Seinen Hauptsitz hat Tesla Ende 2021 von Fremont in Kalifornien an die Adresse seiner neuen Gigafactory in Austin in Texas verlegt, die dort produzierten Elektroautos aber wird das Unternehmen im eigenen Bundesstaat direkt nicht ausliefern dürfen. Das wird von einem alten Gesetz verhindert, das Auto-Herstellern den Verkauf ohne zwischengeschaltete Händler untersagt. Dass es diese Regel in Texas trotz der Tesla-Investition noch gibt, soll nur an der langsamen Arbeitsweise des dortigen Parlaments liegen. Doch jetzt will mit Oklahoma ein Nachbar-Bundesstaat ein solches Gesetz neu einführen.
Tesla will Unterstützung von Kunden
Das ist unter anderem einer der Aktionen auf den Engage-Seiten zu entnehmen, auf denen Tesla um Unterstützung für verschiedene Anliegen bittet. Vor der Entscheidung für Texas hatte Oklahoma sich selbst Chancen auf die Tesla-Ansiedlung ausgerechnet und kreativ dafür geworben (s. Foto oben). Zudem soll der Bundesstaat aktuell in der Endauswahl für eine neue Fabrik sein, in der Panasonic 4680-Batterien für Tesla produzieren will. Aber Politiker dort haben vor, den Direktverkauf von Autos zu verbieten.
Davon betroffen wäre einstweilen hauptsächlich Tesla, und wer eine Lobby dahinter vermutet, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig. Der Gesetzentwurf House Bill 3394 wurde eingebracht von dem republikanischen Abgeordneten Mike Dobrinski, dessen Familie nach seinen Angaben seit mehr als vier Jahrzehnten Autohäuser besitzt. Mitte dieser Woche meldete ein Twitter-Beobachter schon, das Gesetz habe das gesamte Parlament von Oklahoma passiert, aber das erwies sich zunächst nur für einen Ausschuss als richtig. Ende März müsse noch das gesamte Repräsentantenhaus und danach der Senat darüber abstimmen, stellte ein anderer Beobachter klar.
Thread: Just talked to boots on the ground in OK. It has passed the initial committee. It must pass the House by March 24 in order to go to the Senate. This bill only serves dealers and aims to cut out @tesla, @rivian, @lucid, and any others who want to sell and service direct. https://t.co/Ysl9qwPn2V
— Sean Mitchell (@seanmmitchell) March 4, 2022
Tesla-Unterstützer haben also noch eine Weile Zeit, bei Abgeordneten und Senatoren dagegen zu protestieren. Allerdings wurde der Entwurf im Wirtschaftsausschuss einstimmig angenommen, auch von den zwei Demokraten-Politikern darin, was für eine breite Unterstützung spricht. Wenn er Gesetz wird, könnte Tesla gezwungen sein, seine bestehenden Standorte in Oklahoma zu schließen und dürfte keine Autos mehr dort ausliefern, erklärt das Unternehmen. Dabei scheint es nicht nur um Übergaben an Kunden zu gehen, sondern auch um Service.
Logistik von Texas-Gigafactory erschwert
Schon das Verbot für direkten Verkauf könnte die Tesla-Logistik in der Mitte der USA erschweren. In Texas behalf sich das Unternehmen bislang, indem es Bestellungen von dort in anderen Bundesstaaten bearbeitete und Elektroautos für Kunden nur zur Selbstabholung bereitstellte. Mit Beginn der Produktion in der Gigafactory vor Ort dürfte das nach Berichten bedeuten, dass Model Y aus Texas für Texas einmal über die Grenze des Bundesstaats und zurück gefahren werden müssten.
Dafür wäre bislang das direkt benachbarte Oklahoma in Frage gekommen, was durch das neue Gesetz ebenfalls verhindert werden könnte. Allerdings bliebe Tesla dort immer noch eine Möglichkeit, die in New Mexico als einem weiteren Texas-Nachbarn mit Direktverkauf-Verbot schon genutzt wird: Dort hat Tesla im vergangenen September ein Service-Center auf dem Gebiet eines indigenen Stammes mit eigenen Regeln eröffnet. Derlei „Tribal Land“ gibt es auch in Oklahoma anders als in Texas relativ viel.