Bild: Tesla (Symbolbild)
Noch vor wenigen Tagen erklärte CEO Elon Musk in einer Telefonkonferenz, der Betrieb von Speicher-Kraftwerke mit Tesla-Akkus in Eigenregie statt durch Kunden sei für ihn zwar nicht ausgeschlossen, stehe aus Zeitgründen aber erst einmal nicht an. Aus Großbritannien kommt jetzt jedoch eine Meldung, die zumindest im Teil im Widerspruch dazu zu stehen scheint: Tesla hat bei der britischen Energie-Regulierungsbehörde eine Lizenzierung als Strom-Produzent beantragt, berichtet die Tageszeitung The Telegraph unter Berufung auf den Antrag, der ihr vorgelegen habe. Er sei in der ersten Mai-Woche eingereicht worden und unterschrieben von Teslas Energie-Verkaufschef für die Europa-Region.
Tesla-Antrag bringt Spekulationen
In dem Dokument selbst seien keine Gründe für die Beantragung der Versorger-Lizenz angegeben, heißt es in dem Bericht weiter. Informierte Quellen aus der Branche hätten aber durchblicken lassen, dass Tesla vorhabe, mit seiner Technologie auf dem britischen Markt einzusteigen. Offizielle Auskünfte dazu von Tesla bekamen weder der Telegraph noch andere Medien, die zu dessen Meldung recherchierten.
Insofern sorgte die Nachricht zunächst vor allem für Spekulationen. Laut Telegraph hat Tesla in Großbritannien vor, seine Software Autobidder einzusetzen. Dabei handelt es sich um eine Plattform für automatisierten Strom-Handel, die laut Tesla die „autonome Monetarisierung von Batterie-Assets“ ermöglicht. Hintergrund ist, dass die Preise auf dem Strom-Markt im Tages- und Jahresverlauf stark schwanken. Mit Akku-Anlagen ist es möglich, bei Überangebot billigen Strom zu speichern und ihn bei hoher Nachfrage teuer zu verkaufen.
In dem australischen Akku-Kraftwerk Hornsdale Reserve, aufgebaut von Tesla und dem Energie-Unternehmen Neoen und das größte seiner Art weltweit, wird die Autobidder-Plattform bereits eingesetzt. Nach Angaben von Tesla dazu hat sie sowohl dem Betreiber hohe Einnahmen gebracht als auch die Stromkosten für Verbraucher gesenkt. Mit Preis-, Last- und Produktionsprognosen sowie künstlicher Intelligenz automatisiere Autobidder in beliebigen Maßstäben die Teilnahme am Echtzeit-Strommarkt.
Tesla als Aggregator von Community-Strom
Neben stationären Akkus für zuhause bis in den Kraftwerk-Maßstab bietet Tesla auch Photovoltaik-Systeme für Privat- wie Firmenkunden an. Mit großen Installationen auf eigene Rechnung könnte das Unternehmen also auch als Strom-Erzeuger im engeren Sinn auftreten – doch von derartigen oder Akku-Aktivitäten in Großbritannien wurde bislang nichts bekannt. Ebenfalls in Australien hat allerdings ein Projekt begonnen, bei dem tausende Eigenheime mit Photovoltaik und Haus-Akkus von Tesla zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet werden. Denkbar wäre, dass Tesla den britischen Markt in einem ähnlichen Modell angeht: Das Unternehmen könnte Solaranlagen und Speicher dann nicht kapitalintensiv selbst betreiben, sondern am Markt mit Autobidder-Unterstützung als Aggregator vieler vernetzter Einzelanlagen auftreten.