Immer wieder klagen Tesla-Besitzer in sozialen Medien über eine Erfahrung, die manche von ihnen als schmerzhaft empfinden: Eine oder mehrere ihrer Felgen haben Kratzer oder Macken abbekommen, wie dann auch gern in Fotos gezeigt wird. Gleichzeitig wird dabei oft die Vermutung laut, die Tesla-Felgen seien auf die eine oder andere Weise besonders anfällig dafür. Wir haben einen Experten gefragt, ob das stimmt – und was man tun kann, wenn es denn passiert ist.
„Tesla-Besitzer schauen genauer hin“
Auch unser eigenes Tesla Model 3 kam nicht ohne Kratzer davon, wie wir bei den Vorbereitungen für seinen Verkauf nach elf Monaten feststellten – drei von vier seiner Felgen hatten Spuren. Allerdings bekamen wir trotzdem gut 1000 Euro mehr als den Neupreis dafür. Das spricht schon dafür, dass das Problem nicht übermäßig gravierend ist. Und auch wenn es manchen Betroffenen die beschriebenen Schmerzen bereitet und oft auch Mitleidsbekundungen auslöst, gibt Michael Scharnberg, Lackierer-Meister und Geschäftsführer der Jürs GmbH in Lübeck, im entscheidenden Punkt Entwarnung: „Nein, Tesla-Felgen sind nicht kratzempfindlicher.“
Und warum ist das Thema in Tesla-Kreisen trotzdem in aller Munde? Auch dazu fällt Scharnberg etwas ein: Tesla-Fahrer würden schlicht mehr auf ihr Fahrzeug und damit auch auf die Felgen achten, vermutet er. Sie erkennen derartige Beschädigungen also eher als andere Autobesitzer und klagen dann in Foren ihr Leid. Ein spezifischer Faktor kommt aber trotzdem hinzu: Die Elektroautos von Tesla werden serienmäßig mit sehr großen Felgen ausgeliefert. Das kleinste Format misst 18 Zoll beim Model 3, was bei anderen Herstellern schon die Maximalgröße darstellen kann, und Schluss ist erst bei 22 Zoll. Und je größer eine Felge ist, desto weniger hoch fällt der Gummi des Reifens darauf aus. Also gibt es schlicht viel Alu-Fläche, die gegen Bordsteine krachen und dadurch zerkratzt werden kann. Je kleiner eine Felge ist, desto höher ist dagegen der Gummi und die Wahrscheinlichkeit, dass bei Kontakt mit dem Bordstein zuerst dieser getroffen wird.
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Immerhin ist es meist nicht allzu teuer, eine Tesla-Felge reparieren zu lassen, erklärt Scharnberg weiter. Nach seiner Einschätzung kostet eine solche Reparatur im Durchschnitt zwischen 80 und 120 Euro. Bei nur kleinen Material-Abtragungen zum Beispiel könne recht schnell und einfach mit einem Aluminium-Spachtel gearbeitet werden. Je größer und tiefer die Beschädigung ist, desto größer wird auch der Aufwand. Bei schweren Fällen wird die gesamte Felge in eine CNC-Fräse eingespannt und Material abgedreht. Anschließend ist eine aufwendigere Lackierung als bei kleinen Schäden notwendig – was wiederum teurer wird.
Bis 2 Felgen-Kratzer bei Leasing „normal“
Solche aufwendigen Sanierungen kommen laut Scharnberg aber auch bei Tesla nicht sehr häufig vor. Für den kleinen Kratzer zwischendurch hat sein Unternehmen sogar eine Hilfe zur Selbsthilfe entwickelt: Jürs bietet Tupfflaschen an, mit denen sich kleinere Schäden an den Felgen zumindest kaschieren lassen. Die gibt es inzwischen in 12 Farb-Ausführungen – die Palette ist hier also breiter als bei den aktuell bestellbaren Karosserie-Lackierungen bei Tesla. Der Hersteller selbst scheint das Thema zudem weniger tragisch zu finden als manche Kunden: Bis zu zwei Kratzer von höchstens 7,5 Zentimeter Länge würden als „normal“ gelten, schreibt Tesla in seinen Bedingungen zur Leasing-Rückgabe.