Statt erst in etwa sechs Wochen hat Twitter schon jetzt eine neue Führung: Am Donnerstag hatte Tesla-CEO Elon Musk bekannt gegeben, eine Person gefunden zu haben, die für ihn die Leitung der Kurznachrichten-Plattform übernehmen werde, doch nachdem deren Name durchgesickert war, ging es ganz schnell. Am Freitag gab das Medien-Unternehmen NBCUniversal bekannt, dass seine Anzeigen-Chefin Linda Yaccarino mit sofortiger Wirkung zurücktritt, und kurz darauf hieß Musk sie bei Twitter willkommen. Die Aktie von Tesla, die zunächst positiv auf den CEO-Wechsel bei Twitter reagiert hatte, gab ihre Gewinne vom Vortag allerdings wieder ab.
Twitter-Schritt weckt Tesla-Gerücht
Den Anstieg der Tesla-Aktie nach der ersten Meldung von Donnerstag hatten Beobachter recht einhellig als Signal dafür interpretiert, dass die Börse jetzt wieder mit mehr Einsatz von Musk für das Elektroauto-Unternehmen rechnet. Neben Tesla führt er auch SpaceX und Boring und hatte nach der Übernahme von Twitter mitsamt des CEO-Postens mehrfach über extreme Belastung geklagt. Seinen Rücktritt dort hatte er schon im vergangenen November angekündigt, indem er darüber abstimmen ließ und erklärte, an das Ergebnis werde er sich halten.
Die Mehrheit war dafür, und mit der Übergabe an Yaccarino ist Musk dem Wunsch seiner Follower (und wahrscheinlich seinem eigenen) gefolgt. Die Bestätigung der Personalie am Freitag führte aber nicht zu einem weiteren Anstieg der Tesla-Aktie – im Gegenteil gab sie sowohl ihre frühen Gewinne als auch die vom Vortag wieder ab und schloss bei 167,98 Dollar. Laut dem Fondsmanager Gary Black lag das an Gerüchten, Musk werde auch den CEO-Job bei Tesla aufgeben. Diese bezeichnete er als Unsinn, aber heikel für die Aktie, und sprach sich deshalb für ein kurzes Dementi von Musk aus.
Obviously, bringing on Linda allows me to devote more time to Tesla, which is exactly what I will be doing!
— Elon Musk (@elonmusk) May 12, 2023
Eine Antwort darauf vom Tesla-Chef bekam er zunächst nicht, aber auch andere Twitter-Nutzer griffen das Gerücht auf und wollten ebenfalls eine Musk-Stellungnahme dazu. Kurz vor US-Börsenschluss reagierte er tatsächlich. Die Neueinstellung von Yaccorino gebe ihm offensichtlich die Möglichkeit, mehr von seiner Zeit Tesla zu widmen, und genau das werde er tun, schrieb Musk.
Musk geht auf Aktionärswunsch ein
Kurz vor der Hauptversammlung kommende Woche hat er also das zugesagt, was viele Aktionäre spätestens seit der Twitter-Übernahme von ihm fordern: einen größeren Anteil seiner langen Arbeitszeit für Tesla zu nutzen. Um ein Dementi handelte es sich bei seiner Antwort aber streng genommen nicht – auch in einer anderen Rolle als der des CEO könnte er mehr für Tesla arbeiten.
Eine ähnliche Konstruktion wie jetzt bei Twitter gab es schon zuvor bei SpaceX, wo Gwynne Shotwell allerdings nur als COO bezeichnet wird und Musk selbst den CEO-Titel trägt. Bei Twitter will er sich laut seiner Ankündigung vom Donnerstag als Technik-Vorstand auf Produkte und Software konzentrieren, und allgemein hat Musk mehrfach erklärt, eigentlich kein Interesse an CEO-Positionen zu haben.