Bild: Volkswagen
Für den Start mit Modellen auf seiner reinen Elektroauto-Plattform hat Volkswagen in China anders als in Europa das SUV ID.4 gewählt. Seit diesem Frühjahr ist es dort in zwei Varianten von den beiden Joint-Venture-Partnern SAIC und FAW zu haben. Allerdings kamen ID.4 Crozz und ID.4 X in den ersten Monaten trotz ehrgeiziger Ziele nicht gut an. Der vorerst nur in China verfügbare ID.6 im größeren Format dagegen scheint gefragter zu sein – und jetzt will VW sein lokales Angebot mit dem ID.3 auch nach unten erweitern.
Drei ID-Elektroautos von VW in China
Ab dem vierten Quartal werde der ID.3 auf dem chinesischen Markt erhältlich sein, teilte Volkswagen am Wochenende offiziell mit. Als Reaktion auf die bisherige Enttäuschung mit dem ID.4 dürfte das nicht zu verstehen sein, denn schon Ende 2020 hatte ein hoher VW-Manager von einem China-Start des bislang kleinsten MEB-Modells in diesem Jahr gesprochen. Eher könnte der Erfolg des Wuling Hongguang Mini EV dazu beigetragen haben. Das Klein-Elektroauto für unter 5000 Euro ist das einzige Modell, das in China in den meisten Monaten häufiger verkauft wird als das Tesla Model 3.
Laut CnEVPost kann der VW ID.3 seit vergangenem Sonntag vorbestellt werden und soll noch in diesem Jahr offiziell in den Verkauf gehen. Für umgerechnet 40 Euro könne man ihn reservieren, was dann als 400 Euro Rabatt auf den Kaufpreis angerechnet werde. Angeboten wird offenbar zunächst nur die Variante mit mittlerer Akku-Größe. Für China wird sie mit 57,3 Kilowattstunden und einer Reichweite von 430 Kilometern angegeben, berichtet CnEVPost.
Bei der Vorstellung des als „Flaggschiff“ bezeichneten Familien-SUV ID.6 für China in diesem April sagte der Chef des China-Geschäfts von VW, man werde Tesla in dem Land innerhalb von zwei bis drei Jahren überholen. Für 2021 nannte er als Ziel, dort mehr als 100.000 Elektroautos zu verkaufen.
Beobachter: Chips nicht größtes Problem
Noch sehen die Verkaufszahlen aber nicht danach aus: Laut der VW-Mitteilung zum Start des ID.3 wurden im Juli in China insgesamt 5800 ID-Modelle verkauft, einschließlich des großen ID.6. Das sind nahezu doppelt so viele wie im Mai mit 3000 – aber insgesamt in diesem Jahr immer noch kaum mehr als 10.000, wie Lei Xing berechnete, früher Chefredakteur der Zeitschrift China Auto Review und heute unter anderem Elektroauto-Korrespondent auf Twitter. In den verbleibenden fünf Monaten nach Juli müsste die deutsche Marke deshalb jeweils 14.000 ID-Autos verkaufen, um das Ziel zu erreichen, schrieb er. Dafür brauche sie nicht weniger als „ein Wunder“.
https://twitter.com/leixing77/status/1432422313421647872
Die Verkaufszahlen bei ID.4 und ID.6 würden den Erwartungen entsprechen, wird in der VW-Mitteilung dagegen der China-Chef zitiert. Mit den Verkäufen im Juli habe die Marke schon die Top-10 der Elektroauto-Anbieter in dem Land erreicht. Das Ziel von mindestens 100.000 verkauften Elektroautos hat sie aber offenbar trotzdem mehr oder weniger aufgegeben: Bis Jahresende würden 80.000-100.000 Fahrzeuge aus der ID-Familie an Kunden in China ausgeliefert, sagte Volkswagen jetzt voraus – die genaue Zahl werde von der Situation bei Halbleitern abhängen. Laut Lei Xing ist die branchenweite Chip-Knappheit aber mit Sicherheit nicht das größte Problem für die lokale und globale VW-Führung mit Blick auf ihre ID-Elektroautos in China.