Mit einer deutlichen Warnung zur Tesla-Gigafactory (GF4) in Brandenburg ging Mitte Januar der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) an die Öffentlichkeit. Weder die Trinkwasserversorgung noch die Schmutzwasserentsorgung für Tesla sei derzeit gewährleistet, anders lautende Darstellungen seien falsch, teilte der Verband überraschend mit. Doch wie sich jetzt herausstellt, scheinen die Probleme durchaus lösbar – und unter anderem finanzieller Natur zu sein.
Das geht aus einem Bericht des RBB hervor. Demnach gab es am Mittwoch ein Gespräch zwischen dem WSE, den Berliner Wasserbetrieben, dem Landesumweltamt und der Wirtschaftsförderung über die Tesla-Fabrik. Nach Ansicht von Experten seien Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für die Gigafactory im brandenburgischen Ort Grünheide technisch machbar. Der Verband dagegen hatte von vollkommen offenen technischen und administrativen Fragen und sogar einer Gefährdung der öffentlichen Trinkwasserversorgung durch Tesla gesprochen.
Nach den Gesprächen aber hieß es jetzt laut RBB, das Grundwasser vor Ort reiche für die erste Ausbaustufe der Gigafactory aus; schon ab Juli 2021 soll dort das neue Model Y vom Band laufen, zunächst voraussichtlich mit einer Rate vom 150.000 Stück pro Jahr. Dafür werden 371 Kubikmeter Wasser pro Stunde gebraucht, heißt es in dem Bericht. Genügend Grundwasser sei vorhanden, aber die beiden WSE-Wasserwerke Erkner und Petershafen/Eggersdorf müssten ertüchtigt werden und das Land müsse eine höhere Grundwasserförderung erlauben.
Hier deutet sich eine mögliche Erklärung für die überraschende Warnung des WSE an. Grünheides Bürgermeister Arne Christiani hatte laut einem anderen RBB-Bericht zuvor erklärt, dabei habe es sich um eine „Retourkutsche“ gehandelt. Denn in den Jahren 2017 und 2018 musste der Verband wegen zu hoher Grundwasserentnahme Bußgelder bezahlen. Trotzdem wurde den Bürgern im Einzugsgebiet in den heißen Sommern monatelang die Gartenbewässerung verboten.
Auch die Abwasserentsorgung für die erste Gigafactory-Stufe wurde laut RBB in dem Gespräch am Mittwoch diskutiert und geregelt. Für die erste Ausbauphase soll eine 15 Kilometer lange Leitung vom Tesla-Werk zum Klärwerk Münchehofe gebaut werden. Das von den Berliner Wasserbetrieben betriebene Werk müsse dazu ausgebaut werden. Für die erste Stufe sei dann derzeit nur noch offen, wie besonders gefährliche Abwässer wie Phosphatschlamm gelagert werden.
Selbst für die späteren Ausbaustufen scheint das vom WSE als gefährlich bezeichnete Thema eines möglichen eigenen Brunnens auf dem Tesla-Gelände vom Tisch, berichtet der RBB weiter. Stattdessen könne Wasser aus einem Grundwasserkörper südlich von Frankfurt an der Oder bezogen werden; dafür müsste aber noch eine 60 Kilometer lange Leitung gebaut werden.
Für mehr Abwasser wiederum „könnte neben der Fabrik ein neues Klärwerk gebaut werden“ – eine Millioneninvestition, die der WSE stemmen müsse, berichtet der RBB. Mit diesem Bau müsse bald begonnen werden, denn die Züchtung der Bakterien für die Wasserreinigung dauere mindestens zwei Jahre.