Bild: Alex Hitzinger soll für Audi arbeiten wie bei Tesla (Foto: Audi)
Bei dem Versuch traditioneller Hersteller, mit neuen Modellen das technische Niveau von Tesla zu erreichen, kristallisiert sich Software als noch größere Herausforderung als die reine Elektrifizierung heraus. So soll unfertiger Code die Auslieferung von schon produzierten Volks-Elektroautos des Typs VW ID.3 verzögern, und Daimler will jetzt erst beginnen, eine eigene Software-Plattform für künftige Autos zu schaffen. Zugleich wurde von einer Bestandsaufnahme im Volkswagen-Konzern berichtet, laut der alle aktuellen und selbst die konkret geplanten Modelle der eigenen Marken Tesla teilweise unterlegen sind. Offenbar deshalb wird jetzt ein neuer Weg versucht: Ein erfahrener Audi-Ingenieur mit eigenem Team soll weitgehend freie Hand bekommen, um schon bis 2024 ein neues „Leuchtturm“-Elektroauto zu entwickeln.
Zweite Aufholjagd auf Tesla
Das wurde an diesem Freitag offiziell mitgeteilt, wenige Stunden nachdem das Manager-Magazin über das unschöne Ergebnis der Bestandsaufnahme und eine neue VW-Offensive direkt gegen Tesla berichtet hatte. In dem Bericht war von einem „Tesla-Fighter“ von Audi die Rede, über den in einem Workshop der Vorstände mit dem Titel „Mission T“ gesprochen wurde. Teil der Pläne sei insbesondere „eine neue Elektronik-Architektur“, die besser sein müsse als bei der jetzt startenden ID-Serie.
In dem Bericht wurde als Ziel-Jahr 2025 genannt, während Audi jetzt offiziell das Jahr 2024 nannte. Ansonsten aber stimmen die Angaben überein, und zusammen betrachtet scheinen sie zu bedeuten: Der Volkswagen-Konzern hat viele Jahre nach dem erklärten Start seiner Bemühungen, Tesla mit Milliarden-Investitionen Paroli zu bieten, dieses Ziel nach eigener Einschätzung noch nicht erreicht und versucht es jetzt auf gewisse Weise im Tesla-Stil. Die Verantwortung in dem jetzt Artemis genannten Projekt bekommt Alex Hitzinger, früher Motorsport-Ingenieur und bis zuletzt Autonomie-Chef bei VW, und er soll weitgehend freie Hand dabei haben.
Tesla als Vorbild – für ganzen Konzern?
Mit 75 geplanten Elektro-Modellen bis 2029 sei die Entwicklungskapazität des Volkswagen-Konzerns voll ausgelastet, begründete Audi-CEO und Volkswagen-Entwicklungschef Markus Duesmann die neue Initiative. Also soll das Team um Hitzinger zwar von Ingolstadt aus agieren und digital von der Konzern-Einheit car.Software.org unterstützt werden, ansonsten aber „einen großen Freiheitsgrad“ genießen und auch in den USA arbeiten. Seine erste Aufgabe sei ein hocheffizientes Elektroauto bis 2024, einschließlich eines Ökosystems und neuem Geschäftsmodell für die gesamte Nutzungsdauer.
Chef-Ingenieur Hitzinger ist zwar immer noch, wenn auch direkt, seinem Vorstand Duesmann unterstellt und der in die VW-Gesamtorganisation eingebunden, sodass das Artemis-Team wohl nicht so frei agieren kann wie das um CEO Elon Musk bei Tesla. Dennoch macht die Mitteilung klar, dass Audi und ganz Volkswagen damit einen ganz anderen Weg versuchen: unabhängig von den bisherigen Entwicklungssträngen und -hierarchien in einem „agilen und schnellen Prozess“ – der laut Duesmann später zum Muster für den ganzen Konzern werden kann.