Bild: Volkswagen (Konzern-Chef Diess mit Tesla-CEO Musk als Video-Gast)
Dem Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess gefiel die Prognose, Tesla-CEO Elon Musk weniger. Mitte Juni sagte der Info-Dienst Bloomberg Intelligence voraus, VW werde Tesla im Jahr 2024 bei der Zahl der Elektroauto-Verkäufe überholen. Für ein Jahr später hat das auch Diess mehrfach selbst angekündigt, Musk widersprach der Einschätzung kurz darauf in einem Interview. Der VW-Chef aber blieb in einer Rede vor der Belegschaft am Dienstag dabei – und sagte, durch den Hochlauf von zwei neuen Fabriken sei Tesla aktuell geschwächt.
Tesla-Schwäche als Chance für VW
„Tesla schwächelt“, sagte Diess laut einem Bericht des Handelsblatts bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg wörtlich. Das sei eine Chance für das eigene Unternehmen. Im laufenden Jahr dürfe der Abstand zu dem Elektroauto-Marktführer zumindest nicht noch größer werden. „Diese Chancen müssen wir nutzen und schnell aufholen – 2025 können wir in Führung gehen“, wird Diess mit Blick auf Elektroautos zitiert.
Im ersten Quartal dieses Jahres passierte genau das, was der VW-Chef laut den Berichten nach eigenen Angaben im Rest von 2022 vermeiden will: Der eigene Rückstand bei Elektroautos vergrößerte sich. Bei Volkswagen nahmen die Verkäufe um rund 65 Prozent auf knapp 100.000 zu, bei Tesla aber um 67 Prozent auf rund 310.000. Nach Angaben des deutschen Unternehmens wären sie deutlich höher ausgefallen, wenn es nicht anhaltende Lieferketten-Probleme gegeben hätte.
Im zweiten Quartal dieses Jahres waren die auch bei Tesla ausgeprägt, weil die Gigafactory in China schließen musste und Häfen blockiert waren. Diess dagegen sagte jetzt, VW verdiene trotz Halbleiter-Mangel und stockender Lieferketten „so viel wie nie“ – auch der Rest der Auto-Branche hat ihre Gewinne trotz sinkender Stückzahlen zuletzt auf rekord-Niveaus gesteigert, weil sie teurere Modelle priorisierte. Laut dem Volkswagen-Chef entspannt sich die Chip-Situation mittlerweile zudem. Die Volumina in Deutschland und vor allem China würden hochgefahren.
Neue Gigafactorys als Belastung für Musk
Das Gleiche macht an beiden Standorten Tesla. Die Fabrik in China hat laut Berichten im Juni wieder ihre vorherige Kapazität erreicht und soll sie in diesem Jahr weiter auf mehr als eine Million Elektroautos steigern. Gleichzeitig befinden sich in Deutschland und den USA neue Gigafactorys im Hochlauf, zu denen CEO Elon Musk vor kurzem sagte, sie würden in dieser Phase Milliarden-Verluste verursachen. Darauf bezog sich Diess, als er sagte, Tesla würde aktuell schwächeln. Die Beschäftigung mit zwei hochkomplexen neuen Fabriken und die Vergrößerung in China werde „Elon“ Kraft kosten, erklärte er laut dem Manager-Magazin.