Überraschend und mit großen Echo hat Tesla-CEO Elon Musk Mitte November den Bau einer Gigafactory in Brandenburg angekündigt (die von ihm als Gigafactory Berlin bezeichnet wird). Batterien, Antriebe und Fahrzeuge, beginnend mit dem neuen Model Y, sollen dort entstehen, teilte Musk auf Twitter mit. Und wie sich jetzt zeigt, könnte sich hinter dem Wort „Batterien“ eine Sensation verbergen: Bislang produzierte Tesla nur Akkupacks selbst und benutzte dafür zugelieferte Zellen – doch eine Stellenanzeige für die neue Gigafactory erweckt den Eindruck, dass dort auch Zellen produziert werden sollen.
https://twitter.com/elonmusk/status/1194364798407852032?lang=de
Mittlerweile hat Tesla auf seinen Job-Seiten einige Stellenanzeigen für die auch als GF4 bezeichnete Fabrik in Deutschland veröffentlicht. In einer davon wird ein „Process Engineering Lead“ gesucht. Der Titel und die Rollenbeschreibung lesen sich noch sehr allgemein und liefern keine näheren Hinweise. Anders aber die Beschreibung der Aufgaben: Bewerber sollen unter anderem „neuartige detaillierte Designs für eine breite Palette von Systemen von Elektrolyten bis Reinstwasser“ entwerfen.
Will build batteries, powertrains & vehicles, starting with Model Y
— Elon Musk (@elonmusk) November 12, 2019
Mit Elektrolyten dürfte eine Fabrik, die lediglich zugelieferte Zellen zu Modulen und Batteriepacks integriert, nichts zu tun haben, aber selbstverständlich sind sie ein wichtiger Bestandteil der Zellen selbst. Auch die Erwähnung von „Reinstwasser“ in der Anzeige klingt nicht mehr nach einer normalen Autofabrik. Insofern sprechen beide Formulierungen deutlich dafür, dass Tesla in Deutschland nicht nur Elektroautos und Batteriepacks fertigen will, sondern tatsächlich auch die einzelnen Zellen dafür.
Ein weiteres Indiz: In Zusammenhang mit der Gigafactory in Deutschland werde es noch eine „interessante Überraschung“ geben, sagte eine beratend an den Planungen dafür beteiligte Person gegenüber teslamag.de. Weitere Informationen ließ sie sich zunächst aber nicht entlocken.
Dass Tesla den Einstieg in eine eigene Zellfertigung plant, ist zunehmend ein offenes Geheimnis. Erstmals bei der Hauptversammlung in diesem Juni hatten CEO Musk und sein Technikchef Drew Baglino entsprechende Andeutungen gemacht. Musk sprach von wichtigen Technologien mit Bedeutung für „Kosten und Skalierbarkeit der Zellproduktion“, die sich Tesla mit der Übernahme des Speicherspezialisten Maxwell Technologies gesichert habe. Baglino sagte zum Thema Batterieknappheit, Tesla habe nicht die Hände in den Schoß gelegt – eine Lösung sei schon vorbereitet. Seitdem wurde unter anderem bereits bekannt, dass das Unternehmen in den USA Mitarbeiter für die Zellfertigung sucht.
Sollte sich Tesla tatsächlich für eine Zellproduktion in Deutschland entschieden haben, wäre das höchst ironisch und eine kleine Sensation. Denn es gehört zu den erklärten Zielen der Bundesregierung, dass auch hierzulande Kapazitäten für diese wichtige Grundlage der Elektromobilität geschaffen werden, um die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern zu verringern – Wirtschaftsminister Peter Altmaier will entsprechende Projekte mit 1 Milliarde Euro fördern. Dass Zellen aus Deutschland vom US-Hersteller Tesla kommen, dürfte er dabei aber nicht im Sinn gehabt haben.