Anfang August setzte der kalifornische Software-Unternehmer Dan O’Dowd seine Kampagne gegen den Beta-Test der Autopilot-Software FSD fort, indem er Videos und Texte veröffentlichte, laut denen ein Tesla Model 3 im FSD-Modus bei Tests mehrfach einen Kinder-Dummy umfuhr (s. Foto). Damit erregte er großes Aufsehen, und nach Kritik entschuldigte sich der Kritiker für eine Irreführung, ohne aber konkret zu werden oder seinen Kampf gegen FSD einzustellen. Und jetzt wurde bekannt, dass Tesla ihn mit einer Unterlassungserklärung dazu bringen will, die Angaben zu dem ersten Test zu löschen.
Unterstützer-Video bei YouTube gelöscht
Nach der Veröffentlichung des Tests bei dem von O’Dowd verantworteten Dawn Project wurde schnell auf Ungereimtheiten hingewiesen. So fiel dem Blog Electrek auf, dass zumindest bei manchen der gezeigten Versuche der FSD-Modus laut der Bildschirm-Anzeige nicht aktiviert war. Andere Beobachter erklärten, der Test-Fahrer habe Warnmeldungen des Autopilot-Systems ignoriert, und argwöhnten, er habe heimlich das Strom-Pedal gedrückt, um Bremsen zu verhindern.
Allerdings hielten Elektroautos von Tesla in verschiedenen Tests, die Unterstützer daraufhin organisierten, vor selbst gebauten kindähnlichen Objekten nicht immer an. Einer der entschlossensten Verteidiger suchte und fand sogar einen Tesla-Fahrer, der bereit war, den FSD-Test mit seinem eigenen Kind nachzustellen. In dieser Test-Konstellation auf einer Wohnstraße mit deutlich niedrigerem Tempo als bei O’Dowd hielt der Tesla mit dem Vater des Jungen am Steuer an.
Das Video dazu kann man inzwischen allerdings nicht mehr sehen. Laut YouTube wurde es entfernt, weil es gegen die Nutzungsbedingungen verstößt. Und wie sich am Donnerstag herausstellte, will andersherum Tesla, dass der Kritiker O’Dowd seinen Angriff auf FSD aus dem Internet entfernt.
Tesla verlangt Unterlassungserklärung
Das geht aus einem Blog-Beitrag von O’Dowd auf der Seite des Dawn Project hervor, in dem die Unterlassungserklärung („Cease and Desist Letter“) im Volltext verlinkt ist. Als Datum ist der 11. August angegeben, also der Tag, an dem das Video- und Text-Material zu dem FSD-Test veröffentlicht wurde. O’Dowd persönlich und sein Projekt würden die geschäftlichen Interessen von Tesla schädigen und verleumderische Informationen über die Fähigkeiten der FSD-Technologie verbreiten, heißt es demnach in dem Tesla-Brief. Verlangt wird unter anderem, die „Verbreitung jeglicher verleumderischer Werbung“ einzustellen und das Test-Material innerhalb von 24 Stunden öffentlich zu widerrufen.
Das ist offensichtlich nicht geschehen, und in seiner Blog-Reaktion auf die Aufforderung von Tesla macht O’Dowd deutlich, dass er auch sonst nicht vorhat, ihr Folge zu leisten. Er wehrt sich unter anderem gegen den Vorwurf, er habe behauptet, das FSD-System würde Kinder nicht erkennen und sie überfahren – diese Aussage gelte nur für die konkreten Bedingungen seines Tests, die öffentlich nachvollziehbar seien. Musk versuche, einen Kritiker mit der Aussicht auf endlose Klagen ohne Grundlage abzuschrecken, schreibt O’Dowd. Er selbst könne sich zum Glück leisten, sich davon nicht einschüchtern zu lassen.