Bild: Fluence (Symbolfoto)
Laut einer Auswertung von diesem Frühjahr ist Haushaltsstrom für das Laden von Elektroautos innerhalb Europas nirgendwo so teuer wie in Deutschland – was auch daran liegt, dass in den hiesigen Preisen zusätzlich die EEG-Umlage von aktuell 6,5 Cent pro Kilowattstunde steckt. Damit die deutsche Industrie dadurch nicht an Wettbewerbskraft verliert, ist sie von dieser Umlage zum Teil ausgenommen. Das gleiche Privileg bekommt jetzt zudem die Wasserstoff-Gewinnung über Elektrolyse, also durch die Zerlegung von Wasser unter massivem Stromeinsatz. Und das wirft eine Frage auf: Warum werden Elektroautos, die laut dem wissenschaftlichen Konsens zuverlässig weniger CO2-Emissionen verursachen als Verbrenner, nicht auch auf diese Weise zusätzlich gefördert?
EEG-Umlage erhöht Stromkosten
Über die neue Möglichkeit für Unternehmen aus der Branche „Herstellung von Industriegasen“ informierte am Freitag das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), das auch für die deutsche Umweltprämie für Elektro- wie Wasserstoff-Autos zuständig ist. Die elektrochemische Herstellung von Wasserstoff biete großes Potenzial für umweltfreundliche Produktion, sei aber stromintensiv, schreibt das Bafa. Zur Entlastung können in diesem Bereich tätige Unternehmen deshalb jetzt beantragen, dass die EEG-Umlage für den Strom dafür „auf 15 Prozent oder weniger“ reduziert wird.
Mit der deutschen Umlage werden die Einspeise-Vergütungen für Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne finanziert. Beim Endkunden verteuert sich dadurch paradoxerweise auch dieser Strom. Weil der Aufschlag auf den Strom-Preis durch den zunehmenden Ausbau immer weiter stieg, bekam er im vergangenen Sommer einen Deckel bei 6,5 Cent pro Kilowattstunde, den Rest schießt jetzt der allgemeine Staatshaushalt zu. Ohne ihn wären die deutschen Strompreise, die sich auch auf die Wirtschaftlichkeit von Elektroautos auswirken, wohl noch höher – dabei ist zumindest das schnelle Laden in diesem Jahr bei allen wichtigen Anbietern einschließlich Tesla ohnehin schon merklich teurer geworden.
Als mögliche Anwendungsbereiche für den jetzt entlasteten Elektrolyse-Wasserstoff nennt das Bafa Industrie, Energie und Wärme, aber auch Mobilität. Ein wenig scheint das auch mit langer politischen Planung zu tun zu haben. Schon 2007 begann die Bundesregierung das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, und 2016 ging es in die zweite Runde, die bis 2026 dauern sollte. Während heute Industrie-Anwendungen im Vordergrund stehen, schrieb das Bundesverkehrsministerium in 2016, Wasserstoff und Brennstoffzelle seien eine „unverzichtbare Ergänzung zu leistungs- und reichweitenbeschränkten Batteriefahrzeugen“.
Tesla und VW bei Wasserstoff einig
Die erneute Erwähnung von Wasserstoff in der Mobilität bei der Bafa spricht dafür, dass der Traum vom Brennstoffzellen-Auto bei ihr und dem übergeordneten Bundeswirtschaftsministerium immer noch nicht ausgeträumt ist. Dabei sind sich zumindest Tesla-CEO Elon Musk und Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess einig, dass Wasserstoff im Straßenverkehr ökologisch keinen Sinn hat. Für ihre Elektroautos dagegen haben beide Unternehmen Daten vorgelegt, die einen CO2-Vorteil belegen. Vielleicht sollten sie also fordern, dass auch Lade-Strom weitestgehend von der deutschen Öko-Umlage befreit wird.
Die Chancen darauf erscheinen allerdings nicht allzu gut. Ökonomen von Deutsche Bank Research haben vor kurzem vorgerechnet, dass ein kompaktes Elektroauto in Deutschland über seine Nutzungszeit schon jetzt mit 9500 Euro in Form entgangener Einnahmen aus der Energiesteuer auf Benzin und Diesel zusätzlich gefördert wird. Denn die deutsche EEG-Umlage mag hoch sein, aber die reine Steuer auf Strom ist viel niedriger als die auf Mineralöl. Ein Verzicht auch noch auf den Öko-Aufschlag wie bei Wasserstoff könnte dem Staat deshalb schlicht zu teuer werden. Denn seit der im vergangenen Sommer verdoppelten Kaufprämie dafür steigen die Zulassungen von Batterie-Elektroautos rapide – während die der damit ebenfalls geförderten Wasserstoff-Fahrzeuge niedrig dreistellig blieb.