Staatliche Förderung wirkt – sie muss nur hoch genug sein. Das zeigt sich in Deutschland jedenfalls bei Elektroautos, zu denen die Regierung seit vergangenem Sommer bis zu 6000 Euro direkt zuschießt, denn seitdem erreichen ihre Zulassungszahlen fast monatlich neue Rekorde. Damit wurde in diesem Juli um ein Jahr verspätet das Ziel erreicht, 1 Million Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben (wenn auch einschließlich Plugin-Hybriden und Nutzfahrzeugen). Laut einer Studie von Deutsche Bank Research war das allerdings ausgesprochen teuer und mit Blick auf die Verringerung von CO2-Emissionen nicht effizient.
800 Euro pro Tonne CO2-Reduktion
Zu diesem Schluss kommen die Ökonomen, indem sie neben dem Umweltbonus finanzielle Vorteile berücksichtigen, die Elektroautos und ihre Besitzer zusätzlich bekommen. Dazu zählt für sie zum Beispiel die bis 2030 erlassene Kfz-Steuer und nicht bezahlte Mineralöl-Steuer an der Tankstelle, denn Strom wird deutlich niedriger besteuert. Insgesamt sollen sich so bei kompakten Elektroautos wie dem VW ID.3 über zwölf Jahre Nutzungszeit rund 15.500 Euro ergeben, die vom Staat über Zuschuss und Steuerverzicht finanziert werden. Für die gehobene Mittelklasse mit dem Beispiel Audi e-tron berechnete Deutsche Bank Research 22.000 Euro.
Auf dieser Grundlage sahen sich die Autoren an, welche Kosten das für jede mittels Autos vermiedene Tonne CO2-Emissionen bedeutet. Sehr zugunsten von Elektroautos erwähnen sie dabei zwar auch die Emissionen der Akku-Produktion, rechnen sie aber nicht mit ein. Für die Emissionen durch Fahr-Strom wird der Strommix in Deutschland herangezogen, der bis in die 2030er Jahre hinein deutlich emissionsärmer werden soll. Die von den Bankern angenommene Gesamt-Fahrleistung liegt mit 12 Jahren à 15.000 Kilometer allerdings unter dem Wert von insgesamt gut 240.000 Kilometern, den Tesla in seinem neuen Impact Report als Europa-Durchschnitt verwendete.
Nach Angaben von Deutsche Bank Research dagegen beträgt die aktuelle Fahrleistung von Elektroautos durchschnittlich sogar weniger als 150.000 Kilometer, also arbeitet die Ökonomie-Abteilung mit diesem Wert weiter. Damit ergeben sich nach ihrer Berechnung Vermeidungskosten von mindestens 800 Euro pro Tonne CO2 in Form von ausgefallenen Steuer-Einnahmen und staatlicher Zahlung. Noch nicht berücksichtigt sind darin die Ersparnisse (und damit Steuerausfälle), die als Firmenwagen zugelassene Elektroautos durch die niedrige Pauschalbesteuerung für den privaten Nutzungsanteil mit sich bringen.
„Elektroauto-Förderung nicht effizient“
Zum Vergleich führen die Analysten den aktuellen Preis für eine Tonne CO2-Emissionsrecht im europäischen Handelssystem ETS an: Der liege aktuell bei nur 50-55 Euro. Somit sei die hohe deutsche Elektroauto-Förderung aus Sicht der Vermeidungskosten nicht effizient. Allerdings wird in der Studie darauf hingewiesen, dass dies eine statische Betrachtung sei, während die Kosten dynamisch durch Fortschritt und Größenvorteile sinken würden. Staatliche Subventionen könnten diesen Trend beschleunigen, heißt es dazu. Billig wird die Angelegenheit aber offensichtlich nicht – und Elektroauto-Fahrer dürften angesichts schon jetzt hoher Ladestrom-Preise hoffen, dass ihnen die Steuervorteile gegenüber Benzin oder Diesel erhalten bleiben.