Fans von Tesla und dessen CEO Elon Musk veröffentlichen auf Twitter fast täglich Spitzen oder auch Vorwürfe gegen Trevor Milton, den Gründer der Nikola Corporation. Der steht nach eigener Aussage auf der Seite von Tesla und will wie Musk der Welt zu sauberen Automobilen verhelfen, in seinem Fall eher im Nutzfahrzeug-Bereich. Aber wegen häufiger Seitenhiebe und einer Design-Klage gegen den Tesla-Sattelschlepper Semi zweifeln manche Beobachter an seinem guten Willen – und wegen widersprüchlicher Aussagen teils auch an den ernsthaften Absichten von Milton. Jetzt öffnete Nikola die Vorbestell-Seiten für seinen E-Pickup Badger, und auch darauf wurde in Tesla-Kreisen mit Skepsis reagiert.
Nikola Tesla als Doppel-Namengeber
Tatsächlich ist allein der Firmen-Name Nikola wenn nicht eine Provokation, dann zumindest eine deutliche Anspielung an Tesla – beide Unternehmen haben ihre Namen von dem Elektro-Erfinder Nikola Tesla, aber das von Musk wurde elf Jahre früher gegründet. Zudem ändert Nikola häufig seine Pläne. So wollte das Unternehmen zunächst einen E-Sattelschlepper mit Akku und zusätzlichem Gas-Stromgenerator produzieren.
Schon die Ankündigung dieses Nikola One Anfang August 2016 enthielt eine Spitze gegen Tesla, dessen Semi damals noch nicht vorgestellt war, aber angekündigt: Andere Unternehmen hätten E-Lastwagen mit nur „einigen hundert Meilen Reichweite“ und dann „vier bis acht Stunden Aufladen“ angekündigt. Nikola dagegen habe nicht weniger als den „heiligen Gral der Lastwagen-Branche“ entwickelt.
Das sind ähnlich große Worte wie bei Tesla-Chef Musk, nur folgten ihnen bislang keine konkreten Produkte oder Umsätze – aber mehr große Worte. Schon wenige Wochen später ließ Nikola wissen, den One für die USA und Kanada jetzt statt mit Gas-Extender mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle auszustatten. Das ist fast ein rotes Tuch unter Tesla-Anhängern, weil CEO Musk diese Technologie als viel zu ineffizient ablehnt. Nikola dagegen kündigte an, neben dem Lastwagen One auch noch das nötige Netz an Wasserstoff-Stationen aufzubauen, mehr als 50 Stück bis 2020 und alle versorgt mit Strom von selbst gebauten Photovoltaik-Parks.
Zweifel an Nähe zu Tesla
Wieder unter dem Verweis auf „andere Unternehmen“ (also Tesla) zahlte Nikola dann im April 2018 Anzahlungen für den Nikola One zurück und erklärte, dieser Sattelschlepper und die Variante Nikola Two seien ab sofort ohne jede Gebühr vorbestellbar. Tesla nahm für den Semi damals 20.000 Dollar Anzahlung. Im Mai 2018 reichte Nikola zudem eine Klage ein und forderte von Tesla 2 Milliarden Dollar wegen Nichtbeachtung von Design-Patenten.
Bei dieser Vorgeschichte ist nicht erstaunlich, dass viele dem Gründer Milton seine Nähe zu Tesla nicht abnehmen wollen. Doch er besteht immer wieder darauf. In diesem Februar kündigte er den eigenen Pickup Badger an, der anders als Teslas Cybertruck, aber wie die eigenen Sattelschlepper mit Brennstoffzelle kommen solle. Eine Twitter-Nachricht von Milton, in der er die Produktion eines Pickups ausgeschlossen haben soll, wurde inzwischen gelöscht. Dazu erklärte der Gründer jetzt, Nikola habe das tatsächlich nicht vorgehabt, doch weil ihm das Aussehen des Tesla Cybertruck nicht gefalle, habe sich das eben geändert.
Und auch bei den Anzahlungen orientiert sich Nikola jetzt wieder an Tesla: Am Montag wurde die Website für Vorbestellungen des Pickups freigeschaltet. Dort kann man in drei Stufen bis zu 5000 Dollar für den Badger anzahlen, wofür es jeweils denselben Betrag an Rabatt auf den noch nicht fest genannten Kaufpreis gibt. Aber auch diese Gelegenheit nutzte Milton, um sich von Tesla abzuheben: „Anders als bei Konkurrenten“ würden Anzahlungen nicht zur Finanzierung der Entwicklung eingesetzt.
Bislang nur Computer-Bilder
Ebenfalls ganz anders als bei Tesla ist, dass Nikola noch nicht einmal über einen Prototypen seines E-Pickups verfügt. Auf Twitter-Nachfrage bestätigte Milton, dass es sich bei den aktuell gezeigten Bildern um computergenerierte handelt. Er versicherte aber, sie würden auf finalen CAD-Daten basieren, und er plane, bei der Veranstaltung Nikola World Anfang Dezember mit einem blauen Badger auf die Bühne zu fahren.
Die frühe Bestell-Möglichkeit ohne Prototyp sei selbst in der innovativen Welt der Elektroautos eine Seltenheit, schreibt dazu die Nachrichten-Agentur Bloomberg. Nach ihrem Bericht gab Nikola noch im März an, den Badger nur dann produzieren zu wollen, wenn ein etablierter Hersteller als Partner dafür gewonnen werden kann. Dazu werde es in diesem Sommer nähere Informationen geben, sagte eine Sprecherin Bloomberg auf Anfrage.