Auf Ankündigungen von Tesla-CEO Elon Musk folgen nicht unbedingt zeitnah Taten, aber in diesem Fall scheinen sie nur wenige Monate auf sich warten zu lassen: Ende 2022 ließ Musk als noch recht neuer Eigentümer der Nachrichten-Plattform Twitter darüber abstimmen, ob er den ebenfalls übernommenen Job als ihr CEO wieder abgeben sollte. Die Antwort lautete mehrheitlich Ja, aber zunächst blieb Musk im Amt, als wenn nichts gewesen wäre. Am späten Donnerstag aber teilte er mit, dass eine Nachfolgerin gefunden sei, die in etwa sechs Wochen als Twitter-CEO anfangen werde.
Tesla-Chef will in Twitter-Vorstand bleiben
Einen Namen nannte der Tesla-Chef zunächst nicht, aber laut einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) dürfte Musk Linda Yaccarino gemeint haben, die derzeit als Chairman für Global Advertising bei dem Medien-Unternehmen NBCUniversal arbeitet (s. Foto oben). In dieser Position verantwortet sie die gesamten Anzeigen-Verkäufe bei NBCU und soll enge Kontakte zu Werbekunden und Agenturen pflegen – vielleicht genau, was Twitter braucht, dem seit der Musk-Übernahme hohe Anzeigeneinnahmen verloren gegangen sind.
Möglicherweise war der CEO etwas voreilig, denn das WSJ berichtet lediglich, es gebe derzeit Gespräche darüber, ob Yaccarino die Twitter-Spitze übernimmt. Musk dagegen schrieb, er habe seine Nachfolgerin schon eingestellt. Nur die ungefähre Angabe, dass sie in etwa sechs Wochen beginnen soll, spricht dafür, dass die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind. Für sich selbst hatte der Tesla-Chef schon eine recht genaue Vorstellung von seinen verbleibenden Aufgaben bei Twitter: Er werde Board-Mitglied bleiben, die Rolle des Technik-Vorstandes übernehmen und den Bereich Produkt und Software leiten, schrieb er.
Excited to announce that I’ve hired a new CEO for X/Twitter. She will be starting in ~6 weeks!
My role will transition to being exec chair & CTO, overseeing product, software & sysops.
— Elon Musk (@elonmusk) May 11, 2023
Trotz der verbleibenden Unsicherheit reagierte die Aktie von Tesla positiv auf die Neuigkeit von der laut Musk gefundenen Twitter-Nachfolgerin. Den Donnerstag über hatte sie im regulären Handel kaum verändert notiert, doch kurz vor Handelsschluss kam die Nachricht und sorgte dafür, dass Tesla mit etwa 2 Prozent im Plus bei 172,08 Dollar schloss. Nachbörslich ging es um weitere rund 1,5 Prozent nach oben.
Musk mit großen Plänen und wenig Zeit
Wie die Mehrheit der Teilnehmenden an der Umfrage im Dezember scheint also auch die Börse der Meinung zu sein, dass Musk lieber nicht auch noch Twitter führen sollte. Über die Belastung durch diesen vierten CEO-Posten neben Tesla, SpaceX und Boring hatte er in den vergangenen Wochen mehrfach geklagt, gleichzeitig aber erkennen lassen, dass er große Pläne für Twitter hat. Die dürfte Musk auch ohne offizielle Position an der Spitze weiter verfolgen. Aber die Besitzer der anderen von ihm geführten Unternehmen können hoffen, dass bald trotzdem mehr Zeit und Energie für diese Aufgaben übrig bleibt.