Gerade erst hat Elon Musk darüber geklagt, dass die Arbeit, die er sich mit der Übernahme von Twitter zusätzlich aufgehalst hat, auch neues Leid für ihn bedeute, da nimmt er sich schon das nächste Projekt vor. Während bei SpaceX der erste Orbital-Test des kompletten Starship-Systems naht und Tesla erneut seine europäischen Preise senkte, hat der CEO von all dem Twitter erst einmal aufgelöst – jedenfalls das bisherige Unternehmen dahinter, und den Dienst in den Mantel einer neuen X Corp. in Nevada gesteckt. Dort gründete Musk zudem ein KI-Unternehmen mit dem gleichen markanten Hauptnamen, und bei Twitter verkauft er jetzt monatliche Abos für sich selbst.
Auf dem Weg zur Musk-App für alles
Noch ist Musk damit beschäftigt, das im Oktober 2022 für 44 Milliarden Dollar übernommene Twitter in mehr oder weniger derselben Form wie vorher, aber deutlich verschlankt, profitabel zu machen, doch langfristig hat er viel mehr damit vor. Die Übernahme des Dienstes hat der Tesla-Chef unter anderem damit begründet, dass sie den von ihm geplanten Aufbau einer „App für alles“ beschleunige. Als Namen dafür hat Musk schon X genannt – die neue Twitter-Gesellschaft in Nevada passt also in das große Bild.
Zudem hat X Corp sozusagen schon eine Schwester, berichtete am Freitag das Wall Street Journal (WSJ). Ebenfalls in Nevada habe Musk vergangenen Monat das neue Unternehmen X.AI mit sich selbst als einzigem Board-Mitglied angemeldet. Fragen dazu beantwortete er nicht. Aber laut dem Bericht hat er in den vergangenen Monaten passend zu dem Namen Kontakt zu KI-Forschern aufgenommen, um sie dafür zu gewinnen, einen Konkurrenten für das enorm erfolgreiche Chat-System ChatGPT zu entwickeln.
Das große Sprachmodell mit bemerkenswerten Fähigkeiten stammt von OpenAI, einem von Musk als nichtkommerziell mitgegründeten und finanzierten Unternehmen. Seitdem habe es sich in das Gegenteil verkehrt, beschwerte er sich vor kurzem – maximal gewinnorientiert und von Microsoft kontrolliert. Später unterschrieb der Tesla-Chef zusammen mit hunderten KI-Experten einen Appell, eine Pause bei der Weiterentwicklung von Systemen auf dem Niveau von ChatGPT einzulegen. Erst müssten Sicherheitsprotokolle entwickelt werden, um ihre Risiken in den Griff zu bekommen.
Tesla-Chef mit eigenem Twitter-Abo
Dieser Appell verhallte ohne erkennbare Wirkung, und auch Musk scheint jetzt lieber wieder mitmachen als mahnen zu wollen. Laut dem WSJ-Bericht hat er Vertrauten erzählt, dass er KI-Modelle entwickeln möchte, die stärker an dem Ziel orientiert sind, die Wahrheit herauszufinden. ChatGPT soll er als politisch verzerrt bezeichnet haben. Auch direkt bei OpenAI habe er versucht, Mitstreiter zu gewinnen, aber mit wenig Erfolg, schreibt die Zeitung. Unter anderem arbeitet dort Andrej Karpathy, der nach seiner Zeit als Chef der Autopilot-KI bei Tesla erst in ein Sabbatical und dann zu dem Microsoft-Partner ging.
Once every few weeks, I will do an ask-me-anything for subscribers only
— Elon Musk (@elonmusk) April 14, 2023
Wie Twitter-X und X.KI zusammenhängen, wurde zunächst nicht klar, aber offensichtlich braucht eine App für alles auch Suchfunktionen, und ChatGPT macht derzeit selbst Google nervös. Bei Twitter selbst scheint Musk unterdessen erst einmal bemüht, für neue Einnahmen und Aktivität zu sorgen. Nach einem allgemeinen Abo für 8 Dollar pro Monat führte er dort jetzt individuelle Abos ein, deren Einnahmen zu großen Teilen bei den jeweiligen Nutzern bleiben sollen. Als CEO und Twitter-Konto mit den meisten Followern machte Musk gleich davon Gebrauch – und kündigte an, sich den in seinem Fall 4 Dollar pro Monat zahlenden Abonnenten „alle paar Wochen“ für beliebige Fragen zur Verfügung zu stellen.