonte @wk057 erneut, dass Beschleunigungen ohne Fahrer-Input dort schlicht nicht möglich seien. Anhand seiner eigenen Erfahrung könne er jetzt aber besser verstehen, wie es zu der fehlerhaften Bedienung komme.
Tesla hilft mit Autopilot-Funktion
Er selbst habe beim Daneben-Treten noch den rechten Rand des Brems-Pedals erwischt und sei dann abgerutscht, erklärt der Tesla-Kenner. Ohne dieses frühzeitige Signal an sein Gehirn, dass etwas nicht stimmt, wäre er darauf vielleicht erst aufmerksam geworden, nachdem die schnelle Reaktion des Model S auf seinen Strom-Befehl schon eingesetzt hätte – also zu spät, um noch eine Kollision mit Murmeltier oder Garagenwand zu verhindern. Und eine Person am Steuer mit weniger technischem Wissen als er hätte dann möglicherweise angenommen, dass das Auto einen Fehler gemacht hat.
Das Phänomen sei nicht einmal wirklich Tesla-spezifisch, schloss @wk057 seine Analyse ab. Es könne in Fahrzeugen jeglicher Marken zu solchen Fällen kommen, und es habe sie auch schon gegeben. Lange vor der Aufregung um Tesla-Beschleunigungen gab es zum Beispiel eine Klage gegen Audi in den USA, ohne dass ein technischer Fehler gefunden wurde. Tesla selbst hat schon Ende 2019 die Autopilot-Funktion „obstacle aware acceleration“ eingeführt, mit der die Beschleunigung verringert und eine Warnung ausgegeben wird, wenn beim Treten des Strom-Pedals etwas oder jemand im Weg steht.